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Hi, danke für dein Update.
Bewerte es nicht zu negativ, dass die Präsentation am Dienstag bzw der Weg dahin sehr Angst besetzt war. Du hast ein sehr anstrengendes Wochenende hinter dir, was sicher viel oder sogar alle mentalen Ressourcen aufgebraucht hat und noch dazu ein Königsklasse-Thema gehabt mit dem Appell an die Führungskräfte.
Wärest du aus einem erholsamen Urlaub gekommen, wäre es sicher deutlich entspannter gewesen.

Vielleicht wäre Hypnotherapie oder wing wave etwas fürs dich und/oder ein paar Stunden bei einem Moderationscoach, um dir die Stunden, Minuten und Sekunden vor den besonders wichtigen Präsentationen zu erleichtern.
Ein ehemaligen Chef von mir, der ein sehr guter Präsentator und eloquenter Redner ist, ist vor den ganz besonders wichtigen Präsentationen oder eher Auftritten, eine Runde draußen rum marschiert mit ordentlich motivierender Musik auf den Ohren. Der kam dann ziemlich on zu seinem Slot. Bestimmt gibt es noch mehr solcher Hacks, wenn man mal sucht. Oder einen Profi fragt.

Ich hatte diese Woche auch 2 Präsentationen, die mir im Vorfeld ein bisschen Sorgen bereitet haben. Ich habe die hochkommenden Angstgedanken konsequent beiseite geschoben und mir immer wieder gesagt, dass ich das unangenehme Gefühl höchstens 10 Sekunden aushalten muss und mich auf die Entspannung danach gefreut.

Das stimmt schon. Das Wochenende war ziemlich extrem und von dort ging es direkt wieder in die Arbeitswoche.

Ich versuche eben alles zu analysieren, damit ich irgendwelche Ansatzpunkte finden kann.
Was steigert meine Anspannung vor einer Redesituation? Definitiv, wenn der Fokus allein auf mir liegt. Wenn es mehr eine Diskussion ist, ist es nicht so schlimm.

Wie kann ich die Anspannung vorher reduzieren? Dafür brauche ich noch effektive Strategien - bessere als Medikamente zu schlucken.

In der Situation selbst weiß ich ja, dass ich Redesituationen sehr gut meistere. Ich hatte schon erwähnt, dass meine Beiträge meist von der Präsentation her die besten sind. Die Anspannung ist weg, sobald ich rede. Das Davor ärgert mich am meisten

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Angst aufzufallen

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Ich muss berichten, dass ich mich grad ein wenig im freien Fall befinde.

Ich habe Montagabend ein Meeting für Dienstag angesetzt, und kurz nach dem Absenden ging mir der Puls hoch und ich habe Angst entwickelt. Die Nacht konnte ich kaum schlafen und das Meeting habe ich dann letztlich wieder kurzfristig abgesagt.

Ich bin dann zum Arzt, der mir Escitalopram verschrieben hat. Mit 5mg habe ich am Dienstag angefangen und den Tag zwar mit Nervosität, aber trotzdem durchgehalten.
Die Nacht auf Mittwoch war wieder kurz. Am Morgen habe ich vor dem Rechner gesessen und nicht gewusst wie ich anfangen soll. 0,25mg Alprazolam haben geholfen.
Es ist wie als wenn ich von innen Überschäume. In Phasen der Angst kriege ich kurze Adrenalinschübe, wie kalte Schauer. Gestern jedoch war dieses Gefühl fast konstant.
Die Nacht auf heute war wieder kurz und heute morgen ging gar nichts.
Ich habe mich nun krankgemeldet, mit meinem Chef offen darüber gesprochen. Er war super verständnisvoll.

Mich plagen jedoch nun regelrecht Existenzängste. Was ist, wenn ich nie wieder meinen Job ausführen kann… etc…

In den nächsten 2 Wochen hätten wieder zwei berufliche Reisen angestanden - für mich Ausnahmesituationen nach Corona. Diese sage ich nun ab, bin über den Zeitraum krankgeschrieben und versuche das Medikament hochzudosieren….

Was für ein Mist! Es ist wie als wenn ich vor eine Wand gerannt bin. Mein Umfeld sagt: burnout - so wie du gearbeitet hast.

Ganz von der Hand weisen kann ich das nicht. Die letzten Monate waren extrem und unter 10 Stunden täglich arbeite ich eigentlich nie, noch dazu in einer hohen Managementposition.

