Zitat von hereingeschneit:Wieso belasten dich die negativen Seiten noch, wenn doch schlank sein alles ausgleicht? Lügst du dich da selber an?
Lügen würde ich, wenn ich behaupten wollte, dass ich nach einer ausgeprägten Essstörung nun völlig easy-peasy ein schlanker Mensch ohne jegliche Nachwehen dieser Essstörung wäre. Ich habe süchtig gegessen, so wie andere süchtig trinken oder süchtig Benzos nehmen. Und mein Zustand ist der einer trockenen Ess-Süchtigen. Lebenslang.
Mein persönliches Suchtmittel ist Zucker, und ich tue folglich gut daran, in dieser Hinsicht abstinent zu bleiben. Dass jedes Suchtverhalten eine starke emotionale Komponente hat, dürfte hinreichend bekannt sein. Zu diesem Zweck lernen Süchtige die Anwendung von Skills, um dem Suchtdruck zu entgehen. Genau das habe ich auch getan: Ich habe mir Skills angeeignet, die mich dabei unterstützen, Essen nicht mehr süchtig zu benutzen.
Tut man das nicht, wird man früher oder später rückfällig. Man nennt das elegant Jo-Jo-Effekt - aber unterm Strich ist es immer nur ein Rückfall in ungesunde Essgewohnheiten.
Zitat von NIEaufgeben:Weglaufen von dem dick werden weg laufen von dem Angst haben weg laufen von allem...
Nur weil ich laufe, laufe ich nicht vor etwas weg. Laufen - Sport überhaupt - gehört zu meinen Skills gegen ungesunde Gewohnheiten. Ich gehe auch nicht vor die Hunde, wenn ich - wie im letzten Jahr - wegen einer Verletzung 8 Monate nicht mehr Laufen kann. Es fehlt mir, weil es eben zu den gut funktionierenden Skills gehört, aber ich muss keine Ersatzbefriedigung finden. Und ich bin auch in dieser Zeit weder beim Essen noch bei meiner Angst rückfällig geworden.
Zitat von NIEaufgeben:Du trimmst deinen Körper seit vier Jahren durchgehend nur aus Angst...Angst vor dem dick werden...
Nunja. Die Alternative war nicht so berauschend. Ich war KRANK. Und zwar körperlich messbar und behandlungsbedürftig mit Bluthochdruck, hohem Puls, Schlafapnoe und grenzwertigen Blutzucker- und Blutfettwerten. Die Aussage meines Arztes war: Machen Sie so weiter und Sie werden Ihre Enkelkinder nicht groß werden sehen. Ich gebe zu: Das hat mir tatsächlich ANGST gemacht. Du redest dir dein nach wie vor vorhandenes massives Übergewicht schön. Und solange du damit zurecht kommst und keine großartigen gesundheitlichen Einschränkungen hast, ist das ja auch kein Problem. Bei mir war das anders und ich habe es verändert. Nicht mehr und nicht weniger.
Was eine Angststörung ist, muss ich dir nicht erklären. Es isr mir gelungen, diese durch die Veränderung meiner Ess- und Bewegungsgewohnheiten loszuwerden. Das Vertrauen in meinen Körper ist dadurch zurückgekehrt, dass ich entdeckt habe, wie leistungsfähig und -willig er ist. Warum sollte ich das wieder aufgeben?
Ich gehe aktuell 3x die Woche für ein Stündchen Laufen und benutze 2x die Woche für 30 Minuten mein Rudergerät. Das ist mein Pflichtprogramm, das nun wahrlich nicht als süchtiges Sporttreiben durchgehen wird. Alles andere - wie Yoga, Wandern, Klettern, Paddeln, Reiten...mache ich, weil ich einfach Spaß dran habe und wenn es sich ergibt. Aktuell zum Beispiel gar nicht, weil mein Garten meine Zuwendung braucht und mir Spaß beim Werkeln verschafft.