ich freue mich sehr, dass die Antworten an Shadow sensibler geworden sind. Ein paar Mähdrescherbeiträge waren mir neulich regelrecht aufgestoßen, als ich diesen Beitrag las.
Antworten an Dich, Shadow, hab ich auch jetzt nicht. Und ich werde mich hüten, Dir Ratschläge zu erteilen. Ich weiß es auch nicht besser, leider!
Mich trägt nur eine hoffentlich nicht narrenhafte Hoffnung, dass die Dinge für Alle auf Erden insgesamt sich bessern werden und nach einer höheren Ordnung streben mögen( Ich empfehle eventuell spirtituell interessierten Lesern die Bücher von Willigis Jäger). keine Sorge, nix Spinnertes..
Meine Erfahrung ist, dass die meisten der einen aktuell peinigenden Ängste schon immer da waren, und mit dem höheren Alter werden sie scheinbar mehr, man fühlt mehr und mehr Angst, und denkt, jeez, dreh ich durch, aber nein, Irrtum, sie werden nicht mehr, man spürt sich nur besser. Und, und das ist die gute Nachricht: man hat so viel Stärke gewonnen, dass man diese Ängste überhaupt wahrnehmen kann, dass man sie überhaupt spürt, ist also ein Erfolg, weil man sie nur deswegen spürt, weil man weiß, man kann es irgendwie mit ihnen aufnehmen, der Organismus und die Seele sind bereit, es mit ihnen aufzunehmen. Von daher, Gratulation! Es ist gut, mit 59 einen Riesentumult innerlich zu spüren. Den Wunsch und die Notwendigkeit zu spüren, diesen anzuschauen. Mal ehrlich, die allermeisten in diesem Alter tun alles, um sich den inneren Spannungen nicht stellen zu müssen.
Und ich meine auch keinesfalls, irgendjemand da draußen sollte wegen seinen persönlichen Anfechtungen oder Schwierigkeiten resignieren oder die Hoffnung aufgeben, im Gegenteil, kämpft, bleibt dran, wir haben dieses eine Leben, es ist kostbar, auch wenn wirs oft nicht spüren, und es ist unendlich tapfer, sich immer wieder den eigenen Ängsten zu stellen. Jeder ist wertvoll.
Meine persönliche Erfahrung ist die: Therapie hilft nur dann, wenn die Passung zwischen den Beteiligten stimmt, ansonsten: für die Katz! Am ehesten könnte ich mir bei sozialen Ängsten die Verhaltenstherapie mit einem integren, warmherzigen Therapeuten als hilfreich vorstellen. Oder, schwieriger, aber noch viel besser: Liebe Menschen suchen, sich rauswagen, mit Anderen zusammensein, rumalbern, sharing, einfach zusammensein, das heilt am meisten. Zum Beispiel über gemeinsames Wandern, Natur, Vereine, Kochen, Literaturkreise etc., man muss dafür natürlich eher eine Stadt aufsuchen.
Am Wichtigsten scheint mir, den eigenen Weg zu respektieren. Und sei er noch so sonderbar und außenseitermäßig. Dafür ist sicher am besten, in sich reinzuhorchen. Zum Beispiel wenn man spürt, dass Rausgehen unter Menschen nur Zwang wäre, nach dem Motto, ich sollte. Aber man hat keinerlei Freude dran, dann besser lassen. Ich glaube, sich zwingen, weil man glaubt, man müsste, bringt wenig.
Mir hat über die Jahre, und ich muss sagen, ich war lange eher dumpf unterwegs und habe mich viele frühe Jahre meines Lebens nicht gespürt, war abgeschnitten emotional, also ich habe in den letzten Jahren sehr viel gewonnen durch Mich-den-Dingen-Stellen. Ganz wichtig waren für mich Kleinigkeiten wie Dinge tun, die mir Freude machen könnten (z.B. Singen, Tanzen), dort, wo man sich spürt, (nicht immer nur angenehm), also weg von den Süchten, die bei mir den Sinn hatten, mich wegzumachen, mich nicht zu spüren, also kein bzw. wenig Alk., keine Zig. (war langwierig, aber nach dem zigten Versuch klappte es), dann die Realität aushalten, die oft sehr unangenehm war, schmerzhaft, peinigend, öde, ängstigend. Vielleicht ist es auch die Gnade Gottes oder der höheren Mächte, was weiß man schon, die mir letztlich half, die Dinge mehr und mehr aushalten zu lernen. Mich auszuhalten. Und es ist immer noch oft sehr mühsam. Oft ist es bei mir aber auch schieres Selbstmitleid, was in bestimmten Situationen hinderlich ist.
Also, es ist nicht leicht, aber es lohnt sich.
06.01.2008 23:55 •
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