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Das sind ja alles sehr interessante Geschichten . Ich kenn sowas echt nur aus Büchern. Was unsere Eltern und Großeltern alles mitgemacht haben. Das ist für mich kaum vorstellbar.
Mir fällt auf wieviel derzeitig gejammert wird (mich eingeschlossen), dabei haben wir es wirklich gut.

Zitat von DieSonne:
Das sind ja alles sehr interessante Geschichten . Ich kenn sowas echt nur aus Büchern. Was unsere Eltern und Großeltern alles mitgemacht haben. Das ist für mich kaum vorstellbar. Mir fällt auf wieviel derzeitig gejammert wird (mich eingeschlossen), dabei haben wir es wirklich gut.

Ja,man sieht nur durch die Eltern,Grosseltern ,Generationen wie wenig da oft vorhanden war u wie hart dafuer gearbeitet werden musste.Da musste jeder anpacken,um zu ueberleben.Staatliche Hilfe gab es noch nicht/bzw sehr vereinzelt.

Meine Oma war dankbar ,dass sie aufs Land fahren koennte.Da wurden liegengelassene Kartoffeln eingesammelt und von ihrem Bruder etwas vom letzten Schlachten bekommen.
Meine Oma hatte viele Kinder, nur 3 haben ueberlebt.Verhuetung fuer Frauen gab es noch nicht.

Ich denke, viele sehr junge Menschen koennen das nicht verstehen.Und haben ggfs auch noch keinen Hunger gelitten.

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Weißt du noch?

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Ich erinnere mich an meinen Opa.
Wenn ich überlege, wohl der einzige Mensch, an den ich nicht mit irgendeinem Schatten in meiner Seele denke.

Aus wagen Erzählungen glaube ich, dass er und meine Oma aus Ostpreußen fliehen mussten. Die Familie meiner Oma besaß wohl ein Gut.

Ich liebte meinen Opa väterlicherseits. Ich fühle noch, dass ich ihm immer willkommen war.
Unser Haus war ein Dreigenerationenhaus, von ihm erbaut.
Wenn ich in seine Küche ging, saß er stets auf dem gleichen Platz.
In der Mitte unterm Fenster stand ein Tisch. Rechts daneben ein Sessel, seitlich der Durchgang zur guten Stube.
Links stand ein Stuhl. An der Wand daneben ein Küchenschrank. Den ich heute noch habe. Nur ist er nicht mehr weiß, sondern abgebeizt und das alte Holz kam zum Vorschein. Er steht in meinem Wohnzimmer.
Genau auf diesem Stuhl neben dem Schrank saß mein Opa immer.
Ganz kurzer Haarschnitt, Oberlippenbart, eine graue Anzughose, ein Oberhemd, und darüber eine ärmellose Weste, geschlossen, aus dem gleichen Material wie die Hose. Ich kannte ihn nie anders.
Ging er raus, trug er darüber seine Anzugjacke und einen passenden Hut.

Meine Oma dagegen war eine Gewitterhexe. Sie konnte nicht gut haben, dass ich zu ihnen in die Wohnung kam. Vielleicht lag es daran, dass sie sechs Mädchen und nur einen Jungen hatte.
In solchen Momenten, sagte mein Opa: Lass doch das Mädchen.

Er sagte nie viel. Er war ein unglaublich stiller Mensch. Und doch glaube ich, dass er unendlich viele Träume und viel Fantasie gehabt haben muss. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir ein Sternzeichen waren.

Ich wippte auf seinen Füßen. Saß auf seinem Schoß und plumpste Kopf runter. Und hatte nie einen Moment auch nur das Gefühl, er könnte mich los lassen. Es gab immer Kinderreime dazu, von ihm und mir aufgesagt.

Den rechten Zeigefinger hatte man ihm im ersten Weltkrieg abgeschossen. Daher war seine rechte Hand deformiert.
Im zweiten war er wohl Sanitäter, aber laut Erzählungen meiner Mutter, hat er zeitlebens Angst gehabt. Erst recht, wenn die Sirenen losgingen.

Er hatte wohl alle Träume frühzeitig begraben. Und Angst kann unglaublich still machen.

Von ihm habe ich gelernt, wie man akkurate Beete zieht. Wir hatten ja einen sehr großen Garten. Ich könnte noch heute Beete ziehen.
Manchmal saß er auf dem Hof, auf einer Bank und sah mir beim Spielen zu.