Kurzum, ich bin grad ein wenig verzweifelt und es fühlt sich an als ob alles zusammenbricht.
Mir geht es jetzt aber schon besser als heute morgen.

Tut mir leid zu lesen.

Du bist ja auch schon im Escitalopram-Chat und hast es sicher schon häufiger gelesen, aber trotzdem auch hier nochmal: es ist nicht selten, dass man beim Einschleichen ziemlich abstürzt, die Ängste sehr zunehmen, sehr starke Unruhe aufkommt, Schlaflosigkeit, Appetittlosikeit - das ist die antriebssteigernde Wirkung.
Was mindestens genauso schlimm ist, sind Gedanken der Hoffnungslosigkeit, wie ich werde niemals wieder wie vorher etc.

Aber lass dir gesagt sein: Das ist VÖLLIG normal leider und zeigt, dass das Medikament ankommt.
Diese Nebenwirkungen können bei jeder Dosissteigerung kommen und halten in der Regel bis zu 2, 3 Wochen an bis sie anfangen (!) weniger zu werden.
Wenn du auf der Zieldosis bist, braucht es unter Umständen weitere 4 bis 8 Woche bis du die volle Wirkung einschätzen kannst.
Das muss alles nicht so schlimm kommen und es kann auch sehr schnell sehr gut helfen, aber so bist du schonmal aufs Schlimmste gefasst.
Also mach dir erstmal keinen Kopf um wann wieder arbeiten und versuche die Angst machenden, dunklen Gedankenals Nebenwirkung zu akzeptieren. Jetzt ist erstmal durchhalten angesagt und wenn du durch diese holprige Zeit durch bist, wird alles gut. Wahrscheinlich sogar besser als in letzter Zeit.

Danke!
Mein Arzt will mich erstmal auf 10kg haben. Das sollte ich Ende kommender Woche erreichen. Ich nehme es ja grad den dritten Tag.
Ab Sonntag alle zwei Tage in 1mg Schritten hoch. Dann habe ich noch eine Woche bis die Krankschreibung endet.
Erstmal ist es gut zu sehen wie unterstützend alle wirken. Familie, Ärzte, Firma.
Das hilft.
Derzeit kriege ich noch diese Adrenalinschübe, wenn ich einen angstmachenden Gedanken habe. Die habe ich sonst nur bei wirklich "schlimmen" Situationen. Nun aber scheint die Schwelle etwas herabgesetzt. Das schreibe ich, wie du auch bestätigst, dem Einschleichen des Medikamentes zu.

Zitat von estikei:
Nun aber scheint die Schwelle etwas herabgesetzt. Das schreibe ich, wie du auch bestätigst, dem Einschleichen des Medikamentes z


Ganz bestimmt. Ich hatte diese Schübe auch ohne Grund. Ekliges Gefühl. Aber du kommst da durch und hast es ja auch schonmal genommen, wie ich las.
Sobald du wieder fit bist musst du aber an deinem Problem (vermutlich Stress?) arbeiten. SSRI lösen ja das Problem nicht..
Aber das weißt du bestimmt.
Ich habe nur den Eindruck, dass du möglichst schnell wieder fit für die Arbeit sein möchtest, deswegen schreibe ich dir das. Man sollte sich nicht dopen müssen, um zu funktionieren. Das Leben sollte einem leicht von der Hand gehen und Freude bereiten.

Ja, sicher möchte ich möglichst schnell wieder fit sein. Es fühlt sich bereits jetzt komisch an. 2 Wochen krank geschrieben, obwohl ich körperlich gar nichts habe.
Zwei Wochen am Stück war ich in meinem gesamten Berufsleben noch nie krankgeschrieben.
Ich sehe aber nun auch wie verrückt die letzten 2 1/2 Jahre waren und speziell die letzten Monate. Immer mehr Druck.
Dass ich so krass auf die Kommunion meines Sohnes reagiert habe, bzw danach auch nicht runtergekommen bin, hätte eigentlich schon ein Zeichen sein müssen.
Ich werde nun versuchen beruflich und privat mehr zu trennen. Meditation soll mir auch helfen, das werde ich in den nächsten 2 Wochen praktizieren

Gestern war die Abschlussfeier meiner Tochter im Kindergarten. Dazu ging es auch wieder in die Kirche, was ja vor kurzer Zeit ein riesen Problem war. Gestern überhaupt nicht. Das war schonmal positiv. Es war ein sehr kleiner Rahmen, mit vielleicht 50 Leuten. Die Feier danach war auch kein Thema.

