@rednaxela Hab deinen Post gesehen, klingt wirklich gut - danke für den Tipp!
Ich bin bei Perlentaucher auf ein echtes Kleinod gestoßen! Dort kann man auch Schriftsteller nach Ländern suchen, also habe ich norwegische Autoren durchforstet. Ich wollte wieder etwas älteres lesen, gern auch bissl nostalgisch, und v. a. keinen Krimi. Dabei bin ich auf Das Eisschloss von Tarjei Vesaas gestoßen. Was für ein wunderschönes Buch! Feinsinnig und wunderschön geschrieben, und obwohl schon 1940 verfasst, überhaupt nicht altmodisch vom Stil her, dabei ausgezeichnet übersetzt. Ich konnte es nicht aus der Hand legen und hatte es in einem Tag durch. Es geht um eine Freundschaft zwischen zwei Mädchen, 11 Jahre alt, die sehr verschieden, aber voneinander fasziniert sind. Das neu zugezogene Mädchen Unn verschwindet, stirbt in dem Eisschloss, einem riesigen Eisgebilde, das im eisigen Winter Norwegens um einen gefrorenen Wasserfall herum entstanden war. Siss kommt mit der Trauer und ihren Schuldgefühlen nicht klar und zieht sich von Freunden und Familie ganz in sich selbst zurück. Das Buch ist dabei aber nicht traurig, sondern fesselnd. Besonders beeindruckt hat mich das starke Verantwortungs- und Mitgefühl und der Gemeinschaftssinn hrer Mitmenschen für Siss, die ihre Trauer und Starre verstehen und sie ins Leben zurückzuholen versuchen. Noch fesselnder war das Kapitel Eisschloss mit der fast traumartigen Erzählung von Unns Tod - sie erfriert, aber es ist kein elendiges Sterben, sondern ein Gleiten in einen anderen, helleren Zustand - ohne eine Spur von Todessehnsucht, es geschieht einfach.
Ich habe selten ein so schönes Buch gelesen und möchte es euch gerne empfehlen.
08.04.2024 17:06 •
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