Zitat:Wie hast du es denn geschafft, trotz deiner Probleme zu heiraten?
Wir kannten uns noch aus der Schule. Irgendwie mochte er mich. Ich würde behaupten mein Äußeres hat auch eine Rolle gespielt. Bin zwar nicht Megan Fox, aber auch nicht grade abstoßend. Vor ihm hatte ich nur 3 ernsthafte Beziehungen, die gingen aber alle mehr oder weniger kaputt, weil ich keine Lust mehr hatte, mich zu verstellen, mich so zu geben, wie nach meiner Vorstellung eine Freundin sein muss. Bei M. habe ich mich damals entschieden, von der ersten Sekunde so ehrlich zu sein, wie es für mich möglich war. Ich fühle mich auch wohl bei ihm. Ich bin überzeugt, dass er spürt, dass ich mich wirklich bemühe so zu sein, wie ich sein will. Und dass ich auch ernst mit ihm meine. Und wir waren drei Jahre zusammen bevor wir heirateten. Ich weiß nicht. Er sagt, ich mache ihn glücklich. Er sieht etwas in mir was ich nicht sehe. Und wenn ich es aus seiner Sicht betrachte: er kommt freitags zu einer hübschen Frau in ein gemütliches und gepflegtes Zuhause. Eine Frau, die sich benehmen kann, die er nicht vor seinen Freunden verstecken braucht, die eine tolle Gastgeberin ist. Ich weiß auch, dass er von vielen seinen Freunden beneidet wird. Ich bin wirklich glücklich ihn zu haben. Aber manchmal empfinde ich es als Last. Gäbe es ihn und meine Eltern in meiner Leben nicht, so könnte ich mich eher als Looser outen und das ganze beenden. So hab ich das Gefühl, ich schulde den allen etwas. Dass ich irgendwie funktionieren muss.
Zitat:Musst du überhaupt auf Teufel komm raus einen Job suchen, selbst wenn er für dich eigentlich erniedrigend ist?
Nein, muss ich eigentlich nicht. M. hat auch nie Druck in der Hinsicht auf mich ausgeübt. Sagen wir mal so, wir schwimmen nicht im Geld, aber mein Mann verdient ausreichend, so dass ich eigentlich mein Leben lang brav die Hausfrau spielen darf. Das würde ich auch wirklich gerne tun, wenn ich das Gefühl hätte, das ist es. Das ist etwas, was ich wirklich gerne tue. Es macht mich einfach nur traurig, dass ich nicht diese Begeisterung für etwas aufbringen kann, wie die meisten Menschen. Und ganz ehrlich. Ich wäre mit Stolz die beste Putzfrau aller Zeiten, wenn ich es für meine Berufung halten würde. Ich bin zwar ein *Ordnungsfreak*, aber ich putze, nicht weil es mir Spaß macht, sondern weil ich es gern sauber habe und weil es getan werden muss. Ich sollte mich eigentlich nicht beschweren. Ich hab es wirklich gut. Ich kann für viele Sachen dankbar sein.
Ich kenne viele Menschen, die eine normale Arbeit haben, aber in ihrer Freizeit eine Beschäftigung haben, für die sie sich wirklich begeistern. Ich kenne auch Menschen, deren Arbeit auch deren Leben ist, so sehr lieben sie ihren Beruf. Ich habe weder eine noch das andere. Ich kann viele Dinge gut. Das weiß ich. Ich habe aber nichts, was ich mit Leidenschaft, Begeisterung, Überzeugung verbinden würde. Verstehst du, was ich sagen will? Heute weiß ich gar nicht mehr was zuerst da war: meine ständige Zweifeln, meine Unsicherheit, Depression. Bis vor kurzem konnte ich aber super gut dies alles so wie daraus entstandene Probleme gut verstecken, verdrängen, überspielen. Ich merke aber ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich nicht mehr kann. Es kracht alles, wie ein Kartenhaus. Eins nach dem anderen. Ich bin müde. Was mir ehrlich gesagt Angst macht, dass ich immer öfters daran denke, aufzugeben. Klar habe ich auch früher dran gedacht, dass es besser wäre, wie ich nicht existieren würde. Habe aber nie ernsthaft gedacht, naja… Es gab immer Tage, an den ich Hoffnung verspürte. Ich will einfach wieder Freude am Leben haben. Einfach nur Freude ohne Stress, ohne Zwang, ohne Muss.