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Ich möchte gerne einmal über den Aschermittwoch und die darauffolgende Zeit des Fastens und des Verzichts nachdenken, gläubige Christen sind nicht angesprochen.

Ein Leben nach dem Kalender habe ich noch nie verstanden, warum ein Verzicht für sieben Wochen, weil Fastenzeit ist, ein Verzicht auf Dinge die einem Freude machen oder die zur täglichen Gewohnheit gehören, Fernsehen, Süßigkeiten, Sex und was es alles gibt.

Bedarf es dieser Vorschriften, dieses Konzepts, warum kann ich nicht selber bestimmen wann und wie lange ich mich im Verzicht übe, nicht fernsehe, keine Süßigkeiten esse, etc.?

Ist es unser Über-Ich, die internalisierte Stimme der Eltern die uns so handeln lässt?

Enthaltsamkeit soll auch einem bestimmten Schema folgen: Wenn ich widerstehen kann, mich nicht verführen lasse, ist dies eine Wohltat für das Selbstwertgefühl.

Aber ich bin meine eigene Herrin, was nützt es mir, wenn ich sieben Wochen lang verzichte und dann wieder haufenweise Süßigkeiten in mich hineinstopfe oder stundenlang fernsehe, als viel wichtiger erachte ich den täglichen Verzicht, den Verzicht auf eine gut schmeckende Praline, auf eine Zig. und so weiter.

Mich erinnert dieser sieben Wochen lange Verzicht an die Empfehlung einer Zahnärztin, nämlich die: den Kindern keine Süßigkeiten zu geben um sie an einem Tag so viele essen zu lassen wie sie wollen, meiner Meinung nach fördert das das Fehlen eigener Kontrolle; das mangelnde Vertrauen in die eigenen Gefühle und Abneigungen beginnt aber oft schon in der Kindheit.

Kinder verlieren durch die Vorschriften der Eltern das Vermögen selber zu wissen was ihnen guttut, sie müssen ihren Salat essen obwohl er nicht schmeckt, sie dürfen nur draußen spielen, wenn sie brav alles aufgegessen haben, wenn sie weinen, sagen die Eltern es gäbe keinen Grund dafür, ich wage einmal die Behauptung, dass sie nicht lernen, sich selber zu vertrauen.

Dies hat manchmal ein suchtähnliches Verhalten bei den Erwachsenen zur Folge die sieben Wochen zu einer Art innerer Reinigung brauchen um zu sehen das es auch einmal anders geht, um sich zu regenerieren.

19.02.2021 17:21 • 25.02.2023 x 3 #1


95 Antworten ↓


Ein sehr interessantes Thema.
Die ganzen Feiertage u Zyklen geben jedem Jahr Struktur ,darum geht es mMn.

Ich bin weder dafuer/noch dagegen,mache einiges mit anderes nicht.Weihnachten u Ostern zB.

Nach Ostern kommen dann die 40 Tage bis Pfingsten.

A


Über die Enthaltsamkeit von Aschermittwoch bis Ostern

x 3


Ja, ich finde auch, dass es ein sehr interessantes Thema ist, manche Menschen brauchen auch das Gefühl der Verbundenheit mit anderen die das gleiche tun, das spielt für mich keine Rolle.

Also,mal Hand aufs Herz....
Hier hat doch jeder seine Routine u Ablaeufe.
Wenn dann noch ein Grosses Ganzes darueber geordnet ist(wie fuer die meisten hier,die christliche,westliche Kultur),ist es fuer viele noch verbindlicher.

Ich hab nix dagegen,solange nicht missioniert wird.

Zitat von kritisches_Auge:
Christen sind nicht angesprochen.


Der christliche Glaube lässt sich hier aber nicht ausblenden, da die angesprochene Fastenzeit nun mal ein christlicher Brauch ist.

Zitat von kritisches_Auge:
warum ein Verzicht für sieben Wochen,


Weil die Wurzeln in der 40-tägigen Fastenzeit von Jesus in der Wüste liegen. Später diente das Fasten der Vorbereitung auf die Taufe, die zur damaligen Zeit nur an Ostern gespendet werden durfte.

