ich bin neu hier und bin über Eure Offenheit erfreut.
Kurz zu mir: ich bin männlich, in den 40ern, seit 15 Jahren ziemlich glücklich verheiratet und habe ein Kind
Im Alter von 5 Jahren bin ich von meinem Vater 4mal missbraucht worden. Danach war ich nicht mehr der aufgeweckte, neugierige, lustige, freie und auch fordernder Junge (Eigenschaften, die nun mein Kind hat, was mich sehr freut), sondern ein ängstlicher, stiller, zurückgezogener und innerlich sehr wütender und zerrissener Junge.
Es folgten endlose Jugendjahre der Einsamkeit, der Traurigkeit, der Verzweiflung, der Zweifel an der Welt und an mir.
Ich hatte langsam den Missbrauch vergessen. Aber ich merkte, dass ich anders war als meine Altersgenossen. Ich spürte Ablehnung und zog mich noch weiter zurück.
Nach dem Studium lernte ich meine Frau kennen und ich war nach vielen, vielen Jahren endlich nicht
mehr allein und endlich glücklich. Ich machte mich selbstständig. Dann kamen - nach Jahrzehnten - die Erinnerungen an den Missbrauch wieder. Ich forschte nach und arbeitete viel auf.
Mein Vater verstarb vor 20 Jahren. So hatte ich keine Möglichkeit, mit ihm über den Missbrauch zu sprechen. Ich habe viel nachgedacht und kann meinen Vater nun verstehen und habe ihm verziehen. Er hat einen Platz in meinem Herzen und ist mir ein Freund und Ratgeber.
All die Jahre drückte ich meine Wut weg. Auch heute noch. Und so bin ich immer der Liebe, der Verständnisvolle, derjenige, auf den man sich 100%ig verlassen kann (was meine Frau wahrscheinlich alles an mir schätzt). Durch ein perfektes Frühwarnsystem gehe ich konsequent zu erwartenden Konfliktsituationen aus dem Weg.
Ich habe (ausser bei meiner Familie) das Gefühl, dass etwas ganz Schreckliches passieren wird, wenn ich ´mal ein unfreundliches Wort jemandem gegenüber aussprechen muss oder wenn ich ´mal auf den Tisch hauen muss. (Während des Missbrauchs hatte ich das Gefühl, ich müsste sterben, wenn ich mich wehre.) Nun, natürlich haue ich auch ´mal auf den Tisch - unter Aufbietung aller mir zur Verfügung stehenden Kräfte. Aber das Erfolgserlebnis bleibt nicht im Gedächtnis. In der nächsten Tisch-hau-Situation ist die Angst so riesig wie immer.
Augenkontakt fällt mir sehr schwer, weil ich immer riesige Angst davor habe, dass dann jemand meine innere verbogene Wut sehen könnte, was natürlich Unsinn ist. Es ist schrecklich für mich, wenn ich merke, dass ich meinem Gesprächspartner (auch während ich spreche) nicht in die Augen sehen kann. Mir ist das furchtbar peinlich. Noch schlimmer sind die Irritation und die Ablehnnung , die ich damit beim Gegenüber auslöse. Ich leide dann noch mehr. Ich bekomme in solchen Situationen die Augen nicht unter Kontrolle. Es ist furchtbar.
Zum Wutabbau mache ich z. T. heftigen Sport, was aber nichts nützt.
Hat jemand eine Idee oder ähnliche Erfahrungen ?
Liebe Grüsse Kuschel
29.07.2012 09:38 • • 10.09.2012 #1
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