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Zitat von Abendschein:
Das mit den Rollen sehe ich anders. Eine Rolle zu spielen, immer dementsprechend
wo ich bin und mit wem ich zusammen bin, ist anstrengend und nichts für mich.

Ich bin ich, ob ich es im Berufsleben war, oder mit Freunden zusammen, oder, oder,
Ich bin wie ich bin! Ein netter Mensch, meistens.

Ja, das meine ich. Du verhältst Dich als Liebhaberin anders als als Mutter und anders als im Beruf, notwendigerweise. Aber Du kannst diesen Rollen dennoch (D)einen spezifischen Stempel aufdrücken, in dem Du als die in Erscheinung trittst, die Du bist und die Dich in allen Rollen unverkennbar macht.

Aber ich kenne auch Menschen, die sich lückenlos in Rollen einfügen und ihr Ich dahinter nie gefunden haben und denken, dass das Leben nichts anderes ist, als ein reines Rollenspiel. Ein spannendes Thema, denn noch die Ablehnung der Rollen(spiele) kann seinerseits ein Rollenspiel sein.

Heidegger hat das 1926 messerscharf zum Ausdruck gebracht
Zitat:
„In der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, in der Verwendung des Nachrichtenwesens (Zeitung) ist jeder Andere wie der Andere. Dieses Miteinandersein löst das eigene Dasein völlig in die Seinsart „der Anderen“ auf, so zwar, dass die Anderen in ihrer Unterschiedlichkeit und Ausdrücklichkeit noch mehr verschwinden. In dieser Unauffälligkeit und Nichtfeststellbarkeit entfaltet das Man seine eigentliche Diktatur. Wir genießen und vergnügen uns, wie man genießt; wir lesen, sehen und urteilen über Literatur und Kunst, wie man sieht und urteilt; wir ziehen uns aber auch vom „großen Haufen“ zurück, wie man sich zurückzieht; wir finden empörend, was man empörend findet. Das Man, das kein bestimmtes ist und das Alle, obzwar nicht als Summe, sind, schreibt die Seinsart der Alltäglichkeit vor.“
Martin Heidegger, Sein und Zeit, Max Niemeyer Verlag 1993, S.126f)

Großes Kino, wenn man sich von der ungewohnten Formulierung nicht abschrecken lässt.

Ich konnte in vielen Angelegenheiten mein schlechtes Gewissen deutlich reduzieren bzw es ist ganz verschwunden. Außer an meinen Einstellungen habe ich aber wenig verändert.

Und jetzt frage ich mich, ob diese Gleichgültigkeit, die dadurch entstanden ist, ein gutes oder schlechtes Zeichen ist. Ich meine, mir geht es damit zwar deutlich besser, weil ich mich nicht verurteile, mich nicht abwerte..., aber letztendlich frage ich mich, warum ich meine Bereitschaft und Hingabe nicht in eine andere Richtung lenken möchte.

Ich fühle mich tatsächlich ziemlich frei in meiner Entscheidung und dennoch frage ich mich, warum ich mich so entscheide und nicht anders.

Und ich frage mich, warum ich das hier rein stelle und nicht in mein Tagebuch.
Habe mich jetzt einfach von meiner Intuition leiten lassen und bin gespannt, was dabei raus kommt. Ob sie ein guter Ratgeber ist/war

A


Gedanken zum Tag - Mitdenken, Mitschreiben

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Zitat von hereingeschneit:
Ich konnte in vielen Angelegenheiten mein schlechtes Gewissen deutlich reduzieren bzw es ist ganz verschwunden. Außer an meinen Einstellungen habe ich aber wenig verändert.

Und jetzt frage ich mich, ob diese Gleichgültigkeit, die dadurch entstanden ist, ein gutes oder schlechtes Zeichen ist. Ich meine, mir geht es damit zwar deutlich besser, weil ich mich nicht verurteile, mich nicht abwerte..., aber letztendlich frage ich mich, warum ich meine Bereitschaft und Hingabe nicht in eine andere Richtung lenken möchte.