Zitat von kritisches_Auge:
Bedarf es dieser Vorschriften, dieses Konzepts, warum kann ich nicht selber bestimmen wann und wie lange ich mich im Verzicht übe,

Kann man doch. Selbst die Kirche erwähnt mehrere Fastenzeiten, nicht zuletzt auch das lange für Katholiken bindende Verbot, am Freitag Fleisch zu essen.

Viele Menschen brauchen für Veränderungen aber einen Impuls. Man betrachte nur die gesammelten Neujahres-Vorsätze. Besonders, wenn man auf etwas verzichten will, was man eigentlich mag, setzt man sich gerne Stichtage. Abnehmpläne z.B. beginnen fast immer an einem Montag, weil man das Wochenende noch einmal in vollen Zügen genießen, vulgo: ausgiebig fressen will.

Die Frage, was eine zeitlich terminierte Karenz bringt, ist sicher berechtigt, und ich denke, dass deine Überlegung, dass es dem Selbstwertgefühl gut tut, etwas durchgehalten zu haben, eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

Echtes Fasten ist aber primär ein Akt der Reinigung, sowohl in körperlicher als auch spiritueller Hinsicht. Wenn man lange fastet, verändert sich nicht nur die Körperchemie sondern auch das Bewusstsein und die Wahrnehmung. Das ist ein außergewöhnliches Erlebnis und eine durchaus spannende Erfahrung. Aus medizinischer Sicht ist Fasten - auch längeres Fasten - gesund für den Körper - übrigens auch bei Depressionen.

Das, was mittlerweile an Verzicht in der Fastenzeit gepflegt wird, ist der Versuch einer Adaption an sich verändernde Zeiten. Ganz sicher auch ein Fasten light für manche, die aus unterschiedlichen Gründen nicht wirklich eine Fastenerfahrung machen möchten.

Echtes Fasten ist aber nur etwas fuer gesunde Menschen.
Viele koennen das gar nicht machen,aufgrund von Alter,Krankheiten,Schwangerschaft,etc...

Zitat von Mariebelle:
Echtes Fasten ist aber nur etwas fuer gesunde Menschen.

Das stimmt so nicht. Es heißt nicht ohne Grund Heilfasten und kann auch bei bestimmten Erkrankungen Besserung bringen. Vor allem die Entgiftungsorgane Leber, Nieren, Darm und Haut profitieren davon. Da der Großteil unseres Immunsystems im Darm sitzt, ist regelmäßiges Fasten und Entgiften bei den allermeisten Menschen eine gute Idee. Dabei helfen schon einzelne Tage.

Unser Körper ist ziemlich klug und signalisiert uns auch bei Krankheit, was ihm besser tut: Fasten oder Essen. Bei Tieren gibt es die Faustregel, bei bakteriellen Erkrankungen zu fasten, bei viralen zu essen - und in den meisten Fällen zeigen Tiere, die weit instinktsicherer sind als wir, auch von selbst entsprechendes Verhalten.

Ja,Heilfasten,das s g Detox.Die Schlacken im Koerper gibt es aber nicht.
Aber ich weiss,was du aussagen moechtest.

Zitat von Mariebelle:
Die Schlacken im Koerper gibt es aber nicht.

Nö. Aber jede Menge Bakterien, die uns schaden und denen wiederum ein Aushungern im wahrsten Sinne des Wortes den Garaus machen kann. Wenn man z.B. viel Zucker- und Fettzeugs gegessen hat und beim Abnehmen einfach nicht weiterkommt, hilft eine Fastenperiode, die Firmicutes-Bakterien zu reduzieren, die unverdauliche Nahrungsreste sehr effizient (zu effizient) in verwertbare Nährstoffe zerlegen können.

Ich habe es ja schon im anderen Thread geschrieben, dass ich der Meinung bin, dass alle solche Regeln irgendwie einen Sinn ergeben, wie, die Vorräte werden knapp, ergo, muss man haushalten um über die Zeit zu kommen, was jetzt die Fastenzeit anbelangt.

Und was jegliche Religion anbelangt, nun, letztendlich sind es Regeln, die die Menschen brauchen, damit das Ganze funktioniert. Und da wir den Überlebensinstinkt in uns tragen, mag ein Gott oder Götter, den Abschied vom Dasein vielleicht leichter ertragen lassen, oder Trost spenden.

