Zitat von Capricorn:Zitat von Christina:... Ich kenne einen Empfänger einer solchen Hornhautspende. Er ist ein junger Familienvater... Vielleicht sieht man es mit 50+ und Depressionen oder sonstigen psychischen Störungen anders und es kann ja jeder für sich persönlich entscheiden, wie er will, ...
Dein toleranter Satz: jeder kann für sich persönlich entscheiden, klingt alles andere als glaubwürdig, nachdem du im Vorfeld eine (sorry - ziemlich perfide) Anspielung darauf machst, jemand mit 50+ mit Depressionen oder sonstigen psychischen Störungen, würde das vielleicht anders sehen.
Das klingt verdammt nach: Du bist eh zu alt, da spielts verständlicherweise keine Rolle mehr und deine psychische Verfassung trübt dein Urteilsvermögen, bzw. macht dich unzurechnungsfähig. Deine Beurteilung muss man jedenfalls nicht ernst nehmen.
Sowas könnte man - sehr freundlich formuliert - Pseudo-Toleranz nennen, wenn man nicht gleich sagen möchte, dass es eine menschenverachtende, wenn auch eloquente Unverschämtheit ist.
Interessant, was du alles in die Tatsachenfeststellung reininterpretierst, dass Menschen in unterschiedlichem Lebensalter und unter unterschiedlichen Umständen zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen. Auch, dass jeder nach eigenem Gusto entscheiden kann, ist eine unbestreitbare Tatsache und keine Frage von irgendjemandes Toleranz.
Zitat von Nyan:Zitat von Christina:Vielleicht sieht man es mit 50+ und Depressionen oder sonstigen psychischen Störungen
Bitte wen meinst du damit?
Niemand Bestimmtes, wenngleich ich Beobachter als Beispiel hergenommen habe. (@ Beobachter: Du weißt hoffentlich, dass das nicht despektierlich gemeint ist) Es ist zu erwarten, dass die Entscheidungen eines grundsätzlich lebensfrohen Familienvaters mit zwei kleinen Kindern, die in jeder Hinsicht zu versorgen sind, anders ausfallen als die Entscheidungen eines - im Vergleich - älteren Alleinstehenden, dessen Lebensbedingungen und -einstellung immerhin schon mal so waren, dass er nicht älter als 50 werden wollte.
Zitat von Capricorn:Zitat von Christina:es kann ja jeder für sich persönlich entscheiden, wie er will, aber den Verzicht auf die Organspende für Spender und Empfänger zur hehren Norm für die Allgemeinheit auszurufen, finde ich ein wenig anmaßend.
Umgekehrt wird doch ein Schuh d'raus! Ist dir das entgangen?!?!
Seit geraumer Zeit läuft doch eine regelrechte Propaganda PRO Organspende, bei der sogar der Leiter der Transplantationsabteilung des Klinikums München-Großhadern sich auf die Nächstenliebe beruft und meint, man würde WIRKLICH! neues Leben schenken, wenn man spendet.
Was ist das anderes, als Diskriminierung im euphemistischen Gewand?!? ... gegenüber denjenigen, die sich wohlreflektiert und informiert gegen Organspende (und -empfang) entschieden haben. Sind das alles Nicht-Nächstenliebende?!?! ... Sind das alles fahrlässig Tötende?!?
WAS?!? - bitteschön - ist denn hier wohl anmaßender?!?
Jede Form, anderen auf wertende Weise vorzuschreiben, wie sie sich zu verhalten haben, ist m.E. anmaßend. Ebenso wertende Schlussfolgerungen, die man aus der Entscheidung des anderen meint ableiten zu können - egal, ob man von mangelnder Nächstenliebe spricht (was explizit übrigens niemand getan hat) oder von Barbarei, Ausschlachten, Menschenfleddern etc. Zumal es hierzulande, trotz Propaganda, immer noch nötig ist, sich aktiv
für Organspende zu entscheiden. Wer keine Entscheidung trifft, überlässt dies entweder seinen Angehörigen oder ist kein Spender. Da ist zu erwarten, dass die Gruppe der Spender mehrheitlich eine reflektierte und informierte Entscheidung getroffen hat, während in der Gruppe der Nicht-Spender naturgemäß
auch die Gleichgültigen zu finden sind sowie diejenigen, die sich mit dem Thema an sich nicht auseinandersetzen können oder wollen.
Zitat von Nyan:Zitat von Christina:... den Verzicht auf die Organspende für Spender und Empfänger zur hehren Norm für die Allgemeinheit auszurufen
Bitte wen meinst du damit?
In dem Post meinte ich crazyfruit, aber es darf sich natürlich auch jede/r andere den Schuh anziehen, wenn er passt...
Zitat von Beobachter:Nachfolgendes kann ich natürlich vorerst nur aus theoretischer Perspektive und aus meiner ganz persönlichen heutigen Lebensphilosphie heraus sagen, die natürlich nur für mich Geltung hat und auch so verstanden werden sollte:
Falls ich gesundheitlich dauerhaft in eine Situation kommen sollte, in der ich ebenso dauerhaft nicht mehr autonom überlebensfähig wäre, dann würde ich dies akzeptieren und die nötigen Konsequenzen (in Würde) daraus ziehen. Dies schliesst mögliche Blindheit, also nicht unmittelbar tödliche Krankheiten, mit ein.
Schön, dass du auf eine hypothetische Frage entsprechend antwortest, und noch schöner, dass du keine implizite Anweisung für andere daraus ableitest... Eins wird mir aus deiner Antwort noch nicht ganz klar: Blindheit beeinträchtigt die Autonomie - nicht zu 100 % und sicher auch individuell unterschiedlich, aber so ganz ohne Unterstützung durch andere wird's schwierig. Was meinst du dann mit den nötigen Konsequenzen? Würdest du dich mit den Einschränkungen und den nötigen Hilfeleistungen (die ja schon mal mit sozialen Ängsten kollidieren können oder bedeuten, dass man viel mehr mit anderen Menschen zu tun hat, als es einem gut tut, und auf diese Menschen angewiesen ist) arrangieren bis zu deinem natürlichen Tod oder würdest du unter solchen Bedingungen nicht mehr leben wollen?
Liebe Grüße
Christina