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Daß Musik als Sprache, als Kommunikation beim musizieren stattfindet, hatte ich schon vielfach in Jazzkonzerten und in der indischen Ragamusik wunderbar lebendig erleben dürfen.Das ist eine Musik, in der die Improvisationen ein wichtiger Bestandteil ist.

Die Improvisationen sind die wichtigsten Freiräume der einzelnen Musiker, dort können sie sich vom notierten Thema entfernen um ihre persönliche und kreativen Einfälle zu einem vorgegebenen Thema zu entfalten oder auszuleben

Im Jazz sind das notierte Stücke, die in der sich ständig erweiternder Sammlung The Realbook.(die Bibel des Jazz) finden lassen. Dort gibt es (fast)(oft Handschriftlich) alle Standards der Jazzmusik. Fast immer reicht eine Seite, auf der die Melodie notiert ist. Für die praktizierende Musiker ist es dann wichtig, Taktart, Tonart, Rythmus und die Harmonieverbindungen, die in der Jazzmusik aus den Skalen der Kirchentonarten stammen. Das setzt natürlich beim Zusammenspiel voraus, daß die Mitspieler sich in diesen Skalen bewegen können. (Dieses Thema ist sehr komplex, es genau zu erklären würde hier den Rahmen sprengen)
Durch nonverbale (Handzeichen,Kopfnicken) Kommunikation signalisiert der jeweilige Musiker, sei es Bass, Saxophon Gitarre, usw.. daß er/sie bereit zum Improvisieren ist, das kann dann ein Solo sein, während die Band ihn begleitet, das können aber auch zwei drei Musiker sein, die sich gegenseitig die Bälle zuwerfen und einen meist munteren Dialog /Trialog in diesem Wechselspiel der Mollsept und Dursept-Harmonien führen.

Die im Prinzip ähnliche Kommunikation hatte ich in Konzerten der indischen Ragamusik erlebt. Daß die Musiker ein heiteres Gespräch mit ihren jeweiligen Instrumenten führten, häufig Fragen und die jeweiligen Antworten zuwarfen das wie im Jazz, eingebettet in die rythmische und melodische Gesamtstruktur dann statt findet.
Die aufmerksamen Zuhörer / Zuschauer applaudieren dann nach diesen Einfällen...Improvisationen, während die Musik stets noch weiter spielt.

Diese ganze Lernerei der Skalen in der Jazzharmonie ist eine kollosale (Kopf)-Rechnerei,
das geht nur mit Üben...Üben..Hören.. Üben, dann irgenwann mal Zusammenspielen mit anderen.
Ich weiß wovon ich hier schreibe, ich hatte mich schon vor über dreissig Jahren (nach meiner schlimmen Schädelverletzung) davon verabschiedet, Diese spannungsvolle Septakkorde des Jazz ertrug meine verletzte Seele nicht mehr. Heilenden Balsam hingegen fand ich in den Harmonien alter Musik.

Nachtrag, ich vergaß zu erwähnen, daß solche teils langandauernden Improvistionen auch in der Rockmusk gab, häufig bei Livekonzerten hatten einzelne Musiker die Möglichkeit ein Solo innerhalb des Stückes zu spielen. Auf diese Art dehnten sich dann die Konzerte um Stunden...obwohl die auf Schallplatte / CD gepresste Musik nur 5- 20 Minuten dauerte.

In der Flamenco-Musik gibt es diesen Freiraum ebenso, sei es für den Sänger-innen ,den/die Tänzer oder den Gitarristen, die ihre persönliche Falseta's in diesen Vortrag einbinden durften.
Auch dies ist eine Sprache der Musik, mal ganz unabhängig von den Gefühlen die sie begleiten.
Deshalb sind Aufnahmen von Livekonzerten noch einmal eine andere Qualität und oft geprägt von idividuellen Beiträgen einzelner Musiker, das auf dem verkauften Endprodukt der Bands anders sich darstellt.

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Ist Musik eine Sprache?

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Zitat von superstes:
Melanie Wald-Fuhrmann, Musikwissenschaftlerin aus Frankfurt hat die
Musik als universelle Sprache der Gefühle erforscht.