Morgen steht das Ganze wieder an, diesmal aber ein Dankgottesdienst der die Kommunion abschließt. Da wird der Rahmen vermutlich etwas größer sein. Es ist mir mehr oder weniger "egal".

Was ich aber merke ist, dass ich morgens stark grüble. Gestern Nachmittag und Abend ging es mir eigentlich sehr gut, heute früh wieder nicht so sehr. Ich grüble wie ich wieder in die Arbeit einsteige, was passiert, etc.
Ich weiß auch nicht ob Stress im Sinne von Arbeitsvolumen der alleinige Auslöser war.
Ich habe schlicht "Schiss" vor bestimmten Situationen innerhalb des Jobs oder auch der Freizeit.
Gestern zb hat jemand eine Fürbitte vorgetragen. Das ist eine Situation, die für mich kaum zu meistern wäre. Während wir da sitzen denke ich "ich könnte jetzt auch nach vorne gehen und das machen", aber ich weiß genau: wenn ich wüsste, dass ich in 2 Wochen sowas machen muss, würde ich vor Angst ziemlich durchdrehen.
Wenn man permanent solche Situationen hat und das noch mit einem sehr verantwortungsvollen Beruf und hohem Volumen kombiniert, kriegt man wohl das was ich grad durchmache.

Heute morgen verspüre ich also relativ milde, aber doch präsente, Angst. Es ist Samstag - mir kann nichts passieren. Selbst das Business steht. Trotzdem mache ich mir Sorgen über den Wiedereintritt.
Alprazolam habe ich bisher nicht genommen und will es eigentlich auch nicht. Solange ich was zu tun habe ist alles ok. Fange ich an zu grübeln wird es schlecht.

Zitat von estikei:
Ich habe schlicht Schiss vor bestimmten Situationen innerhalb des Jobs oder auch der Freizeit.


Ich kann mir gut vorstellen, dass das regelmäßige Durchmachen von aus deiner Sicht sehr starken Belastungssituationen ein wichtiger Treiber deines Zustandes ist. Immer wieder durch für dich schreckliche Situationen gehen zu müssen, kostet enorm viel Kraft und kann ganz sicher zu einem Burnout führen, der sich genauso äußert, wie du es gerade durchlebst.

Auch ich hatte sehr starke Angst vor Situationen, in denen ich im Mittelpunkt stand und es gibt auch heute noch Situationen, vor denen ich an liebsten weglaufen würde. So ganz bestimmte Präsentationen, wo es um richtig was geht. Hatte ich erst letzte Woche und ich hatte in den Tagen davor schon öfter daran gedacht, mich auch überdurchschnittlich gut darauf vorbereitet, und ab 24h davor tatsächlich öfter den einen oder anderen Angstschub gehabt. Den Tag selber habe ich mir so umstrukturiert, dass ich mich körperlich bzw geistig gut in Form bringen konnte. Die Präsentationen sollte ich am Nachmittag vorstellen und ich habe fast nichts anderes gemacht als mich weiter vorbereitet (immer wieder die Charts durchgehen) und Entspannungs-, Lockerungs- und Stimmübungen zu machen.
Die Präsentation lief dann super, aber sie hat mich tatsächlich fast alle Kraft gekostet.
Solche Art Präsentation kommen GsD nur 2 oder 3x im Jahr vor. Wenn ich das wöchentlich durchmachen müsste, würde ich das keinen Monat durchstehen. Oder vielleicht auch Routinen aufbauen.

Mir hat dabei der Gedanke geholfen, dass es nicht schlimm ist, Fehler zu machen. Es ist nicht schlimm, wenn man meine Aufgeregtheit spüren sollte, wenn ich nicht als die mega versierte Rhetorikerin rüberkomme, die ich gerne sein würde.
Ich habe mir dafür auch einen guten Spruch notiert:
Anspannung ist, wer du denkst, wer du sein müsstest.
Entspannung ist, wer du bist.

Ich finde diesen Spruch toll, weil er den Kern meines und vielleicht auch deines Problems trifft: wir stellen so hohe Ansprüche an uns, wollen uns verbiegen, um ein Ideal darzustellen und überfordern uns damit. Uns reicht nicht, wir selbst zu sein mit allen unseren Fehlern. Wir wollen perfekt sein. Und das klappt nur unter sehr großen Mühen.