Ich fühle mich tatsächlich ziemlich frei in meiner Entscheidung und dennoch frage ich mich, warum ich mich so entscheide und nicht anders.

Ja, erstaunlich, dass das eigene Verhalten anscheinend so fest eingebrannt ist, dass man(ich) (aus eigenem freien Antrieb) eher seine innere Grundeinstellung verändert, als dieses Verhalten.

Vielleicht deutet die Verwendung des Begriffs Gleichgültigkeit darauf hin, dass das schlechte Gewissen doch noch irgendwo strukturell lauert?

Schlechtes Gewissen war und ist eines meiner Lebensthemen, wenn man so will und ich habe mich viel damit beschäftigen müssen. Inzwischen sehe ich es aber lediglich als Folge des selbst geschaffenen Konflikts Eigenes Verhalten vs. Bewertungsrahmen.

Wenn Verhalten und Bewertung nicht harmonieren, kommt es zum Konflikt, oder? Also ist es naheliegend, einen derartigen Konflikt durch Justage der Bewertung und/oder des Verhaltens abzumildern bzw. aufzulösen zu können?

In Deinem Tagebuch schriebst Du vorhin, dass Dich das Thema Bedürftigkeit in Bezug auf Zu- und Abneigung ebenfalls intuitiv anfasst. Man könnte vielleicht noch eine Stufe weiter fragen, woher denn die Bedürftigkeit rührt? Und so weiter...

Die Suche nach der Ur-Ursache ist m. E. in den Wissenschaften ein essentieller Teil der Forschung. Und stets erlangt man auch dort die Einsicht, dass es immer wieder eine Ursache von... geben muss. Wenn man diese Einsicht als gesichert akzeptiert, könnte man im Bezug auf die Quellenorientierung auch mal eine Abkürzung nehmen: Ja, es gibt eine Ursache. Punkt.

Zitat von hereingeschneit:
Ich meine, mir geht es damit zwar deutlich besser, weil ich mich nicht verurteile, mich nicht abwerte..., aber letztendlich frage ich mich, warum ich meine Bereitschaft und Hingabe nicht in eine andere Richtung lenken möchte.

Vielleicht, weil Du erkannt hast, dass jegliche Richtung letztendlich wenig sinnvoll ist?
Zitat von hereingeschneit:
Ich fühle mich tatsächlich ziemlich frei in meiner Entscheidung und dennoch frage ich mich, warum ich mich so entscheide und nicht anders.

Hm, wenn die Entscheidung tatsächlich frei (vom Bewertungsrahmen) wäre, würdest Du Dir dann diese Frage stellen? Was ist so dringend am Warum?

Vielleicht kommt es da wieder ums Eck: das Ego, die Persönlichkeits(an)sicht, das Ich - das Warum?

Ach lieber @moo
Wieder so viele gute Gedanken dabei. Und ja, ich drehe mich immer noch im Kreis. Die Intensität oder Schnelligkeit habe ich abgeschwächt, aber ausgestiegen bin ich noch nicht. Scheint irgendwie schön zu sein.

Die Bedürftigkeit arbeitet in mir und führt mir so einiges vor Augen.

Zitat von moo:
Vielleicht, weil Du erkannt hast, dass jegliche Richtung letztendlich wenig sinnvoll ist?

So in der Richtung. Es wird wohl doch noch viel bewertet und dann entwertet....


Zitat von moo:
Hm, wenn die Entscheidung tatsächlich frei (vom Bewertungsrahmen) wäre, würdest Du Dir dann diese Frage stellen?

Wahrscheinlich nicht.


Zitat von moo:
Was ist so dringend am Warum?

Weil jede Entscheidung die man trifft, letztendlich Auswirkungen in der Zukunft hat.
Das bedeutet, dass ich meine Entscheidungen gut wählen sollte, wenn ich bei meiner Zukunft ein Wörtchen mitreden möchte. Und das bedeutet, dass ich Verantwortung übernehmen sollte, die ich aber eigentlich nicht alleine tragen möchte, womit ich wieder bei meiner Bedürftigkeit ankomme.....


