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Hallo an alle!

Ein Tipp aus dem Fibro-Forum hat mich auf diese Seite verschlagen. Eigentlich sollte ich mir die Beiträge bezüglich Reizdarm durchlesen, aber dann las ich das Wort Sozialphobie und fühlte mich gleich angesprochen.

Mein Umfeld kann nicht verstehen, warum ich derart Hemmungen habe, auf andere zuzugehen. Ich kann es selber nicht verstehen, zumal meine Mutter da ganz anders ist. Die quatsch jeden an. Ich habe schon Probleme beim Bäcker, sage mir die ganze Zeit vorher in Gedanken den Satz vor, den ich der Verkäuferin sagen will, und ich habe Angst davor, etwas Falsches zu sagen. Manchmal stottere ich, einige Wörter fallen mir besonders schwer. Einmal ist es sogar passiert, dass ich mir statt eines Sesambrötchens ein einfaches Brötchen gekauft habe, aus Angst, ich könnte stottern. Und auf gar keinen Fall würde ich unschlüssig vor der Backtheke stehen und erst dann entscheiden, was ich nehme. Dabei hätte ich viel zu viel Panik davor, dass die Leute, die in der Schlange hinter mir stehen, unruhig werden.

Wenn ich in einem Geschäft etwas nicht finde, dann ist das letzte, was ich versuchen würde, eine Verkäuferin danach zu fragen. Wenn ich das dann schon einmal tun muss, weil ich für jemand anderen etwas besorgen soll, dann mache ich das auch nur, wenn ich das genaue Wort dafür kenne. Ansonsten verlasse ich einfach das Geschäft, ohne es gekauft zu haben.

Nebenan hat ein Selbstbedienungsbäcker aufgemacht. Immer habe ich davor gestanden, aber natürlich nicht zu lange, damit keiner blöd guckt, und mich nie getraut, hineinzugehen. Erst als mein Freund drin war und ich ihn gelöchert habe, wie das alles funktioniert, bin ich auch mal reingegangen.

Dann ist da die Sache mit dem Telefon. Wenn mein Chef mir sagt, ich solle irgendwo anrufen, bekomm ich schon Schweißausbrücke und lege mir einen Text zurecht, den ich meinem Gesprächspartner herunterleiere. Und wehe, das Gespräch verläuft anders, dann breche ich in Panik aus.
Aber das Problem mit dem Telefon habe ich auch in meinem Privatleben. Schon als Teenager hatte ich Schwierigkeiten, anderen anzurufen. Ich hatte immer die Angst, ein Elternteil desjenigen geht ans Telefon. Dadurch sind viele Freundschaften im Sande verlaufen - einfach aus dem Grund, weil die anderen dachten, ich hätte kein Interesse daran. Aber ich hatte Interesse - aber auch eine Menge Angst. Ich hätte auch nie im Leben nach einem Treffen gefragt. Zum ersten hatte ich Angst vor Ablehnung und zum zweiten dachte ich: Okay, vielleicht sagt derjenige Ja, aber dann nur aus Höflichkeit. In Wirklichkeit will er sich gar nicht mit mir treffen.
Und dann Schlimmste sind Anrufe bei Ämtern und dergleichen. Sogar einen Arzttermin zu vereinbaren ist für mich die Hölle.

Mittlerweile habe ich es in den Griff gekriegt, mit meinen Freunden zu telefonieren, aber nur, wenn ich genau weiß, dass niemand anderes als sie ans Telefon geht. Ich schaffe es auch, mich zu verabreden. Aber wehe, jemand sagt Nein, dann fühle ich mich total beschissen und versuche es vorerst nicht mehr.

So geht es mir auch in meiner Beziehung. Ein Nein meines Partners empfinde ich sofort als Ablehnung meiner selbst. Dann fühle ich mich total klein und furchtbar verletzt.

Und noch etwas macht mir ziemlich zu schaffen: Amtswege. Nächsten Monat bin ich arbeitslos, und dann geht das Gerenne zu den Ämtern wieder los. Und wen werde ich natürlich wieder im Schlepptau haben? Meine Mutter! Und das mit 25 Jahren!