Ich war neun Jahre, als er starb.
Und ich durfte nicht weinen, weil sein Schüsselchen im Himmel sonst überfließt.
Das habe ich aber längst geändert.

Eine Muh, eine Mäh
eine Täterätete...
Ich wippte auf deinem Fuß.
Dein Lachen.
Mein Lachen.

Eine Ewigkeit her. Aber alles was man im Leben wirklich je geliebt hat, bleibt für immer.

Das hast Du schön erzählt, ja, mein Opa hatte auch immer seinen Platz auf dem Sofa, er hat da auch Mittagsschlaf gemacht, selbst wenn wir Kleinen spielten.

Die Wohnung war im Dachgeschoss und super gemütlich.

Beide Omas und Opas haben nie mit uns geschimpft, sie waren einfach immer nur lieb

Zitat von Mondkatze:
Mein Pa kam aus Beuthen in Oberschlesien. Ich habe gerade mal gegoogelt. Das Rathaus da ist ja wunderschön. Mir ist gerade ganz komisch, so traurig. ...

Meine Mutter ist mit 81 jahren nach Schlesien. Eine Gruppenreise von Heimatvertriebenen ist gefahren.
Auch ins Riesengebirge Da aus der Nähe kam sie her. Sie war nur nicht in dem Dorf wo sie herkommt. Aber in einem Nachbarort
Sie hat es danach immer mit gemischten Gefühlen gesehen. Und wusste nicht ob sie es noch mal machen würde. . Das hst mich sehr erstaunt das sie so eine Reise gemacht hat. Da sie alles andere als emotional war

Meine Familie väterlicherseits kommt auch aus Schlesien. Auch mein Schwiegervater.... ich bin erstaunt wie viele Menschen doch aus Schlesien stammen.

Ich bin frueher oft nach Goettingen gefahren um Oma und Tante zu besuchen.

Kurz davor ist Friedland.
Eine Unterkunft fuer ehemalige DDR Uebersiedler,Spaetauswanderer aus Russland ,Vertriebene .


https://de.wikipedia.org/wiki/Friedland_(Niedersachsen)

Mein Opa ist leider 1961 gestorben,da war ich drei und ich kann mich in keinster Weise an ihn erinnern.
Meine Oma 1974 ,das war der erste großen Verlust.
Ich mochte meine Oma sehr und als sie im Krankenhaus lag habe ich ihr die ganze Wohnung tapeziert und alles neu gestrichen.
Sie kam leider nicht mehr lebend raus.
Da hatte ich nie mit gerechnet und meine Mutter auch nicht.
Hatte mich so gefreut das alles für sie gemacht zu haben und sie hat es nicht mehr gesehen.
Sie hatte ein großes Landschafts-Bild was mir schon als Kind gut gefallen hat.
Sie sagte das ich es mal bekomme, habe es aber nicht bekommen weil mein Onkel es haben wollte.
Kann mich noch gut an die Malzbonbons erinnern die sie immer gemacht hat.

In meiner Familie gibt es keine Ostverwandtschat aber auch viele tragische Schiksale,durch das Kriegsgeschehen.

Ich bin als Abiturientin in Ostdeutschland gewesen.Durch Schule u kulturellen Austausch organisiert.
Das war ein Kulturschock.Aber so war es.

Zitat von Mariebelle:
In meiner Familie gibt es keine Ostverwandtschat aber auch viele tragische Schiksale,durch das Kriegsgeschen.

Mein Vater kam aus Halle an der Saale.
Er ist 1949 mit 14 von zu Hause in den Westen abgehauen.
Seine ganze Familie lebte in der DDR.

Mir ist aufgefallen, die Schlesier haben alle eine ganz feine Art.... schwer zu beschreiben....gibt es heute nur noch ganz selten. Auf eine Art vornehm.... wobei mein Vater.....im Geiste ja....finde auch es sind sehr kluge Menschen....oder bastel ich mir da jetzt etwas zusammen?

Kann das jemand bestätigen?

Zitat von life74:
Mir ist aufgefallen, die Schlesier haben alle eine ganz feine Art.... schwer zu beschreiben....gibt es heute nur noch ganz selten. Auf eine Art vornehm.... wobei mein Vater.....im Geiste ja....finde auch es sind sehr kluge Menschen....oder bastel ich mir da jetzt etwas zusammen? Kann das jemand bestätigen?


Meinst du jetzt vom Verhalten her oder vielleicht, dass sie sehr auf das Äußere achten?

