Erythrophobie-Angst zu erröten
Hallo zusammen,
seit einigen Jahren neige ich dazu, in Situationen, in denen ich das Gefühl habe, mich vor anderen zu blamieren, zu erröten. Bis ich ungefähr 17 war, ist mir nie bewusst aufgefallen, dass ich überhaupt so stark erröte, wenn mir etwas peinlich ist, wahrscheinlich weil ich damals noch keinen so starken Wert darauf gelegt habe. Ich war immer sehr aufgeschlossen, in der Pubertät sehr rebellisch und kämpferisch, ich wollte immer die Welt verbessern, Abenteuer erleben. Selten hatte ich vor etwas wirkliche Angst.
Auch heute noch bin ich kontaktfreudig, habe immernoch ein Helfersyndrom und möchte immer noch tief in mir die Welt verbessern.
Schon seit einigen Jahren leide ich an Hitzewallungen, im tiefsten Winter war mir oft speziell im Gesicht unglaublich warm. Es kam nicht allzu häufig, aber wenn es kam, dann schubweise und nur einen kurzen Augenblick. Ich habe dem eigentlich nie große Beachtung geschenkt.
Vor ungefähr vier jahren stand ich mit meinem damaligen Freund bei Real an der Kasse und plötzlich überkam mich ein derartiger Hitzeschub, dass ich dunkelrot anlief wie eine Tomate. Meinem Freund fiel dies sofort auf und er fragte, ob alles in Ordnung wäre. Dabei hatte ich furchtbares Herzrasen und mir brach der Schweiß aus. Danach passierte mehrere Jahre nichts dergleichen mehr, ich hatte nur meine normalen Hitzewallungen.
Vor einigen Monaten passierte mir dies wieder an der Kasse, Herzrasen, Schweiß und dazu plötzlich das Gefühl, jedem würde meine dunkelrote Gesichtsfarbe auffallen. Ich war so peinlich berührt, dass diese Wallung so lange anhielt, bis ich bezahlt hatte und endlich den Laden verlassen konnte.
Nun sind diese Beschwerden seit einigen Monaten meine alltäglichen Begleiter, mal mehr und mal weniger ausgeprägt. Besonders während der Arbeit und in der Schule, also an Orten, an denen ich im Mittelpunkt stehen muss, treten diese Wallungen auf. Ich arbeite im Heimerziehungsbereich, also ist es fast unmöglich für mich, Situationen zu vermeiden, in denen ich vor vielen Menschen reden muss.
Mir ist bewusst, woher diese Hitzeattacken rühren könnten. Ich bin perfektionistisch, gestehe mir selbst ungern Fehler ein, fühle mich innerlich (auch wenn ich es nicht bewusst tue) nicht gut genug für andere, obwohl ich keinen offensichtlichen Grund dazu habe. Dieser Leistungsdruck, unter dem ich anscheinend durch meine eigenen Anforderungen an mich selbst stehe, zieht mich immer weiter in diesen Kreislauf hinein.
Zu ganz schlimmen Zeiten, weil meine Gedanken innerlich nur noch ums erröten kursierten, wurde ich ständig rot, auch in ganz normalen Gesprächen mit Familienangehörigen, Freunden ect. Teilweise ging ich nicht zur Schule, um solche Situationen zu vermeiden, war gleichzeitig unheimlich gefrustet, dass ich selbst mein Leben so einschrenkte. Es wurde immer schlimmer, wenn ich auf der Straße jemanden traf, der meinen Namen rief, wurde sofort eine Hitzewallung ausgelöst und ich hätte im Erdboden versinken können. Häufig weinte ich zuhause nach so einer Erfahrung.
Zur Zeit schwanken die Beschwerden, ich schaffe es manchmal (auf der Arbeit tritt es am meisten auf) mich durch extreme Konzentration auf den Gesprächsinhalt zu beruhigen(abzulenken von der Angst, ich könne gleich erröten)und sehe dies sofort als Erfolgserlebnis, aber in anderen Momenten überkommt mich der Röteausbruch, ich schwitze,mein Herz rast. Und dann ist mein Puls den ganzen Tag dermaßen erhöht, dass ich mein Herz im Hals klopfen spüre, bis es auf den Feierabend zugeht.
Ich habe mal eine zeitlang vom Neurologen Opipramol verschrieben bekommen, das half nur sehr kurzzeitig. Schilddrüsen-Über oder Unterfunktion wurde durch ein Blutbild ausgeschlossen.
Kennt noch jemand diese Symptome? Hat jemand Ideen,wie man diese Angst überwinden kann? Wie man sein Selbstvertrauen wirklich aus dem Unterbewusstsein aufbauen kann? ich denke, dass ist eng miteinander verzahnt, ich weiss mich selbst nicht richtig zu schätzen, obwohl ich auf andere nicht so wirke. In solchen Situationen will ich nur noch fliehen.....Ich liebe meinen Job, aber wie lange kann ich ihn noch ausüben?
Würde mich über Erfahrungen, Ratschläge und Literaturtipps freuen.