Mich würde mal interessieren, wie es bei euch so anfing mit der Angst vor Krankheiten. Gab es einen Auslöser?
Ich versuche es so ungefähr wiederzugeben, mir fehlen aber ein bisschen die genauen Zeiten. Bei mir war es so:
Ich bin mit 15 Jahren von zu Hause weggelaufen. Mein Vater war damals sehr fanatisch religiös. Mit 15 hatte ich die Realschule fertig und wechstelte dann auf eine kaufmännische Schule. Ich wohnte dann lange Zeit immer bei Bekannten. Ich hatte damals irgendwie Angst eine eigene Wohnung zu haben und ich war auch nie beim Jugendamt. Ich habe mal ein paar Monate bei dem einen Kumpel gepennt, dann bei einem anderen. Manche Nächte hab ich im Wald geschlafen in einem Bunker, den ich mir damals mit meinen Brüdern gebaut hatte. Aber das waren nicht viele Nächte. Insgesamt waren es 12 Jahre, die ich immer hin und her bei jemanden geschlafen habe. Da ich in der Zeit natürlich meinen Kumpels nicht auf der Tasche liegen wollte, habe ich immer versucht Arbeit zu finden, was mit sehr schwer fiel, da ich wegen meinem Vater ein ziemliches Auroritätsproblem hatte und mir einen Chef nicht vorstellen konnte.
Ich lernte dann in der Schule einen Kollegen kennen, der eine eigene Wohung hatte. Er kam aus einem Heim. Es entstand eine gute Freundschaft und ich wohnte dann auch lange Zeit bei ihm. Dieser Kumpel hatte in der Schule immer Geldbündel in den Hosentaschen. Das wollte ich natürlich auch. Also haben wir gearbeitet. Morgens Zeitungen ausgetragen, dann zur Schule. Abends einen Aushilfsjob bei der Tankstelle gehabt. Nachtschicht bis morgens, dann wieder Zeitungen augetragen, Schule, usw.
Den Arbeitsvertrag hatte aber mein Kumpel. Ich habe ihm immer nur geholfen und durfte dafür bei ihm wohnen.
Am Wochenende hatten wir für eine Werbeagentur gearbeitet und sind durch ganz Deutschland gefahren. Wenn wir mal frei hatten, dann wollten wir den Kick und Adrenalin.
Ich war damals sehr sportlich und habe auch Extremsport gemacht wie z.B. Fallschirmspringen, Bungee, Klettern, Downhill. Ok, Fallschirm bin ich 1x gesprungen. Ich habe in dieser Zeit wenig geschlafen, saß Nachts viel am PC und habe programmiert. Schlafen war nichts für mich. Es ging dann soweit, dass ich ca 8 Tage am Stück nicht geschlafen habe. Wahrscheinlich bin ich am PC immer mal für ein paar Minuten eingenickt, aber wirklich geschlafen habe ich nicht.
Ich erinnere mich noch gut, dass dann mein Kumpel eines Morgens ins Zimmer kam und sagte dass wir los müssen, die Zeitungen austragen. Es war Wochenende und es lag Schnee. Samstag. Wir hatten mittags noch einen Termin in Köln und wollten Promotion machen für Oddset, was damals neu war.
Plötzlich fingen meine Beine und Füße wie verrückt an zu kribbeln. Ich war panisch, merkte aber, dass das kribbeln weg ging, wenn ich mich bewegte. Also bin ich noch mit Zeitungen austragen, merkte aber dann gegen Ende, dass ich immer schlapper wurde. Bei meinem Kumpel angekommen sagte ich ihm, dass ich nicht mit nach Köln fahre, sondern dass ich mich hinlege zum schlafen. Ich wollte dann einen Arzt rufen, doch mein Kumpel meinte nur, dass der wahrscheinlich sowieso nichts macht, da ich übrhaupt nicht krankenversichert war damals. Also ist mein Kumpel nach Köln und ich habe versucht zu schlafen. Das ging aber nicht. Problem war, dass ich zwar ausatmen konnte, aber nicht mehr einatmen. Vermutlich war ich durch die 8 Tage wach und den ganzen Stress davor so dermaßen geschwächt, dass einfach nichts mehr ging. Einatmen ging nur ganz langsam. Außerdem war ich natürlich panisch. Ich war kreidebleich. Hab mich erschrocken, als ich in den Spiegel geschaut habe. Wie eine Leiche sah ich aus. Ich hab mir dann irgendwann die Badewanne voll Wasser gemacht und mich da reingelegt. Ich glaube durch das Wasser konnte ich leichter Atmen. Ich habe dann in der Badewanne etwas gepennt und bin runtergekommen. Dann habe ich mich ins Bett gelegt. Ich habe dann 2 Wochen im Bett gelegen. Immer wenn ich aufgestanden bin konnte ich 2,3 Schritte laufen, dann wurde mir schwarz vor Augen und ich bin umgekippt.