Und Rituale gehören ja zum Leben, bieten Sicherheit oder Vorfreude.

Ich persönlich brauche verordnetes Was auch immer nicht, kann aber durchaus akzeptieren, wenn andere das anders sehen.

Ja und andere muehen sich wieder ab um eine gesunde Darmflora aufzubauen/zu erhalten.
Da ist eine ganzjaehrige ,gesunde Ernaehrungsweise wichtig.

Wie wichtig die Darmbakterien sind, wurde heute in einer Radiosendung auch wieder gesagt.

Weil schon früher Mutter meinte, ich würde mich zu spartanisch ernähren, ich meide ja Fett und weil ich es für eine gute Vorsorge halte, lasse ich jedes halbe Jahr mein Blut untersuchen, die Ergebnisse sind optimal, könnten nicht besser sein.

Rituale habe ich viele, aber eben meine eigenen, mein Tag ist sehr strukturiert, ich liebe das, alles hat seine feste Zeit, das Essen, das Lernen, das Schlafen, andere würden das nicht mögen, aber ich liebe es und gut ist, dass der Herr Auge es ebenso mag

Zitat von kritisches_Auge:
Aber ich bin meine eigene Herrin, was nützt es mir, wenn ich sieben Wochen lang verzichte und dann wieder haufenweise Süßigkeiten in mich hineinstopfe oder stundenlang fernsehe, als viel wichtiger erachte ich den täglichen Verzicht, den Verzicht auf eine gut schmeckende Praline, auf eine Zig. und so weiter.


Also ich persönlich bin jemand, der ein ganz großes Problem mit muss hat. Alles was man muss, widerstrebt mir und es wird als erstes Mal rebelliert. Ich glaube, als ich noch ganz klein war, da wurde zuhause auch noch ziemlich die ganze Fastenzeit eingehalten, aber als ich groß genug war, um da auch bewusst mitzumachen, da war eigentlich nur Aschermittwoch und vor allem Karfreitag die 2 Tage, wo man fasten musste. An den anderen Tagen war es nicht mehr so streng.
Ich denke mir, wenn man die Fastenzeit machen muss, sei es weil die Eltern es verlangen oder man das sündigen nicht mit dem Glauben vereinbaren kann, dann hält man die 7 Wochen durch (oder heimlich auch nicht) und hinterher ist alles wie vorher.
Wenn man aber diese Zeit bewusst eingeht, dann kann man dadurch viel über sich selbst lernen. Über seine Abhängigkeiten, über seinen Körper (beim Fasten von Lebensmitteln), über seine Zeiteinteilung (Fasten von TV oder Handy oder...)....

Wenn man das ganze anderes vermittelt bekommen würde, von klein auf, dann hätte es einen ganz anderen Stellenwert. Ist zumindest bei mir so. Habe ich auch schon in anderen Bereichen festgestellt. So gut wie ich an manchen Stellen finde, dass ich mir nicht wirklich was vorschreiben lasse, so hat es leider auch oft mein Leben negativ beeinträchtigt. Es hat mich um viele schöne Erfahrungen beraubt, weil ich mich innerlich gesträubt habe.

Aber inzwischen habe ich das erkannt und kann daran arbeiten. Ist aber nicht so einfach das aufzulösen.

Bin ich jetzt vom Thema abgekommen

Mir geht das alles irgendwo vorbei was ich tue oder lasse das entscheide nur ich selber , keine Kirche oder was auch immer. geht das was an nein niemals

Ich finde diese Abweichung gut.
Zu einem Muss habe ich ein ziemlich ausgewogenes Verhältnis, nur etwas nicht zu tun weil ich muss, kommt bei mir nicht vor, mich muss man mit Argumenten überzeugen.

Mutter schadete mir durch ihre Hypochondrie und ihre Ängste, aber sie überzeugte mich fast immer wenn sie etwas wollte, es wurde über alles geredet. Und für sie war es das Schlimmste wenn jemand sie dumm machen wollte, so empfinde ich auch.
Ich war nicht trotzig, aber natürlich manchmal ungehorsam.

Und gerade weil mich das Fasten nicht überzeugt, ich bin auch nicht dazu imstande einen symbolischen Sinn darin zu sehen, würde ich mich daran nicht beteiligen.