Ich habe mich auf ein gedankliches Experiment eingelassen und fand es sehr erkenntnisreich.

Die Vorgaben/Regeln dazu habe ich aus meinen bisherigen Erkenntnissen gebastelt. Zum Beispiel, dass Ablehnung Leid erzeugt oder dass man das anzieht, wo man dagegen ist. Außerdem, dass unsere freie Wahl nicht das betrifft, was um uns geschieht, sondern nur, wie wir damit letztendlich umgehen möchten.

Ich beschreibe jetzt mal das Experiment, vielleicht hat ja jemand Lust es auch zu machen, wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm. Also bei mir hat es schon einige Zeit in Anspruch genommen um die verschiedenen Phasen durchleben/erkennen zu können.

Also, ich selbst bin nur mein Geist. Ich habe keinen Körper. Somit fallen schon mal Bedürfnisse wie trinken, essen und schlafen weg.
Ich bin an einem bestimmten Punkt gebunden, so wie ein Baum z. B. der kann auch nicht umherwandern.
Ich muss mir Filme anschauen, auf dessen Auswahl ich kein Mitspracherecht habe. Im Gegenteil, Filme, Szenen, die ich nicht sehen möchte, die laufen in Dauerschleife. Je mehr ich sie nicht sehen möchte, umso mehr sind sie präsent. Die Auswahl der Filme richtet sich also nach meinen Gefühlen. Was ich nicht will, ziehe ich an, was ich will wird mir vorenthalten.

Ein weiterer Punkt ist, dass ich ewig lebe. Es nützt also nichts etwas aussitzen zu wollen. Es kommt keine Erlösung. Es ist somit egal, ob ich 1 Jahr oder 1000 Jahre oder noch mehr brauche, um meinen Widerstand aufgeben zu wollen und um herauszufinden, wie ich ihn dann tatsächlich auch auflösen kann.

Wenn man dieses geschafft hat, dann wird vermutlich das Wollen ins Spiel kommen, wenn dann die Filme wieder wechseln. Sobald man etwas bestimmtes sehen möchte, kommt es nicht mehr.

Da es rein um Filme geht (um das Beobachten), besteht für mich nie eine Gefahr. Ich bin in einem geschützten Raum und muss mir keine Sorgen machen. Ich muss nur herausfinden, wie ich mit den gezeigten Filmen umgehen möchte.

Zitat von hereingeschneit:
um meinen Widerstand aufgeben zu wollen und um herauszufinden, wie ich ihn dann tatsächlich auch auflösen kann.

Das ist eine sehr ungünstige Formulierung. Besser wäre
um meinen Widerstand aufzugeben und danach zu schauen, wie ich es dann handhaben möchte.

Mich beschäftigt irgendwie gerade das Wort Akzeptanz.

Zu meiner Aussage, dass es einen Unterschied zwischen geduldeter und annehmender Akzeptanz gibt, kam der Einwand, dass geduldet eher die Toleranz ist und die Akzeptanz mehr dem Annehmen entspricht.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für mich fühlt sich Akzeptanz eher distanziert an, also eigentlich nicht annehmend, sondern doch auch nur tolerierend. Gibt es da doch keinen Unterschied?

Ich stelle somit einfach mal die Akzeptanz als Gedanken zum Tag hier ein. Vielleicht bringen mich eure Gedanken dazu weiter.

Zitat von hereingeschneit:
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für mich fühlt sich Akzeptanz eher distanziert an, also eigentlich nicht annehmend, sondern doch auch nur tolerierend.

Akzeptanz und Toleranz haben für mich die Bedeutung von nicht im Wege stehen. Ob es Duldung oder Annahme ist, wäre für mich hier eher spitzfindig oder zumindest zweitrangig.
Akzeptanz und Toleranz gehören in dieselbe Liga - die eine kann zur anderen werden und andersrum. Aber ich stimme Dir zu: Toleranz drückt vielleicht eher Hingabe (positive Bewertung/Mögen) aus, Akzeptanz hingegen mehr Zurückhaltung (negative Bewertung/Nichtmögen).