Irgendwann ging es mir dann besser. Trotzdem hatte ich noch Jahre lang später Probleme mit Kondition usw.
Und seit dem natürlich die Angst, dass das wieder kommt. Deswegen habe ich seit dem immer versucht mich zu schonen. Bloß keine Anstrengungen mehr. Sport zu machen kam für mich nicht mehr in Frage.
Später, als ich dann eine eigene Wohung hatte, erfuhr ich dann, dass mein Kumpel auch mit Dro. gehandelt hatte. Da fragte ich mich natürlich ob er mir nicht vielleicht etwas Dro. oder Speed in den Kaffee getan hat, den ich gertrunken hatte bevor das kribbeln los ging.
Ich habe das ganze mal meinem Hausarzt erzählt, der meinte aber nur, dass man nach so einer langen Zeit den Auslöser nicht mehr sagen kann.
Die Angst vor einer schlimmen Krankheit kam dann aber erst als bei meiner Mutter mit mitte 40 Krebs diagnostiziert wurde. Ich wohnte damals bei einem anderen Kumpel. Meine Eltern wussten dass ich dort wohnte. Eines Abends klingelte das Telefon. Es war mein Vater, der mit sagte, dass meine Mutter Krebs hat. Das war 2002. Ich bin dann wieder zu meinen Eltern gezogen und habe zusammen mit meinem kleinen Bruder der gerade in Abiprüfungsvorbereitung war, meine Mutter gepflegt.
Die Diagnose Krebs bei meiner Mutter kam plötzlich. Sie klagte lange Zeit über Rückenschmerzen. Die Ärzte hatten aber nicht an Krebs gedacht. Da meine Mutter damal in einem Altersheim arbeitete, waren die Ärzte der Meinung es komme von der Arbeit. In so einem Beruf sind Rückenschmerzen ja nicht so selten. Sie bekam also immer nur Mass. o.ä. verschrieben. Irgendwann dann wurde sie in die Röhre geschoben. Dort haben sie es dann gesehen. Die ganze Wirbelsäule war voller Metastasen. Die Ärzte gaben ihr daraufhin noch 5 Jahre. 2007 ist sie dann gestorben. Irgenwie kann man das wohl nachverfolgen, jedenfalls war man sich sicher, dass es bei meiner Mutter Brustkrebs war. Meine Mutter war aber immer zu den Vorsorgeuntersuchengen gegangen. Man hatte auch in der Brust keinen Tumor gefunden. Die Ärzte meinten, dass der Körper den Tumor schon von alleine besiegt hat, dieser aber vorher gestreut hat.
Tja und seit dem habe ich immer die Angst, dass ich doch vielleicht ernst erkranken könnte. Dabei gibt es in unserer Familie eingentlich keine wirklichen Krankheiten. Bis auf Krebs bei meiner Mutter und Lungenkrebs bei meinem Opa (väterlicherseits). Mein Opa war aber Maler und Lackierer. Meine Oma (väterlicherseits) wird jetzt 92. Mein Großeltern mütterlicherseits sind mit über 90 Jahren noch täglich Fahrrad gefahren. Meine Oma (mütterlicherseits) starb letztes Jahr mit 93 Jahren. Keine Krankheiten. Mein Uropa ist 101 Jahre alt geworden, seine Schwester wird dieses Jahr 103.
Ich habe also eigentlich gute Gene. Trotzdem immer wieder die Angst, dass ich vielleicht doch was schlimmes habe. Natürlich bin ich aus so ein googler. Da ist man ja immer gleich tot, egal welches Symptom man googelt.