Ich kann von meinem Pa berichten, dass er, wenn meine Eltern das Haus verlassen haben, zum Arzt, in die Stadt oder jemanden besuchen, sehr auf sein Äußeres geachtet hat.
Die goldene Uhr wurde dann angelegt, der Ehering durfte nicht fehlen, die Kleidung ordentlich, meist ein Anzug, die Schuhe geputzt, und was nicht fehlen durfte, war sein Hut.
Wenn ich mir so Fotos von früher ansehe, habe ja nicht viele, aber da war das schon in seinen jüngeren Jahren so, dass er immer gerne gut gekleidet war. Manchmal denke ich mir lächelnd, sieht etwas aus wie ein Mafiaboß. Haha, lach.
Meine Ma hat sich allerdings auch gerne schick gemacht.

Ja, irgendwie schon diese Menschen achten alle sehr auf ihr Äußeres das stimmt schon, doch.... Außer mein Vater , davon möchte ich jetzt gar nicht sprechen.....gerade Kontra....ob er das ganz bewusst macht? Ich weiß es nicht.

Aber allesamt haben eine sehr feine Aussprache....sehr gebildet. Viele wirken auch sehr warmherzig....doch, das fällt mir immer wieder auf.

Meine Großmutter mütterlicherseits hätte ich zu gern kennen gelernt. Sie kam aus Russland, war als Dolmetscherin tätig und als meine Mutter 2 Jahre alt war, kam sie ins KZ, weil sie irgendworan beteiligt war, was gegen Hi tler war. Meine Mutter kam ins Kinderheim und konnte später von meiner Oma als Flüchtlingskind adoptiert werden. Ihre echte Mutter überlebte das KZ, war aber danach eine gebrochene Frau. Sie holte meine Mutter irgendwann wieder zu sich, trank und rauchte den ganzen Tag und starb dann mit 46 an Krebs. Sie war eine mutige und starke Frau, wie gern hätte ich sie kennen gelernt.
Ich habe auch meine Opas nie erlebt, der eine starb 4 Jahre vor meiner Geburt an einem Herzinfarkt und der andere ebenfalls zwei Jahre nach meiner Geburt an einem Schlaganfall. Von ihm habe ich nur ein Foto, wie er mit mir als Baby auf einer Wiese sitzt. Schade, dass ich all diese Personen nie kennen lernen durfte.

Ja es sind tragische und aber auch schöne Geschichten hier mit dabei, ich lese immer gerne mit, wenn es um so etwas geht. Die alten Zeiten so wie es unsere Vorfahren erlebt und gelebt haben. Das können wir uns doch gar nicht so richtig vorstellen.
Ich kann mich dabei noch an meine Uroma erinnern.
Das war auch eine liebe alte Frau, so wie man sich eine Uroma vorstellt, sie konnte nur ihr Zimmer nicht mehr verlassen, zwecks offenen Fuß, sie lag im Bett oder saß vor ihrer Nähmaschine. Das war ihr Leben. Zu meiner Zeit.
Mein Opa war im Krieg mit anschließender Gefangenschaft.
Meine Urgroßeltern haben den Grundstein für das Gasthaus und damalige Postamt gelegt. Als mein Opa dann in den Krieg musste, war er schon verheiratet und mein Vater war schon unterwegs, und somit wurde von den dreien weitergearbeitet. Die Zeit hat gekennzeichnet, jeden auf seine Art und Weise.
Es muss keine schöne Zeit gewesen sein und trotzdem, wenn mein Vater heute von seiner Kindheit spricht, sagt er es war eine schöne Zeit, er möchte sie nicht missen.
Mein Urgroßopa starb noch vor meiner Geburt, und meine Uromi die hatte ich noch bis zu meinen 7. Lebensjahr.
Ich weis das gut, weil damaliger Zeit war ja Religion das Fach, wir mussten unsere Klosterschwestern grüßen und vor allen Dingen unseren alten Herr Pfarrer. Aber wehe, da war Unfrieden angesagt. Und wiegesagt für jede Not sehr gut in Religion gab es extra von ihr ein Bild.
Dann starb meine uroma in ihrem kleinen Zimmer.
Opa hat immer viel vom krieg erzählt.
Dann kam ein gewisser Aufschwung es wurde gearbeitet und gearbeitet, gemocht hat sich alt und jung nicht.
Auch nicht mütterlicherseits, da war immer ein gewisser, wie soll ich sagen, Neid, Hass, ich weis es nicht, es hat bloß immer geheißen die da oben und die da unten.
Jeder wollte für sein Kind etwas besseres.
Das war schon sehr gut rauszuhören.
Das Anwesen wurde gepflegt, ausgebaut und vergrößert, ebenso die Gaststätte.
In dieser Richtung hatte und ging es mir immer gut.
Zuerst starb dann mein Opa an krebs, einige Jahre meine Oma väterlicherseits.
Mütterlicherseits starb zuerst mein Opa, viele Jahre später meine Mama und dann erst sie, meine Oma.
Die Beerdigungen waren ein Fiasko.
Nur das Verständnis und mögen war einfach nicht da, von alt und jung, Zusammenhörigkeit und Familie war ein Fremdwort, jeder ging im Prinzip seinen Weg.
Ich wurde groß zwischen einer Wäscherei ( die mein Mama führte ) und einer Gaststätte die meine Großeltern führten, mein Vater ging seinen eigenen Weg als Metzger.
Wir, meine Geschwister und ich, sind jetzt die 4.te Generation in dem Haus.
Von unserer Seite aus, wird irgendwann verkauft werden, weil keiner von uns dreien Nachkommen hat, zum Leidwesen meines Vaters.

