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Hallö,

na ich nehm's ja auch nicht persönlich =)

Also erstmal bin ich mir recht sicher, dass Psychologen sich nicht selbst therapieren können. Klar kann es sein, dass da was durcheinander geht in Deinem beschriebenen Fall. Ich gehe jetzt aber mal ganz optimistisch davon aus, dass Psychologen wissen, dass sie Hilfe brauchen, wenn sie sowas erlebt haben. Weswegen sie selbst in Therapie sind/waren. Und es ablehnen, Menschen zu behandeln, die ein ähnliches Trauma erlebt haben.
Es muss ja nun auch nicht sein, dass man gleich ein Flashback bekommt, nur weil man einen sexuellen Übergriff erlebt hat und nun eine andere Person davon erzählt.

Auch das mit dem einen an der Klatsche haben war von mir nicht so bierernst gemeint. Ich sage das ja selbst anderen Menschen gegenüber. Aber man muss nicht psychisch krank sein um mit psychisch kranken Menschen zu arbeiten.
Du fragst, wie die das mit dem Leid der anderen aushalten - entweder sie gehen zum Sport, tauschen sich mit Kolleg/innen aus, machen Supervision oder haben andere Methoden. Wie halten es Ärzte aus, ständig Kranke zu sehen? Wie halten es Polizisten aus, ständig Tote zu sehen? Für manche ist es eben ein Job und es gilt Mittel zu finden, wie man Job und Privatleben auseinander hält.

Und ehrlich - Psychologen mit Psychopathen gleichzusetzen... Um an einen Psychopathen zu geraten muss man keine psychologische Praxis aufsuchen, da reicht es, im Zug zu fahren oder zur Schule zu gehen... Und nochmal: Psychologen sind um ihre Probleme reflektierter als andere Menschen. Die Chance ist hoch, nicht an einen Psychopathen zu geraten!

Ich find die Diskussion sehr spannend, fühle mich nicht angegriffen und so weiter. Also weiter geht's =)

Minze

Zitat von Minze:
Ich gehe jetzt aber mal ganz optimistisch davon aus, dass Psychologen wissen, dass sie Hilfe brauchen, wenn sie sowas erlebt haben. Weswegen sie selbst in Therapie sind/waren. Und es ablehnen, Menschen zu behandeln, die ein ähnliches Trauma erlebt haben.

Mir ist schon klar das solche Fälle dann abgelehnt werden, aber wie überall wirds auch da Ausnahmen geben (auch wenn die Chance im Lotto zu gewinnen höher ist)
Ich gehör einfach nur zu denen die immer vom schlimmsten ausgehen und dadurch den Vorteil haben keine negativen Überraschungen zu erleben (davon hatte ich nämlich schon genug)


Ich hoffe Threaderöffnerin lässt sich nicht abschrecken von dem was ich hier so loslasse
Wenn sie der Meinung ist genau das wär der richtige Job für sie dann soll sie es tun - egal was andere davon halten.

A


Psyologischer Berufsweg obwohl psychisch krank?

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Was heißt denn psychisch krank? Also mit Schizophrenie oder einer Borderline-Störung könnte ich meinen Job vergessen. Ich arbeite in der psychologischen Testdiagnostik und Beratung. Es sind doch nur Panikattacken und die bekommt man auch in den Griff. Ich fange demnächst meine Psychotherapeutenausbildung an und bin bisher sehr gut in meinem studierten Job.
Es heißt in der Literatur immer wieder, dass besonders die Menschen mit Agoraphobie und Panikattacken sehr sensible und analytische Menschen sind. Ich werde von Kollegen und Klienten gleichermaßen für meine sensible Wahrnehmung und meinen hohen geradlinigen Arbeitseinsatz geschätzt und nur meine Kollegen wissen (seit 4 Monaten erst), dass ich selbst eine Agoraphobie mit Panikattacken habe.
Als ich mein Studium angefangen habe, tat ich dies aufgrund meiner Gabe im Umgang mit Menschen und einem guten Blick für die Bedürfnisse des Gegenübers, darüber hinaus fand ich psychische Erkrankungen schon immer faszinierend (besonders die Abläufe im Gehirn). Ich habe in meinen jungen Jahren schon viel erlebt und durchlebt, was sich in meinem Job als absoluter Vorteil herausgestellt hat. Dadurch kann ich Fälle wesentlich differenzierter betrachten und habe den nötigen Abstand zu den Problemen. Von Agoraphobie war bei mir z.B. vor einem Jahr noch nicht mal die Rede.
Man sollte sich vorher im klaren darüber sein ob man:
1. den Beruf wählt um sich selbst zu therapieren (großer Fehler)
2. ob man genug Abstand zu den Fällen hat (ganz wichtig)
3. ob man man den Klient, Klient sein lässt, oder ob man probiert seine eigenen Lösungen einzutrichtern (ebenfalls großer Fehler)
An erster Stelle sollte die Förderung der Ressourcen und ein gutes Auge für sich selbst stehen. Der Druck und die Verantwortung in diesem Job sind groß, man muss sich wirklich klar darüber sein ob man psychisch gefestigt genug ist um ihn auszuführen.
Natürlich hat mich meine Agoraphobie auch beruflich sehr weiter gebracht, denn ich habe mich intensiv mit dem Thema Ängste und Angstbewältigung auseinandergesetzt. Außerdem kann ich Aufgaben wesentlich besser umverteilen und ablehnen. Für die Arbeit mit den Klienten ist es aber nicht von Nöten gewesen.