Aber was nun tun? Akzeptieren, dass man nicht perfekt ist und nur unter größtem Schmerz sein kann, wäre ein guter Anfang.
Man selber sein, der sich in Präsentationen auch mal verhaspelt, den Punkt nicht perfekt rüber bringt und das Publikum mal nicht mitreißt.
Sich selber lieben, so wie man ist, als Mensch, der eben nicht (immer) der coole Präsentator ist.

Ich denke also: Akzeptanz und Schulung im Umgang damit, ist der richtige Weg. Ich möchte demnächst mal ein Moderations- und Stimmtraining machen. Und ich arbeite daran, nicht perfekt sein zu müssen.

Danke für Deine Hilfe!

Heute morgen ist es wirklich schlimm. Ich zweifle an allem. Bin seit 6 Uhr wach und grüble.
Kann ich wieder zurück in die Arbeit? Kann ich nächstes Wochenende mit Frau und Tochter eine Pferdereitshow besuchen?
Kann ich den geplanten Urlaub Anfang Juli überhaupt machen?

Es scheint mich alles zu überfordern.

Grad gehts mir wirklich ziemlich schlecht…

Das ist beim Einschleichen normal. Vor allem am Morgen/Vormittag. Das ist wohl ähnlich wie das Morgentief bei Depressionen.
Beschäftigte dich am besten gar nicht mit anstehenden Deadlines. Gerade geht einfach nicht viel, das wird aber wieder. Es dauert aber die Zeit, die es dauert. Punkt.
Jetzt geht es nur um dich. Alles andere ist egal.

Zitat von estikei:
Hi, Ich bin 36 und lebe seit über 20 Jahren mit einer Phobie, (negativ) aufzufallen. Es begann damit, dass ich in der Schule gemobbt wurde. Während der Pubertät habe ich stark geschwitzt. Damit haben mich die anderen aufgezogen, bis es in Mobbing endete und sich daraus bei mir eine Phobie entwickelte. Ich konnte ...

Gehe auf www.panikattacken.at. Da findest du alles was dir soweit du es selbst noch verändern kannst machen kannst.

Viel Erfolg!

Denke dass gerade dieses Problem in kommunistisch geprägten Ländern und Kulturen auftritt, während bei uns der Individualismus immer ausgelebt werden durfte. Soziokulturelle Strömungen, verbreiten aber auch finde ich immer mehr diese sozialistischen und kommunistischen Paradigmen immer mehr schleichend und unterwandernd bei uns. Gerade weil China und das gesamte Osteuropa immer präsenter bei uns wird. Wie sagte einst Peter Scholl-Latour Wer ganz Kalkutta zu sich einläd, der wird zu Kalkutta. Ich finde diese Entwicklung bei uns bedenklich, weil dadurch die persönliche Freiheit und Selbstenfaltung kollektiv beschnitten wird.

Melde mich mal in meinem eigenen Thread zurück, nachdem viel im Escitalopram Thread diskutiert wurde.
Ich war zwischenzeitlich für 4 Wochen in einer Klinik, wo mir sehr gut geholfen wurde. Das Escitalopram nehme ich mit 20mg.
Seit heute bin ich in der beruflichen Wiedereingliederung. Das ist natürlich ein sehr spannender Tag

Hi,

Und wieder ein Update von mir.
Die Wiedereinführung habe ich gut durchstanden. Habe zum Ende auch mehr gearbeitet als eigentlich der Plan war, aber nicht bedeutend. In der ersten Woche habe ich an zwei Tagen ein Benzo gebraucht, das war‘s.
Es fühlte sich relativ schnell wieder alles normal an und ich konnte mich entspannen.

Ab Oktober war ich wieder offiziell ganz dabei. Habe dann eine kurze Woche gearbeitet und bin in Urlaub gegangen. Den Sommerurlaub musste ich ja wegen Klinikaufenthalt verschieben. Der Urlaub war super, ich habe mich gut gefühlt und auch in dieser Zeit keine Medikamente gebraucht. Es waren noch einige Events mehr : Kinobesuche, Showbesuche, etc… wo ich jeweils völlig entspannt war.
Insgesamt sehr, sehr erfolgreich.

