Zitat von Sonnenblume343: Der Verstand möchte dem Gefühl keinen Raum geben zu sein, da er da die Bedrohung für sein eigenes Überleben sieht. Vielleicht sieht der Mensch in anderen eine Bedrohung, weil er einen Angriff auf sich befürchtet, auf sein Ego.
Guter Punkt. Allerdings dürfte das auch andersherum gelten: Das Gefühl möchte dem Verstand keinen Raum geben, weil Gefühle eine solch starke Macht über uns haben und rationale Argumente ihnen oft entgegenstehen.
Zitat von Sonnenblume343: Vielleicht ist es wichtig, sich zu fragen, brauche ich all die Informationen, die ich ständig abrufen kann.
Da gab's mal eine interessante Untersuchung, die besagte, dass wir die allermeisten Informationen, die wir im Netz ständig spontan abrufen (mal schnell Google oder Wikipedia befragen, was dieses Wort bedeutet, etc.) schon am nächsten Tag vergessen haben.
Informationsüberflutung ist auch meiner Meinung nach ein ziemliches Problem. Es führt zu sehr bruchstückhaftem Wissen, wobei jeder Informationsbrocken oft zu der fälschlichen Annahme führt, man kenne sich nun bestens aus. Man liest eine Analyse eine Fußballspiels und ist nun Fußball-Coach, nach einem Wikipedia-Artikel über Viren ist man Virologe und das Anschauen eine Statistik zum Stromverbrauch mach einen zum Energie-Experten.
Zitat von rero: Die Wissenschaft macht sehr wohl fortschritte.
Ich denke, Sonnenblume meinte, dass wir als Menschen im Sinne der Menschlichkeit keine Fortschritte machen. Ganz falsch liegt sie damit nicht. Wir führen immer noch die gleichen Kriege wie vor Tausend Jahren und in dem Moment, wenn die zwiebelhautdünne Schicht aus Zivilisation und Rechtsstaat reißt, tauchen die archaischsten Barbareien wieder auf.
Allerdings sehe ich durchaus Fortschritte. Weite Teile der heutigen Welt sind freier und offener als jemals zuvor. Klar, Sexismus, Rassismus, Homophobie, Kriege, Umweltzerstörung, etc. sind zwar immer noch alltäglich, nehmen aber nach und nach ab. Die Zivilisation entwickelt sich weiter. Es bleibt zu hoffen, dass wir Menschen dadurch mitreifen.
Zitat von Hoffnungsblick: Das habe ich leider auch festgestellt. Wenn du dafür bist, d.h. für die Mehrheitsmeinung, dann ist deine Meinung gut und vor allem richtig.
Meiner Wahrnehmung nach gilt das nicht nur für die Mehrheitsmeinung. Wenn man in einem Punkt der Mehrheitsmeinung zustimmt, ist man für manche (immer öfter?) ebenso naiv, nur ein braver, angepasster Eichmann (geeichter Mensch, nicht A. Eichmann) oder sogar ein System-Komplize und ähnliches.
Aber genau darum geht es mir. Diese heftige Polarisierung. Entweder bist du für uns oder gegen uns - und dann bist du kein politischer/weltanschaulicher Gegner mehr, den man zu überzeugen versucht, geschweige denn ein Mensch, der eben eine andere Sichtweise hat, sondern ein Feind, der zu bekämpfen ist.
Wieso fällt es uns so schwer, andere Meinungen einfach andere Sichtweisen zu akzeptieren, die durch unterschiedliche Erfahrungen, Wünsche und Ziele entstanden und ebenso legitim sind?
Zitat von Hoffnungsblick: Vielleicht braucht man ein Mindestmaß an innerer Freiheit, um die Meinung Andersdenkender erst mal zu akzeptieren oder gar interessant zu finden.
Ja, vielleicht Freiheit von dem Zwang, recht haben zu müssen oder auch sich von der Vorstellung zu befreien, dass man schlecht ist, wenn man sich irrt.
Zitat von Hoffnungsblick: Gibt es heute mehr Narzissten? Hat Narzissmus zugenommen?
Interessante Frage. Einerseits denke ich, ja, das hat zugenommen. Vor allem durch Social-Media, wo die Menschen versuchen sich nur von ihrer positiven Seite zu zeigen und wahrscheinlich nach und nach den Blick für ihre Schwächen verlieren.