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Meine Mutter war gelernte Kindergärtnerin hat aber nach der Heirat nicht mehr gearbeitet.
Mein Vater hat wegen der Umstände nichts gelernt.

Mein Pa war im Bergbau, wie sein Vater auch.
Mein Bruder sollte da eigentlich auch arbeiten, der wollte aber nicht. Ich glaube, ihm war die Tiefe unheimlich.
Ich weiß noch, wie mein Pa mit so einer Brotdose und Aktentasche zur Arbeit ging. Die meisten Kumpels hatten so eine Aktentasche und diese typische Brotdose.
Und dann war er irgendwann Rentner. Da war ich noch in der Schule.
Meine Ma hatte aufgehört zu arbeiten, als sie meinen Pa geheiratet hatte.

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Weißt du noch?

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Zitat von Mondkatze:
Schwiegermutter hat über die Flucht von Ostpreußen über das Haff erzählt. Sie war ja noch ein junges Mädchen. Aber was die da alles erlebt ...

Meine Schwiegermutter ist am Haff groß geworden.

Mein Vetter (Cousin) betreibt Hobbymäßig Familienforschung. Von ihm weiß ich, daß die örtlichen Pfarrämter früher sowas waren, wie heute die Einwohnermeldeämter. Sie führten über alles Buch...Geburt, Taufe, Heirat Kinder und Tod, alles wurde akkurat und fein säuberlich mit dem damaligen Federkiel notiert. Und stauben in alten Pfarrämter in den Regalen... Sein (und auch damit mein) Stammbaum habe ich als eine ewig lange ...Datei bekommen und die geht bis ins 15'Jahrhundert zurück !?...Ein bißchen blieb mir erst die Luft weg...dann dachte ich was mache ich nur mit all diesen Namen, Verheiratungen...Kindeskinder...
Gut, Vier bis Fünf Generationen sind vorstellbar...aber dann. Eigentlich sind erzählte Geschichten von früher für mich wertvoller.
Immer wieder wünsche ich mir, meine schon verstorbenen Eltern und Verwandten Fragen zu stellen, die mir immernoch auf dem Herzen liegen.

Zitat von superstes:
Mein Vetter (Cousin) betreibt Hobbymäßig Familienforschung. Von ihm weiß ich, daß die örtlichen Pfarrämter früher ...

Ich habe meiner Schwiegermutter sehr gerne zugehört wenn sie von zuhause vom Haff erzählte. Von der Fischerei. Von ihren Brüdern. Es war als wenn ein großes Stück von ihrem Herz dageblieben ist.
Sie erzählte wie sehr sie es als Mädchen geliebt hat mit zum fischen zu fahren. Aber auch wie hart die Arbeit war u die Winter, das Familie auch damals schon nicht einfach war. Auch gerade wenn ein Elternteil verstorben war u ein neuer Partner dazu kam u weitere Kinder.
Gut gefallen hat mir das auch meine Kinder ihre Erzählungen liebten und es für sie auch Erinnerungen sind.

Es ist als würde ein Stück von ihr bleiben

Zitat von Mariebelle:
Ich weiss ,dass meine Vorfahren muetterlicherseits Hugenotten waren und von Frankreich nach Deutschland gefluechtet sind.Die Familie meines Vaters ...

Sind meine vorfahren auch. Mein Vater hat Ahnenforschung betrieben. Unser Clan verließ (floh) Frankreich im 15ten Jahrhundert und siedelte in den Würzburger Raum über, um sich dann mehr Südwest und etwas nördlich und südöstlich zu verbreiten.

Zitat von klaus-willi:
Ich verstehe auch so vieles nicht ,warum ein Bruder oder eine Schwester nicht gut genug sind oder ähnliches.

Um kurz darauf einzugehen, dass habe ich von beiden erfahren dürfen.
1938 wurde mein Opa zum Unteroffizier befördert und nach Russland geschickt, er war ein N.a.z.i, sein Bruder, war keiner, er war 3 Jahre jünger und auch nicht bei der H.it.lerju.gend. Er konnte mit dem Blödsinn nichts anfangen, aber in den Augen seiner Mutter war er so weniger wichtig als mein Opa.
Hingegen mein Uropa, also der Vater meines Opas auch kein Mitglied in dieser Partei war, das war die Mutter und daran sieht man auch, dass man 'nicht genug' sein kann, nur weil man eine andere Gesinnung hat.

Zitat von superstes:
Mein Vetter (Cousin) betreibt Hobbymäßig Familienforschung. Von ihm weiß ich, daß die örtlichen Pfarrämter früher ...

Und wie genau bist du an die Datei gekommen?

Wir (Deutsche)koennen unsere Geschichte ja noch etwas nachverfolgen.
Aber denkt mal an die vielen Auswanderer in der Welt und erst Recht die ehemaligen Skla..
Die waren ja komplett von ihren Wurzeln abgeschnitten.

