Mein Ex-Dozent hat immer gesagt:
Sie haben die nächsten Jahrzehnte Ihrer Berufstätigkeit die Möglichkeit, sich damit auseinanderzusetzen. Sie müssen und können das in ihrem jetzigen Ausbildungsstand noch nicht können. Aber sie müssen es mit der Zeit lernen!.
Ebenso ist es unrealistisch, dass man alles und in allem perfekt ist. Sondern die Frage ist: Was will ich und was brauche ich dafür?.
Heute wissen wir alle, dass zumindest auf dem Arbeitsmarkt hauptsächlich Spezialisten gefragt sind und Generalisten eher weniger benötigt werden. Also, man ist gar nicht gefragt, wenn man breit aufgestellt ist. Breit aufgestellt geht im Job regelmäßig schief.
Ich glaube, wenn die Menschen näher an der Realität bleiben würden und weniger ihre Defizite und ihre Komplexe hernehmen würden, wären sie alle glücklicher und erfolgreicher. Dieses an sich selbst rummäkeln kostet nur Kraft, aber sie wird sinnlos investiert.
Aber ich bin ehrlich:
Um so ein Selbstverständnis von sich zu entwickeln, braucht es viele gute Beziehungserfahrungen und viel Liebe. Ohne die wird ein Mensch immer auf sich rumhacken, weil das Kind, was nicht geliebt wurde, einfach im Inneren nicht nachgeben wird. Nur eine geniale Beziehungserfahrung oder Therapien können solche Effekte nachträglich machen.
Ich sag's ungerne. Aber manchen inneren Kindern gehört einen Tritt in den Hintern verpasst, weil sie wollen nichts Neues lernen, sondern immer nur bedauert werden. So zickige kleine Biester im Inneren muss man auch mal auf die Plätze verweisen, weil sie einem sonst das ganze Leben ruinieren. Auch (verletzten) Kindern muss man irgendwann Grenzen setzen und ihnen sagen: Es ist vorbei. Es kommt nicht, was Du willst und wonach Du Dich sehnst! Kannste abhaken! ABER die ganze Welt wartet auf Dich, Du kriegst jetzt ein tolles Leben, Du bekommst jetzt das beste Leben, wenn Du es nur endlich mal zulässt und nicht so ein Meckerschlumpf bist wenn Du aufhörst, den anderen Menschen nicht die frische Luft zu gönnen, nur weil unsere Kindheit mies war!.
Es klingt furchtbar und bescheuert. Aber das ist bei ganz vielen Menschen der Schlüssel zum Glück, dass sie die Kinderwünsche aus früheren Tagen endlich lassen, betrauern, was nicht war und nie mehr sein wird und endlich als erwachsene Menschen glücklich durchstarten und die Chancen, die da sind, endlich sehen und ergreifen und was draus machen, statt immer nur zu leiden und im Selbstmitleid zu planschen.
Andere Menschen schaffen es ja auch, sich da rauszulösen und sich endlich frei zu schwimmen. Es liegt viel an der Kindheit, aber nicht alles. Manche Menschen legen auf die unmenschliche Behandlung durch die Eltern noch eine schöne Schippe drauf und geben sich täglich nochmal eine drüber, als ob das, was von den Eltern gekommen ist, nicht übrig gereicht hätte.
Der Umgang mit sich selbst will gelernt sein und es kommt keiner, der das für einen macht. Man muss das selbst machen und man muss es richtig machen, sonst klappt gar nichts.
Innenkind-Anteile muss man richtig händeln können, sonst machen sie alles kaputt, jede Beziehung, jede Arbeitsstelle leidet drunter, wenn man die kleinen Monster nicht endlich so in den Griff kriegt, wie es nötig ist.
16.06.2023 16:44 • x 2 #721