Zu allem Überfluss bin ich auch noch stark übergewichtig, so dass ich schon allein deshalb Schwierigkeiten habe, mich außerhalb meiner Wohnung zu bewegen. Ständig sagt man mir, ich solle doch irgendeinen Sport machen. Aber ich? Sport machen, wo andere mich sehen können? Wo andere mit dem Finger auf mich zeigen? Wo andere mich belächeln oder sogar auslachen? Wenn ich über die Straße gehe höre ich schon im Geiste, wie irgendjemand über mich redet, oder wie mir jemand eine Beschimpfung zuzischt. Und ganz schlimm ist es mit dem Essen. Nie im Leben würde ich essend auf der Straße gehen. Spontan einen Döner? No way! Den esse ich Zuhause! Aber nur, wenn ihn mir jemand anderes geholt hat. Ich würde mir nie im Leben selbst etwas aus einem Imbiss holen! Ich stehe höchstens daneben, wenn es mein Freund macht, und tue unbeteiligt.

Aber allein am Gewicht kann das auch nicht liegen. Ich habe eine gute Freundin, die genauso dick ist wie ich. Aber die hat keine Probleme damit. Die isst sich ihre Türkische Pizza oder sogar Schokolade auf offener Straße. Und sie geht sich sogar alleine etwas holen.

Also bitte, das kann doch nicht normal sein, oder?

09.10.2002 08:28 • 24.10.2002 #1


2 Antworten ↓


Hört sich schon ein bißchen extrem an, Daniela. In einer Sache kann ich mich aber hundertprozentig wiedererkennen, und zwar bei der Angst vorm Telefonieren. Anrufe bei Behörden und fremden Leuten sind auch mir oft ein Greuel und es kostet mich meist eine unglaubliche Überwindung. Wenn ich zum Beispiel jetzt schon weiß, daß ich morgen vormittag um 11 Uhr bei der Firma X oder meim Amt Y anrufen muß, gehe ich schon in Gedanken Wort für Wort durch, wie ich mich am Telefon melde, mich vorstelle und mein Anliegen schildere. Wenn ich dann morgen früh aufwache, ist der erste Gedanke schon beim bevorstehenden "Ereignis" (Telefonat). Oft zähle ich dann schon die Minuten, bis es soweit sein wird. Ich bin schon Stunden vorher total nervös, kriege ein flaues Gefühl im Magen und renne laufend zur Toilette. Wenn dann der Moment gekommen ist, ich den Telefonhörer abnehme und die Nummer wähle, rast der Puls und ich kann mein eigenes Herz schon fast schlagen hören. Wenn dann ein Besetzt-zeichern ertönt, ist die Erleichterung zunächst groß, aber ich muß es ja erneut versuchen. Wenn dann aber Freizeichen kommt, schnellt der Puls wieder schlagartig in die Höhe. Der weitere Ablauf ist oft unterschiedlich. Manchmal gelingt es mir zu meinem eigenen Erstaunen überraschend gut, ein flüssiges, lockeres und stotterfreies Telefongespräch zu führen. Das ist meist dann der Fall, wenn sich derjenige am anderen Ende nett, freundlich und sympathisch anhört. Wenn sich aber jemand meldet, bei dem ich das Gefühl habe, daß ich ihm zur Last falle oder wenn es jemand ist, der sich so nach dem Motto "Was wollen Sie eigentlich von mir...?" verhält oder in komplizierten Sätzen (Amtsdeutsch z.B.) spricht, dann werde ich vollends unsicher und das ganze endet in einem Fiasko. Und wenn ich dann mal irgenwas nicht richtig verstanden habe, mache ich oft den Fehler, nicht nachzuhaken, sondern sage einfach "ja ja, ist klar", nur um nicht als "schwer von Begriff" da zu stehen.

Das merkwürdige an der ganzen Sache: Es ist ausschließlich nur am Telefon so. Wenn ich den Leuten persönlich gegenüberstehe, habe ich eigentlich gar keine derartigen Probleme. So kommt es, daß ich oft lieber gleich persönlich zu demjenigen hinfahre, obwohl ich es ja eigentlich auch telefonisch erledigen könnte. Das geht natürlich nur dann, wenn ich gerade Zeit habe und der Weg nicht zu weit ist.
Früher habe ich immer zusammengezuckt, wenn das Telefon unerwartet klingelte und wenn ich mich dann nach dem siebten, achten klingeln überwinden konnte ranzugehen, hat derjenige meist auch schon aufgelegt. Mittlerweile habe ich mir einen Anrufbeantworter zugelegt, der auch ständig eingeschaltet ist. Direkt gehe ich also nicht mehr ans Telefon, wenns klingelt. Außer es hat sich jemand vorher angekündigt.

Blöde Sache irgendwie, aber ich weiß leider auch nicht, ob und wenn ja, was man dagegen machen kann.


Schöne Grüße
Birgit

hm, das hört sich ein wenig nach asperger-syndrom an (bin nur laie), schau mal auf www.aspie.net oder www.sghl.de nach.

grüße

franz





Dr. Reinhard Pichler
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