Die Definition im Fokusartikel verstehe ich genau andersherum, moo


https://praxistipps.focus.de/akzeptanz-...ied_129655

Der Unterschied zwischen den zwei Begriffen ist, dass bei der Akzeptanz etwas aktiv und bewusst angenommen wird. Das Wort hat dadurch einen positiven Charakter.
Dagegen wird bei der Toleranz etwas passiv ertragen, weil es nicht geändert werden kann. Außerdem impliziert das Wort, dass Andere froh und dankbar sein sollten, dass sie überhaupt geduldet werden. Somit ist Toleranz als negativ anzusehen.

Ich habe beim Themenkomplex Toleranz (Z.b. im politischen/Gesellschaftlichen Diskurs) oft das Problem, dass bereits das Benennen von Unterschieden oder ggf. Problemen als Intolerant bezeichnet wird.

Zitat von moo:
Akzeptanz und Toleranz haben für mich die Bedeutung von nicht im Wege stehen.

Das finde ich eine gute Definition und beschreibt auch meinen Weg mit dieser einen Sache.

Anfangs konnte ich es gut akzeptieren, doch je größer die Ausmaße wurden, umso weniger gelang es mir und umso mehr stand es mir im Weg.


Zitat von Azure:
Akzeptanz etwas aktiv
Toleranz etwas passiv

Auch ein guter Hinweis. Bei einer Akzeptanz habe ich die Möglichkeit noch etwas zu verändern, ich kann aktiv sein. Bei der Toleranz geht das nicht, ich habe keinen Einfluss darauf, ich kann nur an meinen Einstellungen dazu arbeiten.


Zitat von Azure:
Die Definition im Fokusartikel verstehe ich genau andersherum, moo

Ich hätte es auch genau andersrum eingeordnet.

Für mich ist Akzeptanz das erkennen und erfassen des Ist-Zustands und erstmal nichts anderes.

Toleranz hingegen, hat aber nicht unbedingt was mit einem Ist-Zustand zu tun. Es ist meine persönliche Einstellung. Und die Einstellung kann sich selbstverständlich auch verändern.

Betrete ich einen Raum mit weißen Wänden muss ich akzeptieren dass dieser Raum weiße Wände hat, weil es so ist. Toleriere ich das, dann bleiben sie so. Tue ich es nicht, dann streiche ich sie in einer Farbe meines Geschmacks. Gefallen mir weiße Wände, stellt sich nicht die Frage der Toleranz. Aber auch das ändert nichts daran, das der Raum eben weiße Wände hat und ich das so akzeptieren muss. Kurzum, bewiesene und belegte Tatsachen gilt es zu akzeptieren. Ob etwas unabänderlich sein soll, weil es jemand so erzählt, nicht unbedingt. Besonders im Bezug auf Meinungen kommt es da gerne zu Unstimmigkeiten bezüglich der Akzeptanz. Denn die sind ja unter Umständen unterschiedlich. Grundsätzlich habe ich aber zu akzeptieren, das ein Mensch nunmal eine Meinung hat und selbstverständlich haben darf, unabhängig davon, ob sie mir gefällt oder ich sie tolerieren kann oder eine eigene gänzlich andere habe. Dementsprechend bleibt mir auch nur zu akzeptieren, wenn ich diesen Menschen nicht umstimmen kann, dass es so ist. Trotzdem könnte ich es immerfort probieren, aus welchen Grund auch immer.

Die Frage ob etwas zu ändern möglich ist, ist also nicht von Akzeptanz abhängig. Denn nichts was so ist wie es ist, muss unabänderlich so bleiben. Was aber ist wie es ist, fordert zumindest Akzeptanz um realistisch etwas zu verstehen wie es ist und nicht wie es meiner Vorstellung entspricht, oder entsprechen soll.

