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Nach fast 20 Jahren ohne Zahnarztbesuch habe ich jetzt die Wahl : Angst überwinden oder an den Folgen schlechter Zähne zu scheitern. Ich meide jeden Facharztbesuch, der die Wahrscheinlichkeit einer Gebissinspektion enthält, z.B.auch Hautarzt und HNO- Facharzt. Dabei habe ich keine Angst vor der eigentlichen Behandlung, nur vor den angeekelten Blicken und Kommentaren. Dies beruht auf Erfahrungen, die ich damals gemacht habe. Wem geht es ähnlich und wie finde ich Hilfe?

08.09.2020 10:23 • 09.09.2020 #1


8 Antworten ↓


Ich habe mich viele Jahre wegen Bulimie in der Vergangenheit nicht zum Zahnarzt getraut hatte aber auch keine Beschwerden
Ich hatte große Angst vor den Kommentaren deswegen habe ich einfach vorher gesagt was Phase ist und es kam kein einziger Kommentar oder blöder Blick und siehe da -meine Zähne waren bis auf eine Füllung die ich neu brauchte in einem top Zustand
Du schaffst das

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Angst vor Verachtung bei Zahnarztbesuch

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Ja, man hat schon so seine Probleme. Aber Probleme geht man offen an, gerade beim Arzt.

Du ruft dort an und sagst offen und ehrlich, was Sache ist und auch, dass du dich so schämst, so viel Angst hast, wenn du das Entsetzen, oder die abwertenden Minen betrachten musst. Und darum bittest, absolut freundlich und sachlich mit dir umzugehen.

Und dann nimmst du allen Mut zusammen und begibst dich in die Hölle des Löwen, denn deine Gesundheit hängt da auch dran. Irgendwann ist eben Schluss mit Verstecken, da heisst es: Komme was wolle, ich will gescheite Zähne haben.

Als kleine Geschichte am Rande: ein alter Mann in der Orthopädie, mit Schmerzen am Knie. Nun ja, als er seine Hose auszog, kam ein bestialischer Gestank von seiner Unterhose. Die war schon lange nimmer gewechselt. Trotzdem wurde sein Knie behandelt, und, damals war ich noch jung, auch keine Mine verzogen.

Du sagst vorher, was Sache ist, und wirst behandelt werden. Muss einfach sein und ja, wir im med. Bereich sind Kummer gewohnt. Also, ran an den Feind.

Das macht mir Mut, danke. Bin 66 Jahre alt, habe einen Hochschulabschluss und bin nicht blöd, also Augen zu und durch!?

Zitat von Luccia-66:
Das macht mir Mut, danke. Bin 66 Jahre alt, habe einen Hochschulabschluss und bin nicht blöd, also Augen zu und durch!?



Genau. Ist deren Job, dich zu behandeln, umsonst ist das ja nicht. Glaub mir, einfach mit denen reden, dann hast du dich erklärt (tut dir gut), und ganz ehrlich, macht auch Spass, dich wieder schön zu machen. Kennt man doch, dieses Vorher und Nachher. Wer seinen Job gut macht, ist immer stolz, wenn die Patienten anschliessend strahlen.

Wir haben in der HNO extrem viel mit verstopften Ohren zu tun. Viele wissen das gar nicht, hören schlecht, haben Schmerzen und wenn wir die Krokodile, so nennen wir die manchmal im Spass, herausgefummelt haben, dann strahlen alle und sind echt happy. Hihi, und dann sind manche peinlich berührt, weil sie sich dreckig fühlen. Ich lach immer und sage, von irgendwas müssen wir doch leben, jetzt kommen sie ganz brav zu uns, und gönnen sich einen fachmännischen Ohrputzer.

Also, was dir peinlich ist, ist für uns Alltag. Alles easy, und für dich wird das auch so laufen.

Hört sich so logisch an, das Einfache, das so schwer zu machen ist.

Hallo Luccia,

du scheinst mir ein Angstpatient zu sein. Erstmal nachsehen, welcher Zahnarzt sich damit auskennt.

Ich musste damals meinen Zahnarzt wechseln (er hatte sehr starkt gezittert ...), der mir die Todesangst vor Zahnärzten genommen hatte und habe mich da sehr schwer getan.

Ich habe dann erst mal bei dem neuen Zahnarzt einen Termin gemacht und ihm beim Termin gesagt, dass ich nicht möchte, dass er irgendwas tut. Dann hat er meine Zähne durchgeguckt, mir gesagt, was er machen würde.

Und dann bin ich wieder weg. Ohne sonst was. Für mich war es wichtig, dass ich bestimme und wenn ein Arzt das versteht ...

Hallo

Nachdem ich mich überwunden hatte, nach Jahren den dringend nötigen Zahnarztbesuch zu absolvieren habe ich mich auch geschämt wegen meinem schlechten Gebiß und was die ZÄ wohl sagen würde oder wie sie guckt.

Ich hatte mir eine ZÄ gesucht die auf Angstpatienten spezialisiert ist und da kam nichts, keine Vorwürfe keine angewiederten Blicke und keine Bemerkungen.

Sie machte einfach ihre Arbeit und erklärte mir dabei ganz genau wie sie was macht und was gemacht werden müsste.

Obwohl ich wegen meiner Angsstörung auch mal eine PA hatte, fühlte ich mich gut aufgehoben, und sie hat mich noch immer gelobt, wenn ich die Behandlung durchgezogen habe.

Die ZA Helferinnen haben immer rückwärts gezählt, wenn z.B. geröntgt oder Abdrücke gemacht werden mussten, dann konnte ich mich drauf einstellen, um nicht in Panik zu geraten.

Und als ich das durchgezogen hatte, das war so ein tolles Gefühl, als alles fertig war, und ich olle Schißbux war dann mächtig stolz. Und ich denke das darf man dann auch sein.

Ich kann auch nur dazu raten,Dir einen Zahnarzt zu suchen,der auf Zahnarztphobie spezialisiert ist.
Diese Ärzte und ihr Team sind besonders einfühlsam und verständnisvoll.

Hinzu kommt:
Die meisten schrecklichen Dinge laufen nur in unserer Phantasie/Vorstellung ab und in Wirklichkeit ist dann alles ganz anders und weitaus harmloser.

Und dass einem vorm Zahnarztbesuch immer etwas mulmig ist,ist ganz normal.
Hab noch niemanden kennengelernt,der sich freudestrahlend auf einen Zahnarztstuhl setzt.
Es kostet Überwindung aber der Einsatz lohnt sich.

Du wirst Dich wesentlich besser fühlen hinterher.
Weil Du Dich getraut hast und gemerkt haben wirst,dass alles halb so wild war.
Und weil Du danach wieder besser kauen kannst und alles wieder schick aussieht.

Gedanklich mal darauf zuzugehen ist der allerschwerste Schritt.
Den hast Du bereits bewältigt, den Rest schaffst Du auch noch.





Dr. Reinhard Pichler
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