In dieser Woche jedoch habe ich mich am Donnerstag und gestern etwas nervös gefühlt. Es standen jeweils kleine Meetings mit 6 bis 8 Leuten an, die ich geleitet habe oder wo ich im Fokus stand.
Am Morgen traf mich dann die Nervosität ähnlich, wie sie es im Juni tat. Ich war unruhig, bin durch das Haus getigert und konnte mich nicht konzentrieren. Habe überlegt, ob ich Benzos nehmen soll. Ich habe es an beiden Tagen nicht getan und an beiden Tagen hat es auch super geklappt.
Ich denke „es ist nur Angst“. Die wird mich nicht umbringen und ist selbstlimitierend. Außerdem fällt es mir leichter, sobald ich aus meinem Schneckenhaus rausgekommen bin und morgens mal mit einem Kollegen telefoniert habe, etc…
Aber diese Nervosität ist einfach so verdammt unangenehm. Sie ist am schlimmsten, wenn ich Zeit habe.

So auch heute - ich denke natürlich über die letzten zwei Tage nach und bin etwas nervös vor der nächsten Woche. Am liebsten sollte sie gleich direkt anfangen, damit ich sehe was passiert.
So bin ich aber gespannt wie ein Flitzebogen. Und mal wieder überlege ich, ob ich nicht etwas nehmen sollte, um mich einfach zu entspannen.

Mir war von vornherein bewusst, dass es nicht nur bergauf geht und ich auch mal Rücksetzer habe. Die kamen bisher nicht. Kognitiv bin ich voll dabei, was passiert.

Einem guten Freund würde ich sagen „ok, das ist vermutlich ganz normal. Wenn du zu nervös bist, dann nimm die Medikamente, die man dir extra dafür gegeben hat. Es wird bei den Situationen der übliche Gewöhnungseffekt eintreten und du wirst deine Limits Stück für Stück erweitern“

Habe nicht alles gelesen hier im Thema, möchte aber meinen Senf noch beitragen.

Mir hilft es in Stresssituationen manchmal, mich an Situationen zu erinnern, in denen ich erfolgreich war bzw. alles gut klappte. Du bist erfolgreich geflogen, du hast gute Vorträge gehalten, die Leute haben dir das sogar gespiegelt: sei stolz darauf. Erinnere dich an das positive Gefühl, wenn Dinge klappen! Es gibt dir einen Schub an mehr Zuversicht und Gelassenheit, dass du die neue Situation ebenfalls hinbiegen wirst.

Zweitens würde ich in Betracht ziehen, mal einen geplanten, absichtlichen Versprecher in den Vortrag einzubauen.
Sage mal mit Absicht einen völlig falschen Begriff und formuliere gleich eher so etwas wie Erstaunen darüber, statt dass du dich groß entschuldigst. Ich würde z.B. Konfusion statt Konstruktion sagen/einbauen. Also ganz bewusst etwas Peinliches. Und mir schon vorher irgendeine Erklärung zurechtlegen: Hoppla, sorry, da spricht wohl mein Unterbewusstsein dazwischen! Einen Fehler begehen und den normalen Umgang damit üben! Vermutlich werden ein paar Zuhörer lachen, aber es wird eher ein sympathisches Lachen sein; denn Zuhörer freut es immer, wenn jemand nicht perfekt alles runterrattert. Oder sie schweigen betroffen, aber auch dann bist du dennoch Herr der Lage. Ziel so eines absichtlichen Versprechers ist es, zu spüren, dass davon, anders als du es in der Angst erwartest, die Welt nicht untergeht.
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Die Technik des Präsentieren ist gar nicht so sehr mein Problem. Wenn ich in der Situation bin, mache ich es meist perfekt. In der beruflichen Situation hält man auch nicht einen Monolog, sondern präsentiert meist irgendwas, was kontrovers diskutiert wird. In manchen Präsentationen kommt man genau 30 Sekunden weit, bevor man unterbrochen wird.
Es ist die Angst vor der Angst und die Grübelei vor diesen Situationen.

