@AJ: Kann gut sein, dass es da kulturelle Unterschiede gibt. Ich denke es gibt auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Leider ist es immer noch so, dass man als Frau es viel schwerer hat, sich einen Weg nach oben zu boxen. Peanutshirts bei Uniprofessoren sieht man schnell als exentrische, liebenswerte Kennzeichen seiner Individualität (ich weiß auch, dass das nichts mit der Leistung zu tun hat, aber dennoch hat man es als Mensch schwerer, wenn man sich so extrem anders kleidet). Ich möchte wetten, dass man bei einer Uniprofessorin das ganze viel mehr ins lächerliche ziehen würde, weil man Frauen noch viel eher über Äußerlichkeiten definiert.
Ich kenne das alles aus eigener Erfahrung. Ich bin zwischen meinem 16. und 20. Lebensjahr total provozierend gekleidet herungelaufen - bunt, schrill und definitiv gegenläufig zur gängigen Mode. Ich wurde ausgelacht und ausgegrenzt. Das ging mir irgendwann so nahe, dass ich dachte, ich halte das nicht mehr aus und habe mich von heute auf morgen völlig neutral angezogen. Und ich wurde plötzlich ganz anders beachtet. Nun könnte man sagen, ich hätte mich angepasst. Stimmt auch, äußerlich schon, innerlich nicht. Und genau das ist es, worauf es mir heute ankommt, das innerliche.
Ich hatte interessanterweise vor ein paar Jahren ein Rhetorikseminar und die Leiterin schaute sich als erstes die Frauen in der Gruppe an und meinte, dass viele Frauen es im Berufsleben schwerer haben, weil sie sich infantilisieren. Eine Frau in der Chefetage trägt keinen Teddybärenpullover, sonst wäre sie gar nicht so weit nach oben gekommen. (Diese Sätze sind nicht von mir!)
Also ich gönne jedem sein Mickey-Maus T-Shirt, aber ich persönlich möchte neutral gekleidet sein.
Was ich noch hinzufüge: Der Satz Jeder soll so herumlaufen, wie er mag ist toll, das denke ich auch und ich will niemandem etwas vorschreiben. Aber man muss sich (leider) auch bewusst sein, dass man damit nicht unbedingt überall so angenommen wird, wie man es will. Der Satz Kleider machen Leute stimmt auch heute noch und ich finde das auch schade, aber gesellschaftlich gesehen ist das so.
14.02.2014 09:07 •
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