Zitat von hereingeschneit: So und was ist jetzt Ego? Ist Ego einfach der Überbegriff, wie das Auto? Klingt eigentlich einleuchtend. Wenn man mich in Einzelteile zerlegt, dann gibt es kein Ego (mich/Auto) mehr.
Aber wenn das Ego also die Zusammensetzung vieler Teilchen ist, wer ist dann der Diktator in meinem Kopf? Der Egoist, der alles regeln, bewerten und unter Kontrolle haben möchte? Wenn ich den nicht Egoist nenne, welchen Namen hat er dann?
Der „Diktator“ in Deinem Kopf ist auch nur ein Anteil Deines Ichs, Deines Egos. Gäbe es keine weiteren, könnte Dir ja garnicht dessen Vorhandensein bewusst werden. Wenn es Dir nötig scheint, Ihm einen Namen zu geben, dann suggeriert Dir das wer? Der Diktator?
In der Therapie wird mittlerweile in drei „Hauptanteile“ unterteilt, um mit und an Diesen arbeiten zu können. Ich persönlich tat mich damit schwer, aber das muss ja nicht unbedingt bei jedem so sein. Die meisten Therapeuten nennen sie: den inneren Kritiker, das innere Kind und den gesunden Erwachsenen. Letztlich sind das aber auch nur Synonyme für Anteile in mir, meines Ichs, meines Egos.
Persönlich sind mir nämlich drei Anteile oder genauer gesagt die Verknüpfung mit deren Bezeichnung zu „einfach“. Es gibt Menschen, die plötzlich nur ihr „inneres Kind“ sehen, dem es selbstverständlich viel zu selten gut ging, dem es aber unbedingt gut zu gehen hat und deshalb getröstet und gepflegt werden muss. Der „Kritiker“ hingegen, ist ein Miesepeter, der grundsätzlich alles negativ sieht und abwertet. Und der „gesunde Erwachsene“ ist das, was es zu erreichen gilt.
Mir ist das zu Flach und das hat so manche Therapeuten „verschlissen“, denn Kritik sehe ich per se ja nicht als schlecht, ein Kind kann durchaus ein A.Loch sein, ein gesunder Erwachsener, der über jegliche Kritik erhaben wäre und einem A.Loch Kind nur weil es ein Kind ist, alles durchgehen lassen würde, wäre alleine dadurch das er erwachsen ist, noch kein Kompass oder eine Richtschnur, an die sich zu orientieren lohnt. Und letztlich könnte dann ja Kritik durchaus konstruktiv sein.
So sehe ich persönlich dann auch eher eine Gefahr darin, mein Ich (Ego) einem dieser Anteile zuzuordnen und die anderen dann zu „bekämpfen“ oder zu „unterdrücken“, nur weil sie nicht in ein Konzept passen, welches idealerweise zu erreichen wäre.
Tatsächlich wird aber seitens der Therapeuten dieses Konzept gern genutzt und ehrlich gesagt, ich hätte auch kein besseres oder plausibleres anzubieten. Außer eben detaillierter oder kleinteiliger zu werden, bezüglich der Anzahl der Persönlichkeitsanteile. Sehe aber auch die Gefahr, dass dann viele Klienten da nicht mehr mitkämen und aus der Therapie aussteigen könnten, weil es dann zu Komplex oder auch nur zu Kompliziert werden könnte.
Was mir als therapeutisches Konzept „half“, war kognitive Diffusion. Denn das zielt auf Gedanken und daraus resultierenden Glaubenssätzen ab und dem Umgang damit. Da es auch die Wechselwirkung von Gedanken, Gefühlen und Handlungen zumindest erkennbar macht, jedenfalls bei mir. Allerdings setzt das natürlich voraus, das Bewusstsein zu haben, dass ich es bin der denkt, fühlt und handelt. Nicht irgendwer in meinem Kopf, den ich so oder anders nennen kann.