Zitat von Ja02: Und wer sich traut, diese Facetten zu zeigen, beweist, dass er bzw. sie ehrlich und offen genug ist, sich selbst ganz zu zeigen, auch wenn dies bei einigen zu Missverständnissen führen kann. Ich begrüße es, wenn sich ein Mensch auf etwaige Weise zeigen kann.
Ja, das kann und tut sie. Ich handeln wirkt manchmal seltsam, weil sie viele Dinge mitbedenkt, das wirkt chaotisch und irgendwie deplaziert, weil ja jetzt genau etwas anderes gemacht werden sollte und eben nur genau eine Sache, aber sie möchte sich bewusst diesem Strom entziehen.
Sie macht die andere Dinge dann noch mit. Der Spiegel aus ihrem Umfeld ist, dass ich für die Rolle vorgesehen bin, sie nun endlich zur Vernunft zu bringen oder es mit ihr auszuhalten, aber diese Rolle habe ich zurückgewiesen, ich will sie gar nicht ändern, ich will ein Stück mehr werden, wie sie, weil sie eben die Sacgen, die ihr wichtig erscheinen, sofort umsetzt.
So kannst Du natüröich keine Dinge planen oder zumindest schwierig, aber ich bin ohnehin kein Planungstyp und möchte die Seite in mir wieder bergen, die im Moment bleibt. Die Ziele, auf die hin wir sozialisiert werden und wurden, waren oder sind ja ohnehin nicht meine und ihre sind es auch nicht.
Wir wollen uns beide wohl nciht mit den kognitivien Dissonanzen unserer Gesellschaft abfinden, naja gut, das kann man jetzt ewig auswalzen, muss man sogar, weil ja auch hier viel Geschwafel bei sein kann.
Zitat von Ja02: Zwar mag der ein oder andere mich als seltsam/ungewöhnlich oder anstrengend empfinden, doch im Allgemeinen bin ich in der Lage, meine Spleenhaftigkeit soweit zu kaschieren - da bin ich wohl einfach noch nicht so weit und zeige meinem Umfeld vorrangig nur die Oberfläche, welche die komplexeren Seiten verbirgt. Ich meine, vielleicht bin ja auch ich ganz tief in mir drin eine Rampensau.
Wie wir alle wissen, muss man die Rollen der Gesellschaft auch bedienen, sie ist dreister darin, diese Rollen infrage zu stellen. Wenn Du beides kannst, umso besser und die Spleens sind ja oft auch nur Bewertungen, die von bestehenden Gewohnheiten ausgehen. Diese kann und in einigen Fällen muss man sie glaube ich hinterfragen.
Wir brauchen kreative Ansätze zum Zusammenleben und das muss von uns ausgehen, weil die Politik es nicht schafft. Es braucht Nerds, die sich vernetzen, auch weil sie Lust dazu haben und nicht warten wollen und können, bis ihr ehemaliger Spleen vielleicht gesellschaftliche Normalität ist.
Irgendwo muss man dieses Selbstvertrauen bekommen, dass man es richtig macht, weil man einem inneren Kompass folgt, der in eine gute Richtung zeigt. Das kann natürlich narzisstisch werden, aber dafür ist der Austausch mit anderen gut, die ähnlich ticken und eben nicht 'abgehoben' sind, sondern ihren Teil der Welt besser machen wollen. Sich klar zu machen, dass das durchaus reichen kann, ist schon viel wert. Auch das müsste ich noch ausbuchstabieren, aber hier ist nicht der Ort dafür.
Zitat von Ja02: Einerseits schon; ich war halt völlig in meinem Tunnelblick gefangen und getrieben von der Angst, dass irgendetwas nicht perfekt verlaufen könnte und ich dafür Kritik ernten würde. Dabei war meine Besorgnis komplett unbegründet. Ich war in dem Zeitraum einfach sehr gereizt und nervös, was sie wiederum wütend gemacht hat.
Wir haben intern einen Spruch (der vielleicht aus Uganda kommen könnte) etabliert: 'When too perfect, lieber Gott böse.' Eine Freudin, die es auch ernst meint und nach dem Studium zu uns ins Revier gezogen ist, weil sie mit uns wohnen will, hat den mitgebracht und sie hat in Uganda mitgeholfen, Projekte ins Leben zu rufen. Da ändert sich die Perspektive noch mal. Sie geht auch containern, hat gerade ihr Studium beendet, in dem sie Recycling Anlagen zu konzipieren gelernt hat, will aber jetzt erst mal mit Holz arbeiten, weil sie direktere Erfolge vor Augen braucht.
Das Nerdsein erfordert einerseits abzutauchen, sich ganz seiner Welt auszusetzen und jeden Stein umzudrehen, auf der anderen Seit gibt es andere Jetzt-Momente auf die man sich einlassen kann und die bereits - manchmal in all ihrer Schlichtheit - perfekt sind.
Viele Momente werden nicht besser, wenn sie noch mit 20 weiteren Zutaten angehäuft werden, sie verderben eher. Es erfordert mancherlei Übung, die Schönheit des Moments zu erkennen, gerade wenn ein Dutzend weiterer Gedankenspuern parallel laufen.
Mein Ideal war da immer Carl Spitzweg, der die Zufriedenheit der Nerds, der Sonderlinge meisterhaft gemalt hat, in all ihrer Ambivalenz, zwischen Unbeholfenheit und Selbstvergessenheit im besten Sinne. Meine Freundin lehrt mich - ebenfalls mit aller Ambivalenz der Gefühle - das Ideal in die Praxis umzusetzen und natürlich bin ich ein gutes Stück auch so, ich habe mich unbewusster verweigert und dafür gesorgt, dass ich meinem Wunsch Erkenntnisse zu sammeln nachgehen konnte. Auch das müsste erläutert werden, ich lass es hier mal gut sein.