Ich lese Bibel.
Also nein, ich bin nicht religiös.
Man muss schon sehr kreativ sein und ausgesprochen selektiv agieren, um die Inhalte dieses Buches ethisch korrekt, praktikabel und konstruktiv (sprich: sinnvoll) auf die heutige Zeit, Kultur und Gesellschaft übertragen zu können.
Am schlimmsten finde ich die Kriegsverherrlichung im Alten Testament und den (kulturbedingten) Umstand, dass Kinder und Frauen darin als Besitz des Mannes verstanden werden. Die Message lautet fast immer Hauptsache du glaubst an den richtigen Gott ! Also an Mich ! Tu was ich dir befehle !
Da kann man natürlich sagen, dass das halt schon sehr alt und daher interpretationsbedürftig ist.
Ich würde sagen, dass das schon so alt ist, dass es kaum noch anwendbar ist.
Wir berufen uns ja heutzutage auch nicht mehr darauf, was Aristoteles über das Gehirn gesagt hat (Gehirn = Kühlsystem des Herzens) - das ist beides ein Teil der jeweiligen Geschichte (Religion/Wissenschaft) aber keine ultimative Weisheit.
Glaube und Religion sind natürlich was (ganz) anderes als Wissenschaft. Deshalb sprechen mich die Vokabeln und Argumente von religiös geprägten Menschen wie z.B. Dubist auch nicht an, da ich sehr wissenschaftsaffin bin und das Thema Gottesglaube und Religion schon lange durch habe.
Die Reaktionen von solchen überzeugt religiösen Menschen auf die ich-bin-nicht-gläubig-Bekundungen anderer überraschen mich nicht wirklich und es überrascht mich nicht, dass es mich nicht überrascht.
Denn es ist immer das gleiche: Man wird mehr oder weniger gezielt missioniert von Leuten, die ihren Glauben verständlicherweise für Wissen bzw. die Wahrheit halten. Dann hört man dann schonmal so Sachen wie Du musst dich Jesus hingeben ... Es geht um Leben und Tod!
Wenn ich mich in die Lage solcher Überzeugten hineinversetze, kann ich ganz gut verstehen, dass sie das Bedürfnis haben, den Ungläubigen ihre Überzeugung zu vermitteln (sie so zu retten) und die frohe Botschaft weiterzutragen, so wie es die Bibel auch verlangt.
Das Blöde ist nur, dass der eine sagt Es gibt nur einen Gott und das ist Allah!, der andere Jesus ist dein Retter! und dann ein dritter kommt und sagt Nur die Zeugen Jehovas werden ins Paradies gelangen! - wem soll man da als neutraler Zuhörer
glauben ?
Meist siegt die kindliche Prägung, oder aber die Ausstrahlungskraft eines Missionars - oder aber schlicht Argumente.
Auf das dritte warte ich immer noch vergeblich - ich habe noch nie ein Argument gehört, das mich das Gefühl des Widerspruchs zwischen christlichem Glauben und Lebenswirklichkeit vergessen lässt. Insbesondere das Theodizee-Problem lässt sich aus meiner Sicht kaum lösen - beachtlich langer Wikipedia-Eintrag gibt es dazu -
http://de.wikipedia.org/wiki/Theodizee Von den Lehren des Buddhismus scheinen sich die Menschen in unserer Kultur noch am ehesten (aus dem Nichts heraus) überzeugen zu lassen. Viel hab ich davon bisher selbst noch nicht gehört/gelesen. Aber wenn ich das richtig verstehe geht man im Buddhismus von der Wiedergeburt aus, auf eine abstrakte Art und Weise. Also da ist auch vieles offen für Interpretationen
Ich sehe es jedenfalls so: Alle Lebewesen sterben früher oder später [aus]. Der Tod bedeutet Zerfall und Auflösung des Bewusstseins (Menschen), der Persönlichkeit (Tiere) und des Körpers (alle). Die Bestandteile des Körpers gehen (früher oder später) in andere Lebewesen über: Pflanzen - Pflanzenfresser - Fleischfresser - Destruenten (Insekten, Würmer, Pilze, Bakterien)
(Das ist jetzt eine vereinfacht dargestellte Nahrungskette - das gesamte Nahrungsnetz bzw. der ewige Kreis wie es in Der König der Löwen so schön heißt ist natürlich etwas komplexer )
Für mich ist das mit Leben und Tod also eine sehr biologische Sache. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es so etwas wie eine Körper-/Gehirn-unabhängige Seele gibt, aber ich gehe nicht davon aus. Ich glaube daran, dass ich nach meinem Ableben im Nichts landen werde. Also im selben Zustand wie vor meiner Geburt.
Ganz nach dem Motto: Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen. Bin ich, ist er nicht. Ist er, bin ich nicht. (Epikur)
Somit wären wir im Tod alle gleich - das finde ich fair.
Was davor ist, ist zum Teil gegeben (Gene, Umfeld) und zum Teil von uns selbst geschaffen bzw. beeinflusst. Wenn man die Menschheit ganz neutral untersucht - so wie ein Alien uns wissenschaftlich untersuchen würde - stellt man gewisse Mechanismen und Gesetze fest, die unser (Zusammen-)Leben lenken und prägen. Um das im Detail zu verstehen und erklären zu können müsste man wohl, ich weiß nicht - ein langes, intensives Soziologie-Studium hinter sich haben ?
Das mit dem Tod kann man wie ich sehr materialistisch sehen, oder aber an Seele und Jenseits glauben - oder gar an Himmel und Hölle. Das ist gewissermaßen eine Geschmacks-/Gefühlsfrage.
An Gott habe ich früher ja mal geglaubt - aber an Teufel und Hölle nie, weil man es mir (zum Glück) nie so beigebracht hat. Der Teufel war für mich eine Märchenfigur und der Höllenglaube eine Besonderheit des Mittelalters. Und das finde ich auch gut so. Wie schlimm muss es sein, wenn man (vor allem als Kind) eine tiefsitzende Angst vor der Hölle hat ? Oder vor einem strafenden Gott, der alles sieht ? Und die Bibel lehrt ja: Wenn man den falschen Gott anbetet, wird der richtige, mächtige Gott sehr, sehr zornig
Es wundert mich sowieso, dass ein allmächtiger Gott so etwas wie den Teufel überhaupt zulässt...
Es ist definitiv eine feine Sache, sich über so etwas nicht den Kopf zerbrechen zu müssen
Generell kommt es für mich nicht darauf an, welcher Religion/Konfession jemand angehört oder woran jemand glaubt, sondern wie der/diejenige damit umgeht und entsprechend handelt.
Ich sehe auch wenig Sinn darin, Menschen oder Dinge in Gut und Böse zu unterteilen.
Für mich gibt es auch keine Willensfreiheit sondern Handlungsfreiheit. Wir können uns nicht einfach aussuchen, was wir wirklich wollen, aber wir können uns immer wieder für oder gegen Handlungen entscheiden, die wir bewusst ausführen.
Und ich werde jetzt ganz bewusst schlafen gehen ...
Noch ein fröhliches Hasenfest euch allen