Es gibt hier in den US eine Sendung.
(Finding your Roots/Ein Professor mit vielen Auszeichnungen.)
Das ist eine regelmaessige Sendung,wo viele bekannte US Schauspieler,Journalisten,Authoren aller Herkunft ihre Wurzeln finden ,bzw es wird fuer sie gesucht und gefunden,durch Einschiffung,Heirat,verkauf(bei Skla.),andere Dokumente u auch freiwilligem DNA Test,was
man so in sich hat.

https://en.wikipedia.org/wiki/Finding_Your_Roots

Zitat:
Und wie genau bist du an die Datei gekommen?

ganz einfach als Anhang. Er hat mit einem speziellen PC-Programm gearbeitet um die Namen und Jahreszahlen einzufügen, damit konnte der Stammbaum grafisch gut dargestellt werden. Ausgedruckt ....vermutlich viele,viele Meter nebeneiander...mir hat es allerdings gereicht dies auf dem Monitor mir anzuschauen. (das ist schon viele jahre her)

Zitat von Idefix13:
Hingegen mein Uropa, also der Vater meines Opas auch kein Mitglied in dieser Partei war, das war die Mutter und daran sieht man auch, dass man 'nicht genug' sein kann, nur weil man eine andere Gesinnung hat.

Ja,so ist das leider.
Ich hatte keine Freundin und spielte keinen Fußball.
Mein Bruder hat geheiratet und 2 Kinder und für meinen Vater war das der normale Weg.
Das ich anders bin wussten sie garnicht.
Ich war immer schon etwas sensibel und liebte schöne Dinge.
Halt kein richtiger Mann, obwohl ich das eigentlich schon bin.
Na ja ,so ist es,so war es und ich ändere nichts mehr daran.

Die Familie meiner Mutter wurde 1945 aus Schlesien vertrieben, meine Mutter war damals ein kleines Mädchen. Sie hatten einen großen Bauernhof am Fuße des Riesengebirges und hier hatten sie nichts.
Die Familie meines Vaters hatte ebenfalls einen Bauernhof in Niedersachsen.
Sie blickten aber auf die Heimatvertriebenen herab, und wollten kein ' Flüchtlingsmädchen ' als Schwiegertochter.
Das hat meinen Vater allerdings nicht interessiert.

Zitat von Cati:
Sie blickten aber auf die Heimatvertriebenen herab, und wollten kein ' Flüchtlingsmädchen ' als Schwiegertochter.
Das hat meinen Vater allerdings nicht interessiert.

Ja,so war das oft.
Aber es gibt auch Gebiete wo ein reicher Bauerssohn keine Magd oder ein armes Mädel heiraten durften.
Umgekehrt natürlich auch.
Haste nix dann biste nix war für mich nie ein Kriterium.

Zitat von Mondkatze:
Können wir hier jederzeit wiederholen.

Sehr gerne.

Zitat von Cati:
Die Familie meiner Mutter wurde 1945 aus Schlesien vertrieben, meine Mutter war damals ein kleines Mädchen. Sie hatten einen großen Bauernhof am ...

Mein Pa kam aus Oberschlesien. Er hatte Ähnliches erfahren.
Dazu war er noch 20 Jahre älter als meine Ma.
Genau gesagt 19 Jahre.

Mein Pa kam aus Beuthen in Oberschlesien.
Ich habe gerade mal gegoogelt.
Das Rathaus da ist ja wunderschön.
Mir ist gerade ganz komisch, so traurig. Mein Pa wollte immer mal wieder in seine Heimat zurück, irgendwie ist das nie dazu gekommen.

Zitat:
Sie blickten aber auf die Heimatvertriebenen herab, und wollten kein ' Flüchtlingsmädchen ' als Schwiegertochter.

Das hat meinen Vater allerdings nicht interessiert.

Das ist sehr schön von deinem Vater daß für ihn die Liebe wichtiger war, als das dumme Geschwätz ! Als Kind und heranwachsender Jüngling hatte ich diese Ausgrenzung von Flüchtlinge zwar wahrgenommen, aber damals nicht verstanden...In meiner Stadt waren viele Flüchtlinge. Wie ich später erfahren habe, waren sogar viele aus dem selben Ungarischen Dorf, Sie bekamen günstige Bau-Darlehen und bauten in den 50'iger eine ganze Siedlung am Rande der Stadt...meist mit eigener Hand um Kosten zu sparen. Vor vielen Jahren las ich das sehr gute Buch von Peter Härtling Leben lernen über seine schwierige Kindheit in Nürtingen, das mich sehr bewegt hat. Sein Vater ist im Krieg verschollen und seine Mutter hatte sich 1946 das Leben genommen, weil ihr auf der Flucht Gewalt angetan wurde. Er wuchs dann als Vollwaise auf. Hatte trotz aller Schwierigkeiten seinen Weg gemacht !

