Zitat von hereingeschneit: Es wird nicht die Situation bewertet. Ein lieber Mensch wird gefoltert. Das ist weder gut noch schlecht, weil wir nicht wissen, welche Möglichkeiten sich die Seele für sich erschaffen hat.
In dem Moment, wo jemand gefoltert wird, wird das sicherlich auch jeder schlimm empfinden. Da wird kein Gemüt ruhig bleiben, auch kein Meister. Nur der Meister weiß, dass die Folter irgendwann ein Ende hat und dass sich dadurch Möglichkeiten ergeben, sich selbst zu erschaffen, die man ohne die Folter nicht hätte, weil ein Erleben etwas anderes ist, als sich es nur vorzustellen.
Und auch während der Folter kann man sich auch schon selbst erschaffen, wie will ich in dieser Situation sein.
Das ist eine Version die in Esokreisen vor Jahrzehnten immer wieder mal zirkulierte und es ist, wenn man es ernst nimmt, eine harte Nuss. Darf ich anderen helfen, oder greife ich dann in ihr Karma ein und verursache ggf sogar dadurch Schaden, dass ich sie von bestimmten Erfahrungen abhalte?`
Wenn man Karma, Seele usw. von vorn herien blöd findet, stellen sich diese Fragen nicht und man ist in einem anderen Glaubenssystem unterwegs, ansonsten aber schon.
Meine Antwort ist, dass man ja keine Gottesperpektive hat, bzw. den karmischen Plan, so es ihn gibt, nicht kennt. Glaubt man aber dran, dann ist es nicht dumm, davon auszugehen, dass es ja auch einen Sinn hat, dass das Schicksal eines Menschen jetzt gerade, genau mir vor die Füße gespült wird. Das ist dann mein Karma, meine Aufgabe, zu der ich mich verhalten muss.
Ich kann auch weggucken und sagen, 'not my business', aber würde ich das leichten Herzens annehmen, wenn ich selbst blutend auf der Straße liege, jemand kommt vorbei und denkt: 'Interessant, da kann einer was lernen und arbeitet sein Karma ab' und ungerührt weiter geht.
Nicht selten sind die Menschen, die anderen ihre karmische Lernaufgabe nicht vorenthalten wollen, sehr empfindlich, wenn es um die eigene Komfortzone geht, von echtem Leid reden wir da noch gar nicht. Wo man da steht und wie man es richtig findet, mag dann jeder selbst entscheiden, aber die Gedanken würde ich mir dazu machen.
Zitat von hereingeschneit: Es gibt z. B. Behinderte, die kommen mit ihrem Schicksal nicht zurecht und es gibt welche, die meistern ihr Leben trotzdem und helfen anderen auf ihrem Weg, mit der Behinderung umgehen zu können.
Es gibt so viele Menschen, die wirklich Schlimmes hinter sich haben und jetzt die Hoffnungsspender für viele andere Menschen sind. Ist das nicht eine schöne Aufgabe?
Ja, durchaus.
Ich kenne auch das ganze Spektrum. Leute mit schlimmem Schicksal, die gerade daraus viel gelernt haben und großartige Menschen geworden sind.
Andere habe eigentlich alles, was man zum Glücklichwerden braucht, allein das Glück will sich nicht einstellen und dann natürlich die vielen Graustufen dazwischen.
Aber auch hier, wissen wir nicht, wie der kosmische/karmische Plan ist und ob es ihn überhaupt gibt. Was uns bleibt ist dieser oder jener Autorität zu glauben oder auf der Basis dessen, was wir wissen, unsere eigenen Schlüsse zu ziehen.
Wenn uns nur die Menschenperspektive bleibt, kann man sich um die bestmögliche bemühen, sofern es sich überhaupt um ethisch relevante Situationen handelt. Da geht es dann um die Qualität der Argumente, auch so kommt man weiter.