Zitat von illum:Das hab ich mir auch immerwieder gedacht. Mein Opa hat so viele schlimme Dinge während des Krieges getan und danach in der Internierung erlebt, dass ...
Das klingt auch sehr hart mit Deinem Opa.
Durch das destruktive Verhalten unserer Verwandten, weil sie es nicht anders kannten und dachten so muss man mit anderen Menschen umgehen, denn es war normal, wurden die meisten von uns traumatisiert. Die einen konnten es besser verkraften, die anderen nicht. Ich gehöre definitiv zu den letzteren, denn es kam alles ungefiltert bei mir an, da ich hochsensibel bin. Und ich habe meine ganze Kindheit hindurch still vor mich hin gelitten. Meinen Eltern ist das zwar aufgefallen, aber sie waren überfordert mit mir, denn ich habe versucht mich anzupassen und versucht so zu tun, als sei alles in Ordnung, was mir nicht gelang. Dadurch hasse ich mich selbst seit meiner frühesten Kindheit. Gleichzeitig wollte ich, dass man mich und mein Leid wahrnimmt, aber ich habe mich so verschlossen, dass niemand mehr an mich heran kam, denn ich wollte so sein, wie andere es von mir erwartet hatten.
Maria Sanchez hat die Theorie entwickelt, dass die Menschen mit ihrem ureigenen Wesenskern zur Welt kommen und dann ihr Umfeld versucht sie anders hinzubiegen. Das kann schon damit losgehen, wenn Mütter ihre Babys schreien lassen bis sie aufhören, anstatt nachzusehen, was ihnen gerade fehlt, aus Angst das Kind könne verwöhnt werden und einem später auf der Nase herumtanzen. Das ist eine Einstellung, die den Frauen vor allem im dritten Reich eingebleut wurde. Was dabei in Wirklichkeit passiert ist, dass das Baby merkt, meine Mutter kommt nicht zu mir, wenn ich sie brauche, dadurch gerät es in Schockstarre. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb hört es auf zu schreien. Dann kommt die Mutter irgendwann zurück und das Kind ist völlig verwirrt. Was dann übrig bleibt ist ein verlassenes inneres Kind, welches sich nicht gesehen fühlt, aber natürlich gesehen und anerkannt werden will.
Das passiert schon bei solchen Kleinigkeiten, wenn dann auch ein Geburtstrauma passiert ist, so wie bei mir, sind die Auswirkungen noch größer.
Ich bin ohne inneren Halt aufgewachsen, ohne Sicherheit und Geborgenheit, es gibt Tiefen in meiner Seele an die niemand herankommt. Niemand außer Damian.
Vielleicht kann ich diese tiefe Verbundenheit zu einem Menschen nur empfinden, zu lassen, wenn dieser Mensch physisch ganz weit weg ist und mich nur dann wirklich verlieben.
Aber dann ist klar, dass ich nie in meinem Leben ohne so eine Liebe werde existieren können.
So etwas kann ich niemals jemandem erzählen, ich kann es nur hier aufschreiben.
Denn es gibt manche inneren Anteile in einem, die nie zu einem Frieden kommen werden und das ist in Ordnung, denn es hat gute Gründe.