Zitat von Schlaflose:
Wo sollte denn deiner Meinung nach der Zeitpunkt sein, wo man das feststellen kann? Wenn alle bis z.B. zum 9. Schuljahr zusammenbleiben und der Unterricht sich nach den Schwächsten richtet, ist für diejenigen, die Abitur machen wollen, so viel wertvolle Zeit verschwendet worden. Die müssen dann den gesamten Gymnasialstoff fürs Abitur, der bisher in 8/9 Jahren vermittelt wird, in drei Jahren aufholen. Und weil das nicht möglich ist, werden die Anforderung des Abiturs noch weiter gesenkt.
Wir sind sehr gespannt, wie sich das bei uns mit der Gemeinschaftsschule entwickelt, wenn die ersten Abiturjahrgänge daraus hervorgehen. Wir ahnen Böses.
Die meisten Kinder, sind ja nicht in allen Fächern gleich schlecht. Wären die Klassen kleiner und die Betreuung besser, würde kein schlechtes Kind die Guten aufhalten. Allerdings könnte man dafür sehr gezielt auf Probleme eingehen oder zusätzlichen Bildungsbedarf schneller erkennen und auch födern. Ich denke wirklich, es ist eine Frage der Klassengröße in Kombination mit der Betreuung und einem zusätzlichen Lernangebot für Kinder, die vielleicht gerne würden oder könnten, wenn sie überhaupt wüssten wie und was.
So schiebt man Kinder auf eine Schulform ab, aus der ein Aufstieg schwierig ist. Und ich denke, damit tut man Spätentwicklern keinen Gefallen. Hat man erstmal das Stigma: Hauptschule, dann gleicht das hierzulande eher einer Diagnose, als einer Zukunftsperspektive. Man kann doch keinen Haufen Kinder aus schwierigen Verhältnissen zusammenpferchen, eine überforderte Lehrkraft vorne hinstellen und hoffen, dass das irgendwie gut geht. Zumindest ist es das, was ich hier in der Großstadt beobachte, was durch die Presse geht, usw.
Zitat von Schlaflose:Bei uns ist seit ein paar Jahren auch weder eine Empfehlung der Grundschule noch ein bestimmter Notendurchschnitt nötig, um auf Gymnasium zu gehen. Der Elternwille ist entscheidend. Und wenn die Eltern aus sozial schwachen Familien ihre Kinder nicht aufs Gymnasium schicken wollen.... Aber zu deiner Beruhigung, es gehen auch solche Kinder aufs Gymnasium ... und machen viel Ärger. Da kann ich als ehemalige Gymnasiallehrerin ein Lied davon singen.
Das ist doch genau das Problem. Der Elternwille entscheidet und so ist und bleibt ein Bildungsaufstieg in diesem Land sehr viel schwerer als in anderen.
Zitat von Schlaflose:Das stimmt ja mittlerweile auch nicht. Gerade gestern war ein Bericht im Fernsehen über den rasanten Anstieg der Studierenden an den Unis, trotz geburtenschwacher Jahrgänge. Die Unis platzen aus allen Nähten und es gibt nicht genügend Gelder, um neue Gebäude zu errichten und erst recht nicht, um zusätzliches Lehrpersonal einzustellen.
In anderen Ländern ist auch oft üblich, dass man trotz Abitur noch eine Aufnahmeprüfung machen muss. Das ist in Deutschland ja nicht so.
Das liegt aber unter anderem daran, dass man am Bildungsapparat durchgängig gespart hat, in den letzten Jahren und jetzt wundert man sich, dass einem das mal auf die Füße fällt.
Zitat:(...)Deutschland gehört zu den Ländern in Europa, in denen der Bildungsaufstieg am schwersten ist. Siebzig Prozent der Studenten in Deutschland haben Eltern, die ebenfalls studiert haben. Nur 17 Prozent der Studenten stammen aus Arbeiterfamilien. Insgesamt schaffen nur ein Fünftel aller Kinder einen besseren Abschluss als ihre Eltern.(...)
Quelle:
http://www.zeit.de/2013/42/studium-arbeiterkinderDas Problem der fehlenden Gelder ist hierzulande eher politisch. Da werden Unternehmen subventioniert, die klagen, dass sie keinen gutausgebildeten Nachwuchs bekommen, aber Schulen und Unis sind chronisch unterfinanziert und irgendwie sieht keiner mal den Zusammenhang.