Fazit: Wenn Du es wirklich willst und Dir vollkommen im Klaren darüber bist was auf Dich zukommt und ob Du damit umgehen kannst mach es. Neigst Du zu 1,2, oder 3 kann ich Dir aus fachlicher Sicht davon abraten. Damit wäre keine gute fachliche Arbeit möglich. Du würdest Dir damit auf Dauer schaden und dem Klienten nicht helfen.

Liebe Grüße
Miasma

Hi Leute!

Ich bin aus aktuellem Anlass neu hier und wollte zu diesem alten topic etwas beitragen. Es ist so, dass ich selbst seit vielen Jahren als Krankenschwester in einer Psychiatrie arbeite (natürlich auch in anderen Bereichen). An einem gewissen Punkt in meinem Leben ging es mir selbst dann echt nicht mehr gut, und ich habe viele viele mögliche Diagnosen um die Ohren gehauen bekommen, die mich damals wie heute noch sehr verunsichern. Unterm Strich einigte man sich auf schwere bis mittlere Depression und rezedivierende Depressionen. Unabhängig davon habe ich dann halb in Eigenregie, halb durch Hilfe befreundeter Ärzte angefangen, Sertralin zu nehmen, und das nehme ich bis heute.

Zwischen diesem Tag und heute liegen etwas über zwei Jahre, und ich habe nun wieder angefangen, auf einer psychiatrischen Station zu arbeiten. Heute war mein zweiter Tag, einen allgemeinen Überblick habe ich schnell gewonnen, was mir aber viel größere Sorgen bereitet, ist, dass ich zum Beispiel in den patientenakten den Namen meines eigenen psychiaters lese. Das ist mir fürchterlich unangenehm, weil in dem Moment sich unweigerlich privates und berufliches vermischt. Ausserdem habe ich wenig Lust darauf, sollte ich wieder in seiner Praxis sitzen, einem meiner Patienten dort zu begegnen. Wie andere schon in früheren posts geschrieben haben, sehe ich es auch eher als Bereicherung für Patienten, wenn man selbst nur zu gut weiss wie es ihnen geht, und mit Feingefühl, noch wichtiger aber ehrlichem Mitgefühl seinen Patienten begegnen kann.

VERLETZTE SOLLEN DIE ÄRZTE SEIN, sangen einmal die Helden und ich finde das sagt schon super viel aus.

Ich weiß um die Vorteile eines Therapeuten, der auch einen guten supervisor nutzt, aber gewisse Problematiken selbst in sich trägt. Nur habe ich selbst gerade das Gefühl, dass mich die ständige Auseinandersetzung mit der Thematik an meine Grenzen bringt. Ich glaube, ich bin weiterhin freundlich und einfühlsam meinen Patienten gegenüber, aber ich selbst leide darunter. Weil ich mir auf der Arbeit mal einen Ausgleich und Abstand zu psychischen Problemen wünsche. Stattdessen bin ich wieder mehr drin. Versteht ihr mein Problem? Ich weiss, ich kann ein guter Therapeut, eine gute psychiatrische Krankenschwester sein, aber ich komme durch meine eigene Erkrankung nicht damit klar, ständig mit psychiatrischen krankheitsbildern konfrontiert zu werden.

Was denkt ihr Dazu? Vor allem würde es mich interessieren, ob es hier Leute gibt, denen es mal ähnlich ging oder geht und die davon erzählen mögen, wie sie damit umgehen.

Liebe Grüße!

Da sollte man vorsichtig mit sein, bei eigenen psychischen Problemen sich auch noch beruflich damit zu beschäftigen. Nicht selten ist es elbst zunächst Gesunden passiert, dass sie unter der Last zusammenbrechen. Bei vorbelasteten ist die Gefahr noch viel größer. Meines Wissens ist das keine Seltenheit, dass sich gerade Personen mit Vorerfahrungen / Belastungen für soziale Berufe interessieren, sie mit dem Engagement in dem Bereich aber ihren eigenen Niedergang einläuten.

@intimidator: genau das meine ich ja. Denke, ich war mir dessen vor vielen Jahren gar nicht so bewusst. Inzwischen habe ich aber einen besseren Zugang zu dem was mir gut tut und was nicht und sehe mich an dem Punkt, nun auch entsprechend Konsequenzen ziehen zu müssen...




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