Ich wüsste nicht, dass es hier so etwas wie Kaffeehäuser gibt. Das wäre richtig schön gewesen.
In der Regel gibt es hier die normalen Cafès, mehr modern eingerichtet.
Und bepackt mit Tasche, vielleicht noch sonstigen Einkäufen, jonglierst du dein Tablett an einen freien Tisch.
Ein aufgehobenes Gefühl kommt da nicht auf.
Einige Perlen gab es für mich (ich weiß nicht, ob sie noch existent sind).
Da gab es in der Kreisstadt, an der Sternwarte ein Cafè mit lauter antiken Dingen. Alten Möbeln, Sofas und Stühlen, Porzellan und dergleichen mehr.
Das hatte unendlich viel Charme. Man fühlte sich zurückversetzt in eine andere Zeit. Es war dort immer voll. Und wer wollte und konnte, hat das Sofa auf dem er gesessen hatte gleich gekauft.
Ähnlich war es in Wesel. In einem oberen Stockwerk, gab es ein Cafè mit den besten Apfelpfannekuchen der Welt. Ein normaler Essteller reichte nicht. Auch hier standen antike Dinge, war es voller Wärme eingerichtet. Ich habe jedes Mal gestrahlt.
Ich liebte die Bauernhofcafès, mit den angrenzenden Hofläden. Immer gab es was zu stöbern. Immer eine Kleinigkeit zu kaufen.
Wenn man nach Haltern-Lavesum fährt begegnen einem noch diese Hofläden.
Wunderbare Kuchen, duftende Brote, Schinken und Wurst, auch westfälische Spezialitäten, wie Panhas oder Möpkenbrot, frisch gemachte Butter, und eine Scheune mit Gemüse und Kartoffeln.
Ich liebte die Kappesmärkte die es gab. Zwischen einzelnen Buden standen die Anhänger der Trecker bis oben vollgepackt mit Rotkohl, Weißkohl und Wirsing. Für ein Appel und ein Ei.
Gab es noch selbstgemachte Marmelade. Riesige Germknödel und überall dieser Duft.
Ich liebte die besonderen Weihnachtsmärkte. Am Schloss in Raesfeld. Stände mit selbstgemachten Dingen. Nicht den üblichen Kitsch, der oft angeboten wird.
Den in Münster. Proppevoll, aber auch mit Perlen dazwischen.
Und den Lichterweihnachtsmarkt, wenn mir nur einfallen würde wo der war.
Da ist man durch schön beleuchtete Wege gegangen. Auch hier Stände mit Besonderem.
Damals war ich scheinbar noch seelisch gut verpackt. Lief ich mit schwarzem Mantel und kleinem, süßen Hut durch die Gegend.
Meine Augen strahlten. Und irgendwie habe ich den Glanz, den Duft eingeatmet. Spürte in mir innere Wärme.
Alles das gibt es nicht mehr in meiner Welt. Vielleicht nicht mal mehr an den Orten.
Aber die Erinnerung daran ist Heimat. Ein Gefühl von ein bisschen Glück.
01.11.2022 17:03 •
x 8 #85