Ich glaube, bei mir kommt auch dazu, dass ich nie einen wirklichen Kinderwunsch hatte.
Wenn alle in Kinderwägen und Wiegen geschaut habe und geschrien, nein, wie süß, ach je, ganz der Vater oder entzückend, dann habe ich mir ungläubig die Augen gerieben und einfach nur ein Baby gesehen. Augen, Nase, Mund, Beine, Arme, alles dran. Ok.
Wenn ich unser Pflegekind sehe, dann bin ich dankbar und froh, dass wir ihn haben - für ihn und für uns. Aber der Alltag ist anstrengend. Pausenbrot vergessen, Hausaufgaben überwachen, dreißigmal Buch weg, Licht aus, es ist spät, Zähneputzen nicht vergessen sagen, richtige Schulen finden, schauen, dass das Kind Kind ist und sich nicht aufreibt für all die vielen Dinge, die er spannend findet. Und natürlich gibt es sie, diese hinreißenden Augenblicke, in denen mich riesige blaue Augen anstarren und ein kekskrümeliger Mund fragt, ob ich noch eine Geschichte erzähle, noch mal drücken komme, das kleine Licht im Flur anlasse.
Dazu kommt, dass es als Frau immer noch frevelhaft ist, zu sagen, dass man seinen Job liebt, ihn gerne macht, dass er einen ausfüllt und man nie den dringenden Wunsch danach verspürte, sich zu vermehren. Für Männer ist das in Ordnung, als Frau ist man schnell abgestempelt, als knallharte Karriere-Tussi, die innerlich hohl sein muss, wenn sie ihrer natürlichen Rolle als Mutter nicht nachkommen will.
Ich denke, es gibt Ängste und Ängste. Es gibt Menschen, die sich hinter ihren Ängsten verstecken und sich daran hindern lassen, dass zu tun, was sie eigentlich tun wollen.
Und es gibt Ängste, die tief sitzen, die als Erkrankung beeinträchtigen, mal mehr mal weniger im Leben. Und dann gibt es noch all die Menschen, die traumatisiert sind von ihrer eigenen Kindheit. Manche schaffen es tatsächlich, Kinder zu bekommen und das, was sie erlebt haben eben nicht weiterzugeben, andere setzen alte Muster fort und züchten eine neue Generationen derer, bei denen sich anhäuft, was die Eltern schon nicht verstanden haben.
Zitat von darkdays:Ich hoffe ihr werdet glücklich mit euren Entscheidungen, ich bin es
Darüber habe ich nachgedacht.
Ob wir alle die richtigen Entscheidungen treffen, wissen wir erst hinterher. Oder wie Kierkegaard sinngemäß sagte: Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.
Und ja, ich bin glücklich mit meiner Entscheidung.