Mir ist danach, ich erzähle das mal zu ausführlich ...
Ich habe mir ein Holzbrett gekauft, Fichte, 2000 x 140 x 18 mm. Warum? Ich brauchte eine Erweiterung, einen Anbau für meinen Schreibtisch. Ehrlich gesagt bin ich im Heimwerken wie in zwanzig anderen Sachen eher eine Niete und nicht gerade erfahren, aber ich tue gerne so als ob. Im Baumarkt mit einem Holzbrett zur Kasse zu schlendern, hat was. Ich tue ein bisschen fachmännisch, bin beinahe gutgelaunt und um ein Haar sogar bereit, mit der Kassiererin zu flirten. Flirt heißt dann bei mir, dass ich mich traue, irgendetwas zu sagen, über den Gruß Moin! hinaus. Leider sind die Kassiererinnen in meinem Baumarkt eher abweisend, desillusioniert, pragmatisch. (Da, wo ich hingehe, wird nicht geflirtet! Ich lebe in einem Flirt-Vakuum. Vermutlich bin ich selbst aus HOLZ.) Ich glaube ja, die Kassiererinnen im Baumarkt sind davon ermüdet, es mit lauter Heimwerker-Profis und zwischendurch und obendrein auch noch mit Deppen wie mir zu tun zu haben. Männer, die entweder im zackigen Kommandoton reden (Ich brauche einen Zwölfer, aber abgeschrägt! - Wie, was, habt ihr nicht?!?) oder so wie ich null Ahnung haben und nicht mal wissen, was ein Zwölfer überhaupt ist.
Außerdem habe ich mir ein Buch von Ror Wolf bestellt. Ich schwöre, ich bin erst in die Buchhandlung hier im Ort gegangen. Die gute Frau an der Kasse hat vier Minuten lang vergeblich im Computer gesucht. Ihr Blick wirkte weder nervös noch besonders konzentriert. Vielleicht hatte sie die Anzeige zu dem gesuchten Titel auch sofort auf dem Schirm und mir gegenüber einfach vorgespielt, der PC würde noch rödeln, um die Spannung ein wenig zu erhöhen. Jedenfalls sagte sie dann mit etwas übertriebenem Bedauern, dass dieses Buch nicht mehr erhältlich sei. Nicht mehr bestellbar. Ich dachte, der Titel wäre aus den 90ern, tatsächlich ist er von 1965 und älter als ich.
Zuhause bin ich dann mal wieder auf Amazon gegangen. Die hatten noch irgendeine Ausgabe aus der Sonderreihe Weltromane der Süddeutschen oder so. Vermutlich ein Ladenhüter oder Restexemplar. Relativ günstig, also schicke ich einen Amazon-Boten auf die Reise. Wenn ich ehrlich bin, lasse ich mir total gerne Geschenke vom Paketboten bringen. Ror Wolf fehlt mir noch in meiner Literatursammlung, die ich gerade zusammenstelle.
Ich hatte dafür noch ein zweites Buch bestellt, schon vor zwei Wochen, Joan Barfoots Warten auf Mr. Smith, eines meiner Lieblingsbücher, das ich leider während einer meiner zahlreichen Umzügen verloren oder verlegt hatte. Daher nachbestellen musste. Ich glaube, Joan Barfoot ist eine der einfühlsamsten Autorinnen, die mir je untergekommen ist. Der Anfangssatz geht so:
Jane Smith, normalerweise keine besonders unternehmungslustige Frau, schreibt gerade an dem Brief, der ihr Leben verändern wird. Spannender Anfang, sehr guter erster Satz! Weil er einen sofort in die Geschichte hineinzieht. Was ist an dem Brief so ungeheuer wichtig? Was steht drin? Und wieso ist Jane nicht unternehmungslustig? Wer ist diese Frau? Mit dem Titel weiß man, aha, sie wartet anscheinend auf ihren oder auf überhaupt irgendeinen Mann ... Ich dachte spontan an Warten auf Godot und an 12 Uhr mittags mit Gary Cooper, ein Western, in dem viel und in unerträglicher Anspannung gewartet wird ... das sind wohl meine etwas zu abstrusen Assoziationen.
17.10.2023 22:20 •
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