Wenn ich also im weißen Raum leben will und die Wände nicht in einer anderen Farbe streichen darf, müsste ich das tolerieren. Selbst wenn ich es als inakzeptabel beschreiben würde, ändert es nichts am Ist-Zustand. Und wenn ich den Ist-Zustand verändere, hat das eben Konsequenzen zu folge, die es dann auch erstmal nur zu akzeptieren gilt. Ohne den Ist-Zustand zu akzeptieren würde wohl auch kaum eine Handlung durch mich möglich sein, die ja nach meinem empfinden nicht grundlos erforderlich wäre. Es wäre ja nutzlos, wenn ich Kopfschmerzen habe und mir sage, ich akzeptiere aber nicht, dass ich Kopfschmerzen habe und deshalb nehme ich selbstverständlich keine Kopfschmerztablette.

Zitat von Disturbed:
Für mich ist Akzeptanz das erkennen und erfassen des Ist-Zustands und erstmal nichts anderes.

Toleranz hingegen, hat aber nicht unbedingt was mit einem Ist-Zustand zu tun. Es ist meine persönliche Einstellung. Und die Einstellung kann sich selbstverständlich auch verändern.

Interessante Ausführungen.
Dabei kommt mir folgender Satz in den Kopf.
Ich akzeptiere es, aber ich toleriere es nicht (mehr).


.... und weil ich es nicht mehr tolerieren möchte, treffe ich Entscheidungen, deren Konsequenzen ich dann tragen muss/darf. Genau an dem Punkt stehe ich gerade.

Hilft mir alles gerade weiter, vielen Dank für eure tollen Gedanken dazu.

Noch ein Gedanke von mir, der mir gerade so einfällt.

Unlängst war ein Update aufm Smartphone fällig, dass einhergehend auch die AGB betraf. Es hat schon einen Grund, weshalb auf dem Button stand „AGB Akzeptieren“ und nicht „ich bin mit den AGB einverstanden“ denn letzteres würde vermutlich bei einem Rechtsstreit kaum eine Chance lassen, diesen zu gewinnen, wenn ich doch mein Einverständnis bekundet habe. Stellt sich heraus das die AGB rechtswidrig sind, weil ich dagegen klage, dann ist Akzeptieren eben nicht gleich Tolerieren. Wohingegen Toleranz ja schon ein (ein)Verständnis mit den Gegebenheiten darstellt, bis im Zweifelsfall meine Toleranz ein Ende hat.
Im juristischen Bereich wird man da wohl schärfer trennen, als im allgemeinen Sprachgebrauch. Ich ordne Akzeptanz deswegen ausschließlich dem sachlich Betrachteten zu und sehe Toleranz eher emotional bedingt, weswegen meiner Meinung nach eine gewisse Intoleranz mehr und mehr in der Gesellschaft zum Ausdruck kommt. Viele Debatten ändern ja auch nicht unbedingt was an der Sache oder Tatsache, sondern taxieren lediglich aus, wo eine gewisse Toleranz ein Ende finden kann.

Tolle Beiträge - danke auch von mir! Magst Du, @hereingeschneit zur weiteren Veranschaulichung als Fallbeispiel etwas zur Diskussion bringen - evtl. Dein o. g. konkretes Thema?

Bauchmäßig tendiere ich mehr zu @Disturbed s Ansicht als zu den Focus-Abhandlungen. Aber ja, ich glaube, man kann doch beide Ansätze durchgehen lassen, je nach Kontext.

Was mich aber noch etwas mehr interessiert: Warum es @hereingeschneit gerade so wichtig ist, ob etwas akzeptabel oder tolerierbar ist. Was steckt für Dich dahinter?

Auch habe ich festgestellt: Meine Toleranzen sind für viele Menschen nicht akzeptabel, doch deren akzeptierte Sachen sind für mich oft nicht tolerierbar .

Zitat von moo:
Bauchmäßig tendiere ich mehr zu s Ansicht als zu den Focus-Abhandlungen.

Ich definitiv auch.


Zitat von moo:
Was steckt für Dich dahinter?

