Pilongo
Ich denk da mal an mich. Ich hab meine gesamte Kindheit eigentlich im Krankenhaus verbracht. Bis heute fühle ich mich inm Krankenhäusern nicht sehr wohl und mach mir große Sorgen über die Versorgung Angehöriger, wenn die im Krankenhaus sind. Nicht über ihre Krankheit, nein, sondern über die Entscheidungen der Ärzte und Schwestern. Wenn ich selber im Krankenhaus bin bin ich ein nerviger Patient, der hinter jeder Handlung den Grund wissen will und Vieles hinterfragt - was ich aber nicht schlimm finde. So bin ich halt. Als Kind musste ich hinnehmen was mit mir passiert, jetzt als Erwachsener will ich verstehen, warum es passiert. Und bis heute fühle ich mich in weißen Wohnräumen absolut unwohl, hab meine Wohnung auch komplett bunt gestrichen.
Das sind meine kleinen Macken die ich von meiner Krankheit zurück behalten hab. Ich bin sehr froh, dass ich mittlerweile die Krankheit und meine Macken einfach akzeptieren kann, wie sie sind. Früher hab ich mich oft dagegen gewehrt und versucht, mich zu ändern, normaler zu werden im Bezug auf Krankenhaus und Krankheit. Heute glaube ich, dass 15 Jahre Krankheit ihre Spuren hinterlassen haben und ich froh sein kann, dass es nur diese drei Dinge sind Und seitdem ich meine Macken als Teil meiner Persönlichkeit akzeptiere sind sie viel weniger ausgeprägt als zuvor. Weil ich nicht mehr so darauf achte, sondern sie als gegeben akzeptiere.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das Erlebte den Menschen prägt, ihn aber nicht ausmachen darf. Meine schwere Kindheit und Krankheit haben mich vielleicht etwas nachdenklicher und vorsichtiger werden lassen, aber sie machen mich nicht aus. Ich definiere mich nicht mehr, wie früher, über meine Vergangenheit und Krankheit, sondern lasse die Vergangenheit ruhen, nehme sie an wie sie eben ist, und lebe für das Hier und Jetzt und für die Zukunft. Damit fahr ich viel besser.
Es ist wichtig, dass man ordentlich mit dem in der Vergangenheit Erlebten abschließen kann.
Damit meine ich nicht, dass man Alles therapieren lassen muss, was vielleicht komisch ist. Sondern dass man das Erlebte akzeptiert und hinter sich lässt und nach Vorne schaut. Was passiert ist ist passiert, es hat auch seine Spuren hinterlassen, aber es muss nicht bestimmen wie es morgen weiter geht Sollte es auch nicht.
Und wenn man sich als Einzelgänger wohl fühlt - warum nicht?
Ich geh gerne mit Leuten weg, merke aber, dass nach 5 Stunden Gemeinsamkeit ich langsam genervt werde. Ich kann auch nicht mit Anderen in den Urlaub fahren. Ich mag Menschen, ich bin gern mit ihnen zusammen, brauch aber auch meinen Rückzugsort und meine Ruhe wenn ich will. Wenn ich z.B. nach der Uni noch mit Jemandem Essen geh und dann noch zum gemeinsamen Kneipenabend eingeladen werde sag ich oft Nö. Weil ich genau weiß, dass nach 8 Stunden in der Uni, wo ich andauernd Leute um mich hab und mit ihnen rede, und danach noch 2 Stunden Essen und Bummeln mit Leuten mir für einen Tag einfach reicht.
Und ich fühl mich wohl damit, und ich find das nicht komisch, dass ich so bin.
So bin ich halt.
Ich glaube, je mehr man sich selber mit allen Schrullen und Macken annehmen kann, desto weniger stört man sich daran, und desto besser kommt man damit zurecht.
21.07.2010 12:39 • #81