Wir lernen: Die These kann man in der Pfeife rauchen.

Noch immer finde ich die Frage spannend, die Nick Hornby in seinem Roman High Fidelity stellt: was sagt der Musikgeschmack eines Menschen über ihn selber aus.
Über sein Niveau, seinen Intellekt, seine Offenheit für Neues, seine Sensibitität.

Ist also der Musikgeschmack so etwas wie ein komprimiertes Charakterportrait eines Menschen?
Hornby kommt am Ende zu dem Ergebnis : Nein !
Der Musikgeschmack ist nur ein relevant in bezug auf Musik. Der angenehmste Mensch kann idiotische Musik hören.
Und umgekehrt.
So Hornby.......

@Chingachgook

Jonathan Littell gibt in seinem Roman Die Wohlgesinnten im Grunde die gleiche Antwort.
Held Max Aue ist ein strammer Na zi, nur eben einer mit ausgesuchtem Geschmack, auch musikalisch, ein Schöngeist, der bei Erschießungen psychosomatisch leidet.

Zitat von superstes:
Melanie Wald-Fuhrmann, Musikwissenschaftlerin aus Frankfurt hat die Musik als universelle Sprache der Gefühle erforscht. Hier habe ich einen Vortrag mit anschließender Diskussion zu diesem Thema.

Ich koennte dir stundenlang zuhoeren.Schade,dass ich nicht deine Studentin war.

Dann haette ich es ggfs weiter in der Musik gebracht.
Ich habe Musik nicht studiert ,sondern Gitarre u Gesang in einer privaten Musikschule gelernt.
Das ist also gar nicht zu vergleichen mit einem professionellen Musiker u Dozent/Prof.

@superstes - dann jetzt bitte weghören...

Oh,er wird es bestimmt moegen

Zitat von Chingachgook:
Noch immer finde ich die Frage spannend, die Nick Hornby in seinem Roman High Fidelity stellt: was sagt der Musikgeschmack eines Menschen über ihn selber aus.

Ich finde schon, dass der Musikgeschmack ganz viel über einen Menschen aussagt...

Ich z.B lege mich da gar nicht so fest....ganz viel hat es mit meiner Stimmung zu tun...

Ich bin da sehr offen für alles....

Nur Jazz mag ich so gar nicht.

Ich würde mich auch eher als vielseitige beschreiben.

Die Music Hall war ein bekannter Club in meiner Heimatstadt.
Da traten viele Stars auf.



Wenn ich jemanden kennengelerne, der mich interessiert, frage ich auch gerne nach seinem Musikgeschmack...

Doch das mache ich schon, weil ich so einen Menschen auch auf gewisse Art einschätzen kann.

Mag sein, dass das nicht jeder kann...

Musik hat halt auch ganz viel mit Gefühl zu tun....in dieser Hinsicht ist es schon sehr aussagekräftig, meiner Meinung nach.

Zitat von Mariebelle:
Die Music Hall war ein bekannter Club in meiner Heimatstadt. Da traten viele Stars auf.

Schwarze Musik, darf man das so sagen? ist jetzt auch nicht so wirklich mein Fall

Zitat von life74:
Schwarze Musik, darf man das so sagen? ist jetzt auch nicht so wirklich mein Fall

Ja,schwarze Music,zB Blues,RB,Gospel.Ich bin sehr vielseitig.Ich liebe auch einiges aus der Klassik,Pop,Flamenco,Tango,Sol.

Zitat von Mariebelle:
Gospel

Okay.....das ist noch was Feines..

Ich mag auch Kirchenmusik...auch das kann sehr ergreifend sein.

Musik ist immer ergreifend,wenn der Komponist,Musiker,Interpret ergriffen ist.

Ein DJ Oezi singt iwas runter,aber da ist ja nichts ergeifendes drin,also nicht fuer mich.

Naja.... es muss ja nicht immer ergreifend sein....manchmal darf es auch einfach Stimmung sein
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Musik ist die Sprache, die jeder versteht .
Wo man auch ist ,wohin man auch geht.