Ja, das sind alles rührende Geschichten. Die Oma, die meine Mutter adoptiert hat, war für mich wie eine richtige Oma, heute lebe ich in ihrem Haus. Sie hatte kein leichtes Leben, hat 2 Weltkriege erlebt, hatte zwei Fehlgeburten, weswegen sie meine Mutter aufnahm und verlor ihren Mann mit Mitte 40 an einem Gehirntumor. Sie hat danach nie wieder mit einem Mann gelebt, was aus heutiger Sicht ungewöhnlich ist. Sie starb, als ich 14 war, wir waren hier bei ihr immer in den Ferien und ich habe sie geliebt. Und eines Morgens wollte ich mit ihr Mensch ärgere dich nicht spielen, sie stand auf und sagte zu mir, ich solle das Spielfeld doch schon mal aufbauen, ihr ginge es vom Magen nicht gut und sie würde sich kurz auf das Sofa legen.

Trigger

Dann hörten wir komische Geräusche aus dem Wohnzimmer und als wir hingingen, lag sie auf dem Boden und alles war voll Blut. Sie hatte einen Magendurchbruch und meine Mutter reanimierte sie noch, bevor der Krankenwagen kam. Innerhalb weniger Stunden verstarb sie im Krankenhaus.


Das war mein erster Kontakt mit dem Tod in der Familie und das war damals als Jugendliche total schlimm für mich.

Die Mutter meines Vaters lebte länger. Sie war am Ende total depressiv und eines Tages

Trigger

wollte sie sich das Leben nehmen und nahm alle Tavor, die sie hatte, zu sich. Sie rief bei uns an, ich war am Telefon und sie verabschiedete sich von mir und sagte Ich wünsche dir noch ein schönes Leben! Weil das so komisch war, informierte ich meinen Vater, der die Tür ihrer Wohnung aufbrach und sie bewusstlos fand. Ab da war sie fast nur noch in der Psychiatrie, sie wurde 89 Jahre alt, aber die letzten Jahre waren schrecklich für sie.



Oh man, so viele schlimme Geschichten, die hochkommen, ich schreibe demnächst lieber wieder schönere Geschichten aus meiner Kindheit.
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Zitat von life74:
Mir ist aufgefallen, die Schlesier haben alle eine ganz feine Art.... schwer zu beschreiben....gibt es heute nur noch ganz selten. Auf eine Art ...

Meine Mutter war nicht fein- eher Empathielos . Cholerisch, launisch- und zwar sehr.
Meine Om - ihre Mutter war eine tolle Frau

Zitat von Mondkatze:
Meinst du jetzt vom Verhalten her oder vielleicht, dass sie sehr auf das Äußere achten? Ich kann von meinem Pa berichten, dass er, wenn meine ...

So wie du deinen Pa beschreibst wenn er das Haus zu was besonderem verließ lief mein Vater rum. Und die Kleidung war immer perfekt wenn auch schon älter.
Mein Vater legte sehr viel Wert auf seine Schuhe.
Die waren immer glänzend ( meine Mutter hat auf ihre kaum geachtet)

Ich habe immer vermutet das es daran lag das er im Krieg ein Bein verloren hat. Er ging schon mit 18 in den Krieg

Ich glaube von unseren Eltern und Großeltern konnten wir das Schuheputzen lernen ?

Wehe die glänzten nicht ?

A


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