Obwohl die Flüchtlinge ja Deutsche waren, ist dies vergleichbbar mit der späteren Ausländerfeindlichkeit Es waren die allerniedrigsten Beweggründe wie Futterneid etc. In meiner Heimatstadt, die überwiegend Evangelisch war, (durch die Reformation) waren plötzlich viele Katholische mittendrin in ihrer Welt es wurde sogar eine Katholische Kirche gebaut. !
Diese Entwicklungen hatte ich erst sehr viel später in ihren Auswirkungen verstanden.
Auch das ist Deutsche Geschichte.
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Mein Grossonkel war Binnenschiffer.
Er war ein Mann der harten, einfachen Arbeit und fuhr den Rhein rauf und runter zwischen Duisburg und Rotterdam. Aufgrund seines Berufes blieb er ein Leben lang alleine und es machte auch keinen Sinn, sich extra eine eigene Wohnung zu mieten.
Also wohnte er bei seiner Mutter und seiner Schwester.
Hin und wieder sprach er dem Al kohol zu und im Familienkreis existieren Gerüchte, wonach er auf allen vieren die steile Treppe zur Wohnung hinauf kroch.
Ich bin im Besitze von Dias, die ihn beim Besuch seines Bruders ( meines Opas) zeigen. Ich staune immer wieder über seinen feinen Zwirn, den vornehmen Anzug, die Krawatte mit Krawattennadel,. die Manschettenknöpfe, den Siegelring und die golden gefasste Brille. Offenbar hatte man damals mindestens eine makellose Garnitur für festliche oder sonntägliche Anlässe.
Selbst die einfachsten Menschen.
Leider verkrachte er sich mit seinem Bruder ( meinem Opa) und so hatte ich jahrelang auch keinen Kontakt mehr zu ihm.
Er war es letztlich, der die Versöhnung einleitete, in dem er seinen Bruder im Supermarkt ansprach. Nach Ewigkeiten.
Und er war wohl das, was man damals einen feinen Kerl nannte.
Heute existiert diese Kategorie gar nicht mehr. Vermutlich würde man es mittlerweile pathologisieren und küchenpsychologisch von mangelnder Konfliktbereitschaft, Harmoniesucht und fehlenden Ellenbogen reden. Man würde aus dieser Tugend eine Defizit machen, da bin ich sicher.
Zum Glück musste er das nicht mehr erleben.

Ich hab ihn einige Male besucht in seiner kleinen Wohnung. Mutter und Schwester waren inzwischen gestorben. Mir gefiel sein altmodischer Humor und ich erinnere mich an die feinen, blaune Äderchen auf seiner Stirn. Seine Haut war schon sehr dünn geworden.........

Vor seiner letzten Einweisung ins Krankenhaus sagte er ganz klar: Ich komme nicht wieder zurück! Trotzdem hatte er ein lustiges niederheinisches Lied auf den Lippen, als er aus der Wohnung getragen wurde,.

Für mich ein absolutes Vorbild.

Zitat von superstes:
In meiner Stadt waren viele Flüchtlinge. Wie ich später erfahren habe, waren sogar viele aus dem selben Ungarischen Dorf, Sie bekamen günstige Bau-Darlehen und bauten in den 50'iger eine ganze Siedlung am Rande der Stadt...meist mit eigener Hand um Kosten zu sparen.

Ja, so war es bei meinem Opa auch. Er baute ein Haus, in dem dann später drei Generationen lebten.
Zitat von superstes:
Obwohl die Flüchtlinge ja Deutsche waren, ist dies vergleichbbar mit der späteren Ausländerfeindlichkeit Es waren die allerniedrigsten Beweggründe wie Futterneid etc.

Die Vertriebenen wurden oft bei den Bauern einquartiert. Und meine Mutter erzählte, dass es durchaus vorkam, dass der Bauer die Stube mit Brettern vernagelte, damit die zugewiesenen Vertriebenen nicht dort einziehen konnten.
Die Polizei musste ihn dann zwingen, die Bretter zu entfernen.

Zitat:
Die Vertriebenen wurden oft bei den Bauern einquartiert

Nicht nur dort...Auch in unser Elternhaus kam Anfang der 50'iger ein städtischer Beamte mit einer Verfügung...Das Grundbuchamt wußte ja über wieviel Quadratmeter Wohnfläche jedes Haus verfügte...Wir wohnten in einem über 300 Jahr alten Fachwerkhaus mit vier Stockwerken (im Speicher gab es noch zwei Zimmer. Wir Geschwister (zu dritt) waren alle Minderjährig...
Darnach zogen noch drei Flüchtlingsfamilien in das Haus ein. Wie es meinen Eltern dabei erging weiß ich nicht, ich habe sie später nie darnach gefragt... alles war sehr beengt, im ganzen Haus gab es nur ein Bad, zum Glück zwei Aborte..An Streit kann ich mich nicht erinnern... .Wir Kinder wurden in einer Zinkwanne in der Waschküche gebadet, das warme Wasser kam aus einem mit Holz beheizbaren Waschkessel.
Ende der 50'iger hatte die Stadt dann mehr Wohnraum saniert, so daß das Haus nach und nach wieder frei wurde.

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