Ich mag auch solche Unternehmungen wie Einkehrwochen nicht, alles in dem die Seele bearbeitet wird, meine Seele gehört nur mir allein.

Zitat von hereingeschneit:
Also ich persönlich bin jemand, der ein ganz großes Problem mit muss hat. A


Ist bei mir auch so

Zitat von kritisches_Auge:
Und gerade weil mich das Fasten nicht überzeugt, ich bin auch nicht dazu imstande einen symbolischen Sinn darin zu sehen, würde ich mich daran nicht beteiligen.

Ich mag auch solche Unternehmungen wie Einkehrwochen nicht, alles in dem die Seele bearbeitet wird, meine Seele gehört nur mir allein.


Geht mir genauso. Für mich muss es einen konkreten Sinn und Zweck haben, auf etwas zu verzichten. Z.B. auf Süßigkeiten, wenn ich Diabetes hätte, auf das Fernsehen, wenn ich Strom sparen müsste u.ä.
In meinem Elterhaus gab es nie irgendwelche Rituale oder einschränkende Vorgaben und keinerlei sinnlose Verbote, ich durfte jederzeit alles essen, mich so anziehen wie ich wollte, Fernsehen solange ich wollte, jederzeit rausgehen zum Spielen, ins Bett gehen, wann ich wollte usw. Es gab keine Strafen, die beinhalteten, etwas Gewohntes nicht zu dürfen. Verboten war nur, was wirklich gefährlich war wie z.B. mit Feuer zu spielen, mit Fremden mitzugehen oder auf die Straße zu laufen. Vielleicht liegt es daran, dass ich nichts mit der Fastenzeit anfangen kann.
Und solche Selbstfindungsveranstaltungen u.ä. brauche ich nicht, weil ich immer genau weiß, was ich will bzw. nicht will, was ich bin bzw. nicht bin.
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Ich kann deine Nachricht unterschreiben, so war es bei mir auch, bis auf die Bettzeit, ich musste zu einer bestimmten Zeit ins Bett, lag lange wach und hatte Schlafstörungen.

Mutter las sonntags immer die ZEIT und regte sich über manches auf, sie war so lebendig, gab mir soviele Anregungen. Noch im hohen Alter regte sie sich über die Verhunzung der Sprache auf.

Zitat von kritisches_Auge:
Rituale habe ich viele, aber eben meine eigenen, mein Tag ist sehr strukturiert, ich liebe das, alles hat seine feste Zeit, das Essen, das Lernen, das Schlafen


Das wäre mein Albtraum und käme mir wie ein Korsett vor. Dagegen sind 7 Wochen Disziplin, der ich mich freiwillig unterwerfe, in meinen Augen wie eine lustige Freizeitveranstaltung.

Zitat von hereingeschneit:
Alles was man muss, widerstrebt mir und es wird als erstes Mal rebelliert.

Das ist mir nicht fremd, aber ich entscheide immer überlegt, ob das Muss mir nützt oder nicht. Tut es das, kann ich es problemlos akzeptieren, auch wenn ich keine Lust drauf habe. Tut es das nicht, mache ich es nicht.

Zitat von Calima:
Das ist mir nicht fremd, aber ich entscheide immer überlegt, ob das Muss mir nützt oder nicht. Tut es das, kann ich es problemlos akzeptieren, auch wenn ich keine Lust drauf habe. Tut es das nicht, mache ich es nicht.

Und ich bin zur Zeit dabei ein paar muss in darf umzuwandeln. Ein Beispiel, das auf mich jetzt nur halb zutrifft, aber um hier beim Thema zu bleiben
Man hat gelernt, dass man fasten muss, weil die Religion es so verlangt. Man macht es, weil man es ja muss. Irgendwann wird man alt genug und kann rebellieren, was man tut und deshalb nicht mehr fastet. Könnte sein, dass es dabei dann einfach bleibt, vielleicht kommt aber auch ein Umdenken durch die Erfahrung, die Erlebnisse anderer oder durch den eigenen Verstand und man will fasten. Dadurch erhält man dann aber ganz andere Erfahrungen, weil die innere Einstellung eine andere ist.

A


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