Ob ich das in Worte fassen kann

Ich hatte sehr viel Widerstand in mir und sehr vieles davon konnte ich mit Akzeptanz auflösen oder zumindest sehr deutlich runter fahren. Man schaut sich seine Bewertungen und Einstellungen dazu an und passt das an. So konnte ich den Ist-Zustand immer mehr akzeptieren, denn erst wenn der akzeptiert ist, dann kann man darüber nachdenken, wie man jetzt damit umgehen möchte. Ansonsten arbeitet ja immer das, ich will das so aber nicht, in einem.
Für mich bedeutet also Akzeptanz Auflösung von Widerstand.
Außerdem versuche ich die Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind. Sie sollen ihren eigenen Weg gehen dürfen, ich will sie nicht verändern, sondern mir nur überlegen, wie ich damit umgehen möchte.
Und weil ich das jetzt so in Worte fasse, ja, scheinbar war für mich die Akzeptanz positiv belegt.

Ich habe mir vor längerer Zeit eine Akzeptanz bei jemanden erarbeitet. Zuerst wollte ich, dass derjenige sich verändert, aber da diesbezüglich alle Versuche fehl geschlagen sind, habe ich es akzeptiert. Ich habe mich aber deswegen nicht abgewandt, sondern mir Einstellungen erarbeitet, so dass ich damit keine Probleme mehr hatte.

Nun komme ich aber an einen Punkt, wo ich wieder Probleme damit bekomme. Die Konsequenzen dessen, was ich akzeptiert habe, nehmen Ausmaße an, wo ich nicht mehr tolerieren möchte. Ich will aber eigentlich keine Forderungen stellen, jeder darf seinen Weg gehen und muss sich wegen mir nicht verändern, aber das hätte dann die Konsequenz, dass ich den Rückzug antreten müsste und diese Konsequenzen tragen.

Und dann tauchte bei mir eben die Frage auf, wenn ich mich deswegen abwende, ist das gleichzusetzen wie wenn ich es nicht mehr akzeptiere?
Abwenden = Ablehnung? = Leid und ich denke, dass es damit verbunden wäre. Kommt dann das Leiden, weil ich es nicht mehr akzeptiere? Aber wenn ich mit den zunehmenden Umständen auch wieder ins leiden komme, weil die Veränderungen nicht wirklich in meiner Hand liegen, wo kann ich dann ansetzen? Außer mich abzuwenden fällt mir sonst nichts mehr ein, wenn ich andere nicht unter Druck setzen möchte. Allerdings ist das auch irgendwie ein Druckmittel.

Akzeptanz ist mir eigentlich schon wichtig und ich war jetzt im Zwiespalt, ob ich sie damit dann nicht aufgebe und wieder Leid produziere? Aber mit der Aussage, dass Akzeptanz den Ist-Zustand betrifft und die Toleranz die Einstellung dazu. Kann ich damit dann auch umgehen. Ich gebe nicht die Akzeptanz auf, sondern nur meine Toleranz. Ich gehe nicht wieder in einen Widerstand, bekämpfe keinen Zustand, sondern nehme dazu nur eine andere Stellung ein.

Ich glaube mich beschäftigte die Frage, was ich denn aufgebe, wenn ich eine andere Stellung einnehme. Wenn ich nichts bewerte, ist es egal, wie ich mich entscheide, aber was ist ausschlaggebend dafür, wie ich mich dann entscheide?

Könnte man auch so formulieren: Was würde man tun, wenn man kein Ego hat? Würde man die Umstände einfach weiter tolerieren, egal wie groß sie werden? Oder würde man dann trotzdem auch mal sagen: Das mache ich so nicht mit.

Aber vielleicht mache ich mir auch einen Kopf um ungelegte Eier. Ich habe es ja inzwischen schon paar Mal angesprochen, dass ich das so auf Dauer nicht mehr kann, vielleicht wird da ja an Lösungen gearbeitet?

Und ich habe jetzt keine Ahnung, ob ich die Frage damit beantwortet habe. Geschrieben habe ich auf alle Fälle genug. Stell mir doch nicht so schwere Fragen @moo

Wenn du noch ein Beispiel möchtest, dann muss ich mir eines überlegen, weil mehr Details zu meiner Geschichte möchte ich nicht im www. veröffentlichen.


