Ich hab hier mal irgendwo im Forum eine Signatur gelesen, die ich mal sinngemäß zitieren mag: Es ist kein Zeichen von seelischer Gesundheit, perfekt in eine zutiefst kranke Gesellschaft zu passen. Und warum ich diesen Spruch gerade zitiere, hat zum Grund, weil er wahr ist. Eben weil es ständig Menschen gibt, die dem (für ganz viele Menschen krankmachenden) Normstatus hinterher wackeln und ihn als Maß aller Dinge sehen und auch andere Menschen daran messen, gibt es erst diese Verurteilung, die auch hier auf den letzten Seiten stattfindet. Im Grunde hab ich auf der letzten Seite zwischen den Zeilen (!) folgendes gelesen Jammerlappen, definier dich nicht über [...], ruh dich nicht auf deiner Krankeheit aus, ich bin besser, denn ich bin trotzdem arbeiten gegangen, mokier dich nicht, du hast immerhin keinen Krebs, sondern nur... - Genau DAS macht krank, weil hier schon wieder draufgedroschen wird und ein (eigener) Maßstab angesetzt wird, der eben nicht passt. Hier ist also ein Mensch, der die Dinge schildert, wie er sie erlebt und schon kriegt er die Keule über den Kopf gezogen, weil er empfindet, wie er empfindet. Also nichts anderes, was die, die er als Normale bezeichnet, auch mit ihm tun.
Ich finde das nicht in Ordnung.
Ich kenne Schwarzes_Leben nicht, aber ich weiss aus eigener Erfahrung, dass man nach jahrelangem Ausprobieren, immer wieder an seine Grenzen gehen und scheitern, niemals Resultate sehen von all der Selbstarbeit und niemals jemanden zu finden, der einen erstmal so nimmt, wie man ist, man sich wie ein Alien fühlt, das mit dem Theater draussen vor der Tür und seinen Darstellern auf der Bühne des Lebens keine Schnittmenge hat. Und das wird ihm ja hier auch zuhaufe bestätigt mit all den virtuellen Ohrfeigen, die er hier bekommt.
Generell finde ich es ziemlich fies, in einem Forum wie diesem noch draufzuhauen für den Mut, sich zu öffnen.
Erlebnisse prägen die Persönlichkeit und wenn man es von der Persönlichkeit her nicht schafft, sich positive Dinge zu erschaffen, dann fehlt auch das positive Gedankennetz im Hintergrund, auf das man zurückgreifen kann und das einen auffängt in schwierigen Zeiten. Da hilft es eben nicht zu sagen Ändere was an deiner Denkweise. Wie soll man das, wenn positive Erinnerungen fehlen, oder so wenig vorhanden sind, dass die negativen Dinge sie überlagern und ersticken? Es geht nunmal für Schwarzes_Leben nicht, sich mal eben solche Erfahrungen irgendwo abzuholen. Daher wäre es doch angemessen, ihm erstmal das mindeste zu ermöglichen, was er im Internet als positive Erfahrung mitnehmen kann: Ernstgenommen und verstanden zu werden. Das bricht doch niemandem einen Zacken aus der Krone - es sei natürlich denn, jemand braucht es für seine eigene kranke Seele (und Gesunde hab ich in diesem Forum bisher nicht entdeckt ), sich über andere zu erheben.
Anstatt also zu urteilen und zu richten, sollte man vielleicht eher nach Gründen fragen und neutral bleiben. Gerade bei ÄVPS, bei der Kritik zu einer Existenzvernichtung wird, sollte einem eigentlich die Empathie schon sagen, dass man besser nicht draufhaut. Das geht alles auch anders.
Danke für's Lesen.
20.11.2017 22:03 •
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