Zitat von GastB:
@ wernereiskalt: Du wirst deine Gründe haben, weshalb du dich eiskalt benannt hast, oder?
Ich wollte damit andeuten, dass nach meiner Erfahrung eine gewisse weite, offene Einstellung zu geistigen Dingen nötig ist, um für entsprechende Phänomene empfänglich zu sein. Ich meine damit keine eingebildeten, sondern real auftretende Phänomene, die aber nicht jeder wahrnimmt oder erlebt. Wärme und Weite haben ja etwas miteinander zu tun, ebenso Kälte und Enge. Bei Wärme dehnt sich alles aus, bei Kälte zieht es sich zusammen. Wenn man also engstirnig (dieses Wort kommt auch nicht von ungefähr ) ist und darauf besteht, dass nur das sein darf, was nach dem eigenen Verständnis sein kann, wenn man also nur das als Möglichkeit zulässt, was dem eigenen, zwangsläufig immer zu engen Wissenshorizont entspricht (denn wir sind ja in unseren Wahrnehmungen extrem beschränkt und unser Wissen über die Welt/das Universum ist noch in den Kinderschuhen), dann kommen diese Phänomene wohl gar nicht bei einem an.
Der Text war zwar nicht an mich gerichtet, da ich aber einer solchen Geisteshaltung gegenüber Skeptikern oft begegne, will ich mich mal dazu äußern.
Geistig offen zu sein bedeutet für mich nicht, dass man jede unbewiesene Behauptung ohne kritische Überprüfung sofort glauben sollte. Das ist eher Naivität, Leichtgläubigkeit und eigentlich das komplette Gegenteil von geistiger Offenheit.
Ich bezweifle ja nicht das Vorhandensein bestimmter Erlebnisse an sich. Auch ich hatte bereits ein Out-of-Body-experience und das Gefühl, dass eine fremde, unsichtbare Präsenz im Raum sei, usw. Ich weiß, dass unser Gehirn in der Lage ist, solche subjektiven Eindrücke zu vermitteln. Den halluzinogenen Dro. sei Dank!
Aber: Wieso sollte ich von solchen Erlebnissen gleich darauf schließen, dass der Grund dafür nicht im Gehirn selbst liegen könnte? Und ich sehe nicht wie man angesichts der Erkenntnisse der Hirnforschung, wenn man sich intensiv mit ihnen beschäftigt, ausschließen kann, dass es ein rein vom Hirn erfundenes Erlebnis ist.
Kritiker vom Okkulten und Esoterischen pauschal als gefühlskalt und engstirnig abzustempeln ist natürlich bequem, da man sich so nicht sachlich mit ihnen auseinander setzen muss. Aber es ist auch ziemlich billig.
Zitat:Ich sehe das nicht viel anders als beim Mobilfunk oder Radio oder Fernsehen: Die Funkwellen sind (heutzutage) praktisch immer und überall vorhanden - aber empfangen und hören/sehen kann man sie nur, wenn man ein entsprechendes Gerät bei sich hat und dieses auch einschaltet und richtig einstellt. Und wer Null Ahnung von der Existenz von Elektrizität, Wellen und Empfangsgeräten hat, wird nicht glauben, dass da in der Luft überhaupt etwas vorhanden ist, das er nicht wahrnimmt, und es selbst dann für Teufelszeug und Scharlatanerie halten, wenn ein anderer ihm sein eigenes Gerät ans Ohr hält.
Das ist doch genau die Geisteshaltung, die ich kritisiere. Menschen erleben etwas, das sie nicht auf Anhieb verstehen können und folgern dann, dass es sich sicherlich um etwas Übernatürliches, Übersinnliches o.ä. handeln müsse.
Vielleicht hast du dich, GastB, tatsächlich ausgiebig mit rationalen Erklärungsversuchen für scheinbar unerklärliche Phänomene beschäftigt, aber dann wärest du meiner Erfahrung nach eine kleine Minderheit in der Gruppe der Gläubigen an diese Dinge.
Natürlich will jeder etwas Besonderes sein und glaubt daher gerne, dass er etwas Übernatürliches erlebt hat und will die vorhandenen Beweise dafür, dass es sich in Wirklichkeit um ein gut erforschtes und verstandenes Phänomen von Täuschungen des Hirns handelt, gern ignorieren. Und Wissenschaft ist wirklich komplex und um auch nur ein anständiges Grundverständnis dafür zu entwickeln, braucht es Zeit und Mühen.
Das Wissen unserer Zeit erforderte harte Arbeit von abertausenden Menschen, die nach der wissenschaftlichen Methode mühevoll Forschung betrieben haben, um ihre Annahmen über die Welt gründlich mit der Kraft der Vernunft kritisch zu überprüfen und wenn angebracht, als Irrtum zu entlarven.
Ich finde es arrogant, dies einfach zu abzutun und seinen eigenen subjektiven Erlebnissen mehr zu vertrauen als der kollektiven Intelligenz der weltweiten wissenschaftlichen Forschung.
Aber vielleicht handelt es sich wirklich um etwas, dass wissenschaftlich momentan nicht erklärbar ist. Ich halte die hier erwähnten Phänomen allesamt nicht dafür, aber sagen wir mal, es sei so.
Dann ist am wenigsten engstirnige Haltung nicht, dass eine der unwissenschaftlichen Erklärungen wahr sein müsse, - sondern, dass man das Phänomen momentan wissenschaftlich nicht erklären kann.
Ich halte den Schritt von ich habe keine Erklärung auf es war sicherlich Magie im Spiel für das Gegenteil von geistiger Offenheit.
Und es kann sehr gut sein, dass das Phänomen in Zukunft irgendwann doch wissenschaftlich erklärt werden können. Wenn wir hundert Jahre in die Vergangenheit reisen würden und einem damaligen Menschen unser Smartphone zeigen würden, würden die es nicht verstehen und es für übernatürlich und unerklärbar halten. Aber das ist es natürlich nicht, zu keiner Zeit, die Leute mussten nur noch einiges an Wissen erwerben, um es zu verstehen. Und dafür ist die wissenschaftliche Methode die einzig geeignete.
tl;dr: Keep an open mind – but not so open that your brain falls out (Richard Feynman)