Es breitet sich wie Krebs aus. Ein Kollege präsentiert vor 100 Leuten etwas und ich denke „ich könnte das nicht“. Irgendwann bin ich soweit, dass ich auch denke, ich könnte kein Meeting mit 5 Leuten moderieren. Anschließend bin ich so weit, dass ich denke ich könnte meinen Sohn nicht zum Tennis begleiten, etc… und irgendwann liege ich vor Nervosität und Machtlosigkeit zappelnd in meinem Bett und leide Qualen. Die berühmte Grübelschleife.
Obwohl ich in der Vergangenheit schon zig mal Präsentationen vor X Leuten gehalten habe. Viel größere Meetings moderiert habe (auch Face 2 Face). Meinen Sohn zig mal zum Tennis begleitet habe, etc…
Es ist als ob der Gewöhnungseffekt bei mir nach dieser ganzen Corona Zeit einfach verpufft ist.
Ich weiß, dass ich früher gereist bin, Workshops mitgemacht und moderiert habe, etc… aber heute würde mich das komplett fertig machen.
Ich weiß auch, dass ich mit medikamentöser Unterstützung die erste Hürde nehmen kann und sich danach auch der Gewöhnungseffekt zeigt.
Trotzdem bleibt erstmal die Angst vor der Angst.

Ich habe gestern also ein benzo genommen und war danach etwas entspannter. Den Tag haben wir - wie üblich Samstags - bei meinen Eltern verbracht.
Ich war trotz Benzo ein wenig Plan- und rastlos. Meine Frau hat das gemerkt und einen Spaziergang vorgeschlagen.
Wie immer in solchen Situationen reden wir dann darüber und ich sehe die Dinge rationaler.
Ja, ich habe emotional grad einen kleinen Rücksetzer, nachdem die letzten Monate super erfolgreich waren. Klar, dass man dann fürchtet, jetzt käme wieder eine Leidensperiode und man fühlt sich längere Zeit wieder so wie vor der Klinik. Aber für den Fall habe ich auch Medikamente, die das dämpfen und mir helfen.

Sie vergleicht das mit ihren häufigen Migräneattacken. Sie versucht es meist so lang auszuhalten wie es geht, aber irgendwann muss ein Triptan her. Auch, wenn das Medikament sie ein wenig beeinträchtigt, die Qual ist vorbei.

Der restliche Tag gestern war noch ganz schön. Mit der Familie haben wir masked singer geguckt und eine Popcorn-Party gemacht - einfach mal was für die Seele. Die Kinder sind irgendwann müde auf der Couch eingeschlafen und kurz darauf auch meine Frau und ich

Es tut wirklich gut, sich das hier von der Seele zu schreiben! Auch, wenn ich parallel ein Tagebuch führe. Der Input hier ist mir viel Wert: Danke!

Ich habe mal einige Vorträge eines Klostervorstehers gelesen. Darin ging es u. a. genau um Deine Schilderung - letztendlich macht er alles prima und kompetent, sein Ruf ist nahezu überirdisch aber er selbst stirbt tagtäglich tausend Tode vor Lampenfieber, Selbstzweifel und Unsicherheit.

Sein Fazit war: Ich bin eben so und werde mich diesbezüglich nicht groß ändern können. Diese Akzeptanz lässt mich jeden Tag weitermachen und führt dazu, dass ich mich nicht mehr mit anderen (Äbten) vergleiche. Eine Nelke wird keine Rose werden - und umgekehrt. Doch beide verströmen sie ihren unverwechselbaren Duft.

Schön, dass Du uns auf dem Laufenden hältst - ist nicht selbstverständlich.

Hi,

Gestern habe ich mal 50mg anstatt 25mg Metoprolol genommen, um zu sehen ob ich eine Veränderung wahrnehme.
Ja - ich werde körperlich definitiv ruhiger. Allerdings hilft es dem Kopf nicht wirklich.

Auch heute früh bin ich wieder unruhig, agitiert und ein wenig ängstlich. Das ist auszuhalten. Wenn ich es mit Juni vergleiche, wo einfach gar nichts ging, ist das jetzt auf einer Skala bis 10 etwa bei einer 3-4.

Da jedoch die Agitiertheit schon seit Donnerstag anhält, werde ich morgen mal mit meinem Arzt sprechen.
Ggf Änderung der Einnahme des Escitalopram, oder auf zwei Gaben aufteilen.
Anstatt metoprolol (was mir 2007 mal mein Hausarzt gegeben hat) möchte ich auch was zu Propanolol wissen.

Mal schauen.

Es ist ein wenig schade. Mir ging es blendend und nun bin ich wieder ein paar Schritte zurückgefallen. Da macht man sich natürlich Gedanken, ob das jetzt der ganz große Rückfall wird.

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Dr. Reinhard Pichler
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