Zitat von moo:
Auch habe ich festgestellt: Meine Toleranzen sind für viele Menschen nicht akzeptabel, doch deren akzeptierte Sachen sind für mich oft nicht tolerierbar .

Übrigens ein ganz interessanter Satz und jetzt sogar für mich nachvollziehbar.
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Kein Ego zu haben ist für mich übrigens gleichzusetzen, mit der Akzeptanz von allem. Ja ich denke, das ist der Ursprung, warum es mich beschäftigt hat, weil ich mich jetzt fragte, ob ich die Akzeptanz aufgebe, wenn ich mich abwenden sollte, also ob es dann ein reines Ego Ding wäre.

So, das war jetzt die kurze Antwort auf deine Frage, was für mich dahinter steckt.

Zitat von hereingeschneit:
So konnte ich den Ist-Zustand immer mehr akzeptieren, denn erst wenn der akzeptiert ist, dann kann man darüber nachdenken, wie man jetzt damit umgehen möchte.

Ein wesentlicher, oft übersehener Aspekt! Und gar nicht leicht zu realisieren - denn es bedarf ein Narrativ aufzulösen: Ich möchte und habe ein Recht darauf!

Zitat von hereingeschneit:
Außerdem versuche ich die Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind. Sie sollen ihren eigenen Weg gehen dürfen, ich will sie nicht verändern, sondern mir nur überlegen, wie ich damit umgehen möchte.
Und weil ich das jetzt so in Worte fasse, ja, scheinbar war für mich die Akzeptanz positiv belegt.

Ja, schon. Doch ich glaube, den eigenen Weg gibt es letztendlich so nicht. Für niemanden. Was vermeintlich mein Weg ist, ist bei näherer Betrachtung doch auch immer ein Ergebnis von XY - und meinen sozialen Kontakten. Letzteres deshalb, weil auch schwierige Kontakte zu Entscheidungen führen, die man ohne sie wohl nicht getroffen hätte.

Zitat von hereingeschneit:
Nun komme ich aber an einen Punkt, wo ich wieder Probleme damit bekomme. Die Konsequenzen dessen, was ich akzeptiert habe, nehmen Ausmaße an, wo ich nicht mehr tolerieren möchte. Ich will aber eigentlich keine Forderungen stellen, jeder darf seinen Weg gehen und muss sich wegen mir nicht verändern, aber das hätte dann die Konsequenz, dass ich den Rückzug antreten müsste und diese Konsequenzen tragen.

Lustig - dieser Absatz könnte meine letzten Monate beschreiben... Ich finde Deine Formulierung hier sehr präzise und diese präzise Erkenntnis erklären mir auch, weshalb bei Dir dieses Wollen im Ego-Kontext so dominant wurde. Und in der Folge natürlich auch Toleranz und Akzeptanz.

Dazu meine bisherige Einsicht (im Zuge meiner aktuellen Situation): Alles was klar ersichtliche Konsequenzen für mich hat, die nach allen (meinen) persönlich etablierten Maßstäben als gesichert untragbar bezeichnet werden können, erfordern mein Handeln! Aber: Dieses Handeln muss nicht zwingend als egoistisch angesehen und ausgeführt werden! Mein Handeln ist dann lediglich die Folge der Handlung des Anderen. Es ist, wenn man so will, eine Reaktion ohne einen, der diese Reaktion will.

Ein alter Spruch aus der Therapie lautet ja: Trenne den Täter von der Tat. Das gilt m. E. nicht nur für unser Gegenüber sondern auch für uns. Es steht letztendlich Ursache und Wirkung miteinander in Verbindung - das ist alles.

Ich habe lange gebraucht, um mich für mein konsequentes Handeln die letzten Monate und Jahre nicht zu verurteilen. Gleichzeitig empfand ich mich bis zu dieser letztendlichen Konsequenz als feige, weil ich eigentlich diese nötige Toleranz als Entschuldigung für mein Zögern vorschob. Man kann es auch schlicht Konfliktscheu nennen.

