Interessanter Artikel. Vieles finde ich nachvollziehbar. Jedoch die Behauptung, es gäbe kein Unterbewusstsein, erscheint mir etwas voreilig.
Zum einen das Rechenleistungsargument. Ich habe gerade keine genauen Zahlen, aber es war etwas in der Größenordnung: grob 90 % unseres Gehirns beschäftigen sich nur mit den ganzen vegetativen Funktionen, die auch Tiere haben - also Atmung, Verdauung, Temperatursteuerung, etc. Weitere grob 5 % sind für geistige Leistungen verantwortlich, die ebenfalls bei Tieren vorkommen. Nur ca. 5 % produzieren das, was wir den menschlichen Verstand nennen.
Wenn nun eine so geringe Rechenleistung reicht, um unseren Intellekt zu bilden, sehe ich keinen Grund, weshalb für das Unterbewusstsein große Rechenleistung erwartet wird - vor allem nicht, wenn es wahrscheinlich über's halbe Hirn verstreut stattfindet.
Zum anderen: Es gibt eindeutig Prozesse in unserem Hirn, die vollkommen unbewusst stattfinden. Ich habe weder ein Gefühl noch irgendeine sonstige bewusste Wahrnehmung, von dem, was meine Nieren gerade so machen. Andererseits gibt es Prozesse, die wir bewusst wahrnehmen. Dazwischen gibt es Abläufe, die wir zumindest halb-bewusst wahrnehmen (Atmung oder der grummelnde Bauch, wenn etwas nicht stimmt).
Ich sehe keinen Grund, weshalb das nicht auch mit der Psyche so sein soll. Nehmen wir die Bewertung einer Situation. Bei der Menge an Sinneseindrücken, Erfahrungen, Denkmustern und Variablen, die da reinspielen, würde unser Bewusstsein nicht völlig überflutet werden, wenn nicht ein Teil unseres Hirns eine Art Vorsortierung und Filterung macht?
18.09.2022 15:39 •
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