Ich versuche es so ungefähr wiederzugeben, mir fehlen aber ein bisschen die genauen Zeiten. Bei mir war es so:
Ich bin mit 15 Jahren von zu Hause weggelaufen. Mein Vater war damals sehr fanatisch religiös. Mit 15 hatte ich die Realschule fertig und wechstelte dann auf eine kaufmännische Schule. Ich wohnte dann lange Zeit immer bei Bekannten. Ich hatte damals irgendwie Angst eine eigene Wohnung zu haben und ich war auch nie beim Jugendamt. Ich habe mal ein paar Monate bei dem einen Kumpel gepennt, dann bei einem anderen. Manche Nächte hab ich im Wald geschlafen in einem Bunker, den ich mir damals mit meinen Brüdern gebaut hatte. Aber das waren nicht viele Nächte. Insgesamt waren es 12 Jahre, die ich immer hin und her bei jemanden geschlafen habe. Da ich in der Zeit natürlich meinen Kumpels nicht auf der Tasche liegen wollte, habe ich immer versucht Arbeit zu finden, was mit sehr schwer fiel, da ich wegen meinem Vater ein ziemliches Auroritätsproblem hatte und mir einen Chef nicht vorstellen konnte.
Ich lernte dann in der Schule einen Kollegen kennen, der eine eigene Wohung hatte. Er kam aus einem Heim. Es entstand eine gute Freundschaft und ich wohnte dann auch lange Zeit bei ihm. Dieser Kumpel hatte in der Schule immer Geldbündel in den Hosentaschen. Das wollte ich natürlich auch. Also haben wir gearbeitet. Morgens Zeitungen ausgetragen, dann zur Schule. Abends einen Aushilfsjob bei der Tankstelle gehabt. Nachtschicht bis morgens, dann wieder Zeitungen augetragen, Schule, usw.
Den Arbeitsvertrag hatte aber mein Kumpel. Ich habe ihm immer nur geholfen und durfte dafür bei ihm wohnen.
Am Wochenende hatten wir für eine Werbeagentur gearbeitet und sind durch ganz Deutschland gefahren. Wenn wir mal frei hatten, dann wollten wir den Kick und Adrenalin.
Ich war damals sehr sportlich und habe auch Extremsport gemacht wie z.B. Fallschirmspringen, Bungee, Klettern, Downhill. Ok, Fallschirm bin ich 1x gesprungen. Ich habe in dieser Zeit wenig geschlafen, saß Nachts viel am PC und habe programmiert. Schlafen war nichts für mich. Es ging dann soweit, dass ich ca 8 Tage am Stück nicht geschlafen habe. Wahrscheinlich bin ich am PC immer mal für ein paar Minuten eingenickt, aber wirklich geschlafen habe ich nicht.
Ich erinnere mich noch gut, dass dann mein Kumpel eines Morgens ins Zimmer kam und sagte dass wir los müssen, die Zeitungen austragen. Es war Wochenende und es lag Schnee. Samstag. Wir hatten mittags noch einen Termin in Köln und wollten Promotion machen für Oddset, was damals neu war.
Plötzlich fingen meine Beine und Füße wie verrückt an zu kribbeln. Ich war panisch, merkte aber, dass das kribbeln weg ging, wenn ich mich bewegte. Also bin ich noch mit Zeitungen austragen, merkte aber dann gegen Ende, dass ich immer schlapper wurde. Bei meinem Kumpel angekommen sagte ich ihm, dass ich nicht mit nach Köln fahre, sondern dass ich mich hinlege zum schlafen. Ich wollte dann einen Arzt rufen, doch mein Kumpel meinte nur, dass der wahrscheinlich sowieso nichts macht, da ich übrhaupt nicht krankenversichert war damals. Also ist mein Kumpel nach Köln und ich habe versucht zu schlafen. Das ging aber nicht. Problem war, dass ich zwar ausatmen konnte, aber nicht mehr einatmen. Vermutlich war ich durch die 8 Tage wach und den ganzen Stress davor so dermaßen geschwächt, dass einfach nichts mehr ging. Einatmen ging nur ganz langsam. Außerdem war ich natürlich panisch. Ich war kreidebleich. Hab mich erschrocken, als ich in den Spiegel geschaut habe. Wie eine Leiche sah ich aus. Ich hab mir dann irgendwann die Badewanne voll Wasser gemacht und mich da reingelegt. Ich glaube durch das Wasser konnte ich leichter Atmen. Ich habe dann in der Badewanne etwas gepennt und bin runtergekommen. Dann habe ich mich ins Bett gelegt. Ich habe dann 2 Wochen im Bett gelegen. Immer wenn ich aufgestanden bin konnte ich 2,3 Schritte laufen, dann wurde mir schwarz vor Augen und ich bin umgekippt.