Zitat von hereingeschneit:
Außer mich abzuwenden fällt mir sonst nichts mehr ein, wenn ich andere nicht unter Druck setzen möchte. Allerdings ist das auch irgendwie ein Druckmittel.

Klar. Aber um es als Druckmittel zu werten braucht es jemanden, der es auch wirklich als Druck empfindet. Und diesen Part darfst Du getrost dem Gegenüber überlassen...

Zitat von hereingeschneit:
Ich gebe nicht die Akzeptanz auf, sondern nur meine Toleranz. Ich gehe nicht wieder in einen Widerstand, bekämpfe keinen Zustand, sondern nehme dazu nur eine andere Stellung ein.

Bravo!

Zitat von hereingeschneit:
Könnte man auch so formulieren: Was würde man tun, wenn man kein Ego hat? Würde man die Umstände einfach weiter tolerieren, egal wie groß sie werden? Oder würde man dann trotzdem auch mal sagen: Das mache ich so nicht mit.

Ich denke, beides ist möglich. Kein Ego haben ist übrigens eine schwierige Formulierung. Nicht Ego-getrieben würde es vielleicht besser ausdrücken.

Zitat von hereingeschneit:
Und ich habe jetzt keine Ahnung, ob ich die Frage damit beantwortet habe. Geschrieben habe ich auf alle Fälle genug.

Für mich schon - herzlichen Dank dafür! Das bringt mich selber grad im Rückblick ebenfalls weiter. Und ich bleibe dabei: 1000 Worte sagen mehr als ein Bild. Ein Bild zeigt mehr als 1000 Worte. Vieles kann man erforschen, indem man an der Formulierung seiner Wahrnehmung und geistigen Gestaltung arbeitet. Doch vieles (vielleicht das noch Wichtigere) liegt jenseits der Formulierung - und somit in Allem. (Guteis )

Zitat von hereingeschneit:
Kein Ego zu haben ist für mich übrigens gleichzusetzen, mit der Akzeptanz von allem.

Wie gesagt - ein Ego kann man nicht verlieren oder loswerden - man kann es nur durchschauen. Dann schwächt sich eine Bedingung für egozentrisches Denken und Handeln ab.

Danke, war ein sehr erfüllender Dialog - jetzt geht´s ab ins Café...Frühstücken!

Zitat von moo:
Was vermeintlich mein Weg ist, ist bei näherer Betrachtung doch auch immer ein Ergebnis von XY - und meinen sozialen Kontakten.

Stimmt schon, dass es immer nur ein Ergebnis von XY ist, aber ich bezeichne es dennoch als meinen Weg, weil ich es bin, der ihn mit den Entscheidungen, die ich treffe, gestalte. (Keine Entscheidung zu treffen, ist auch eine Entscheidung.)
Wenn zwei Leute an der gleichen Weggabelung stehen und einer geht nach links und der andere nach rechts, dann werden sie unterschiedliche Erfahrungen machen. Jeder geht seinen Weg, durch die Entscheidung links oder rechts.


Zitat von moo:
Es ist, wenn man so will, eine Reaktion ohne einen, der diese Reaktion will.

Ja, dieser Satz trifft es sehr gut.

Zitat von moo:
Gleichzeitig empfand ich mich bis zu dieser letztendlichen Konsequenz als feige, weil ich eigentlich diese nötige Toleranz als Entschuldigung für mein Zögern vorschob. Man kann es auch schlicht Konfliktscheu nennen.

Als feige empfinde ich mich nicht, aber dennoch bringt mich der Satz wieder zum Nachdenken. Denn erst wenn ich damit Probleme bekomme, treffe ich eine andere Entscheidung, solange wird geduldet (toleriert).
Bevor ich da jetzt Romane schreibe, muss ich das erst wirken lassen.

Zitat von moo:
Kein Ego haben ist übrigens eine schwierige Formulierung. Nicht Ego-getrieben würde es vielleicht besser ausdrücken.

Ist das jetzt eine Ego-getriebene Aussage?
Hast du ohne Ego kein Ich mehr?

Zitat von moo:
Das bringt mich selber grad im Rückblick ebenfalls weiter.


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