Arabische/iranische/indische Musik ist schwer zu verstehen.Da sehr anders.

Zitat von Chingachgook:
Noch immer finde ich die Frage spannend, die Nick Hornby in seinem Roman High Fidelity stellt: was sagt der Musikgeschmack eines Menschen über ihn selber aus. Über sein Niveau, seinen Intellekt, seine Offenheit für Neues, seine Sensibitität.

Naja, das haut ja ganz ordentlich in die Zeig' mir, was du magst und ich sag' dir, wie du bist!-Kerbe.

Finde ich schwierig, weil .. wie will man sowas 'irgendwie allgemeingültig' beurteilen?.. was sollte da als 'mess- und vergleichbarer Parameter' herhalten?
Normalerweise wird hier ja der subjektive Geschmack eines Einzelnen auf Basis des subjektiven Geschmacks eines anderen Einzelnen bewertet und damit verglichen. Und dies ist ja auch kein 'fixer Zustand' .. beide 'Einzelne' sind doch über die Zeit hinweg einem steten Wandel oder einer Art 'Entwicklung' unterworfen, vielleicht beim einen umfänglicher als beim anderen, aber immerhin.
Das einzige, worauf man aufgrund so einer Betrachtungsweise imo vielleeeicht bestenfalls noch schießen kööönnte, wäre eventuell: Wie sehr sind wir beide einander ähnlich? .. in unserem Wesen, Erleben, Fühlen, vielleicht auch Weltbild. (Gemessen an unserem eigenen Selbstbild, schreiben wir bestimmte Eigenschaften dann ggf. auch dem Gegenüber zu.) Aber selbst das ist (insbesondere!), wenn lediglich auf einen einzelnen Punkt wie etwa Musik(geschmack) reduziert, erfahrungsgemäß schon 'ne verflixt! wacklige Angelegenheit, wenn nicht gar 'ne komplette Fehleinschätzung.

Wenn wir das irgendwie 'gesamtgesellschaftlich standardisiert' zu kategorisieren versuchten, landeten wir womöglch schlimmstenfalls wieder bei so verbreiteten Klischees wie Jazz- oder Klassik-Liebhaber sind intellektuell anspruchsvolle Überflieger, Pop- und Schlager-Hörer tendenziell oberflächliche Hohlbirnen. .. oder etwas in der Art. Und das trifft ja 'erwiesenermaßen' nicht zwangsläufig zu. (Aber solche Klischees entstanden auf der anderen Seite auch nicht 'einfach so', sondern weil eine wahrscheinlich nicht unsignifikante Zahl von Menschen bei subjektiver Betrachtung zum gleichen Schluss kamen.)

Immer wieder interessant finde ich auch, wie sich die eigene Betrachtungsweise mit der Zeit so ändern kann.
Als ich High Fidelity das erste Mal - schon ziemlich lange her - verkonsumierte, fand ich ja auch viele der anderen angeschnittenen Ansichten gar nicht mal so schlecht. 'Passte' zu dem Zeitpunkt für mich eben auch ganz gut in mein 'aktuelles Weltbild'. Als ich's mir dann vor zwei Jahren oder so mal wieder zu Gemüte geführt habe, empfand ich viele der Ansichten des (bzw. der) Protagonisten - auf eher persönlicher Ebene - als überraschend 'unausgegoren' oder vielleicht auch 'unreif'.
(Könnte ich das als 'brauchbaren Indikator' dafür nehmen, dass ich in charakterlicher Sicht zwischenzeitlich über meinen früheren Ist-Zustand 'hinaus-gewachsen' oder vielleicht auch einen oder mehrere Schritt/e 'zurück-gegangen' bin? Als Indikator für eine wie-auch-immer-gerichtete Entwicklung wahrscheinlich schon, aber darüber hinaus?.. um eine 'konkrete' Aussage zu treffen?.. wohl eher nicht so.)

Zitat von Chingachgook:
Ist also der Musikgeschmack so etwas wie ein komprimiertes Charakterportrait eines Menschen?
Hornby kommt am Ende zu dem Ergebnis : Nein !

Ich auch.

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