Irgendwann ging es mir dann besser. Trotzdem hatte ich noch Jahre lang später Probleme mit Kondition usw.
Und seit dem natürlich die Angst, dass das wieder kommt. Deswegen habe ich seit dem immer versucht mich zu schonen. Bloß keine Anstrengungen mehr. Sport zu machen kam für mich nicht mehr in Frage.
Später, als ich dann eine eigene Wohung hatte, erfuhr ich dann, dass mein Kumpel auch mit Dro. gehandelt hatte. Da fragte ich mich natürlich ob er mir nicht vielleicht etwas Dro. oder Speed in den Kaffee getan hat, den ich gertrunken hatte bevor das kribbeln los ging.
Ich habe das ganze mal meinem Hausarzt erzählt, der meinte aber nur, dass man nach so einer langen Zeit den Auslöser nicht mehr sagen kann.
Die Angst vor einer schlimmen Krankheit kam dann aber erst als bei meiner Mutter mit mitte 40 Krebs diagnostiziert wurde. Ich wohnte damals bei einem anderen Kumpel. Meine Eltern wussten dass ich dort wohnte. Eines Abends klingelte das Telefon. Es war mein Vater, der mit sagte, dass meine Mutter Krebs hat. Das war 2002. Ich bin dann wieder zu meinen Eltern gezogen und habe zusammen mit meinem kleinen Bruder der gerade in Abiprüfungsvorbereitung war, meine Mutter gepflegt.
Die Diagnose Krebs bei meiner Mutter kam plötzlich. Sie klagte lange Zeit über Rückenschmerzen. Die Ärzte hatten aber nicht an Krebs gedacht. Da meine Mutter damal in einem Altersheim arbeitete, waren die Ärzte der Meinung es komme von der Arbeit. In so einem Beruf sind Rückenschmerzen ja nicht so selten. Sie bekam also immer nur Mass. o.ä. verschrieben. Irgendwann dann wurde sie in die Röhre geschoben. Dort haben sie es dann gesehen. Die ganze Wirbelsäule war voller Metastasen. Die Ärzte gaben ihr daraufhin noch 5 Jahre. 2007 ist sie dann gestorben. Irgenwie kann man das wohl nachverfolgen, jedenfalls war man sich sicher, dass es bei meiner Mutter Brustkrebs war. Meine Mutter war aber immer zu den Vorsorgeuntersuchengen gegangen. Man hatte auch in der Brust keinen Tumor gefunden. Die Ärzte meinten, dass der Körper den Tumor schon von alleine besiegt hat, dieser aber vorher gestreut hat.
Tja und seit dem habe ich immer die Angst, dass ich doch vielleicht ernst erkranken könnte. Dabei gibt es in unserer Familie eingentlich keine wirklichen Krankheiten. Bis auf Krebs bei meiner Mutter und Lungenkrebs bei meinem Opa (väterlicherseits). Mein Opa war aber Maler und Lackierer. Meine Oma (väterlicherseits) wird jetzt 92. Mein Großeltern mütterlicherseits sind mit über 90 Jahren noch täglich Fahrrad gefahren. Meine Oma (mütterlicherseits) starb letztes Jahr mit 93 Jahren. Keine Krankheiten. Mein Uropa ist 101 Jahre alt geworden, seine Schwester wird dieses Jahr 103.
Ich habe also eigentlich gute Gene. Trotzdem immer wieder die Angst, dass ich vielleicht doch was schlimmes habe. Natürlich bin ich aus so ein googler. Da ist man ja immer gleich tot, egal welches Symptom man googelt.
05.11.2022 02:09 • • 31.12.2022 x 4 #1
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