Eichelhäher HansiDamals hatte mein Mann noch Rennpferde von einem befreundeten Rennstallbesitzer zu den Rennen gefahren, dieser Rennstallbesitzer war auch Jäger.
Eines Tages bekam mein Mann einen Anruf, da wurden ein paar Bäume im Wald gefällt und der Jäger bemerkte später, dass ein junger noch flugunfähiger Eichelhäher auf dem Boden hockte.
Er wusste, das wir ab und zu Tiere aufpäppeln und fragte meinen Mann, ob er den Vogel holen möchte. Naja, ein bischen Hintergedanken hatte er schon, Eichelhäher sind bei Jägern nicht grad beliebte Vögel, weil sie gerne mal mit ihren gellenden Warnrufen das Wild warnen, wenn so ein Jäger durch den Wald schleicht.
Da war er also nun, wir nannten ihn Hansi, und die erste Nacht verbrachte er in einem Käfig, so waren wir auch sicher, dass er genug futterte.
Sein Hunger war unersättlich, mein Mann war die ganze Zeit draussen und grub nach Würmern und Larven, was anderes hatten wir ja noch nicht und mussten uns auch erst mal erkundigen, was sie sonst noch fraßen.
Er fühlte sich aber anscheinend unglücklich in dem Käfig, und wir beschlossen, den Käfig nach draussen in die Laube zu stellen, aber offen zu lassen, so dass er das er jederzeit drauf sitzen konnte, reingehen konnte zum fressen, und wenn er dann fliegen konnte, hätte er jederzeit wegfliegen können.
Es dauerte auch nicht lange, da machte er seine ersten Flugversuche, und erkor sich unseren Kirschbaum als neuen Schlafplatz.
Er war von Anfang an zutraulich und zahm, saß gern auf der Schulter und ließ sich herumtragen, und wenn man ihn rief, kam er angeflogen.
Er war aber auch ziemlich frech, wenn wir zum Kaffee auf der Terasse saßen, wollte er immer an den Kuchenteller.
Er liebte Käse, das bekam er aber nur als Leckerli, und es war so witzig, wenn er es dann verstecken wollte.
Einmal bekam er ein Stückchen, und auf einmal merkte ich, wie er mit dem Schnabel an meinem Schuh zugange war, da schob und hämmerte er mit seinem Schnabel das Stückchen Käse in meinen Schuh.
Im Sommer hatten wir immer die Terassentür auf, dann kam er ab und zu auch ins Haus geflogen. Er hatte einen Riesenspaß, Futter zu verstecken, ab und zu fanden wir mal was später in den Sofaritzen, und er knabberte gern mal an der TV Zeitung, oder schnappte sich meine Zig. und rupfte sie auseinander.
Irgendwann fing er aber auch an, die Gegend unsicher zu machen, und es kam vor, dass er auch mal beim Nachbarn frech auf dem Terassentisch landete, um Kuchen zu naschen, aber die Leute waren eher amüsiert über den Vogel und nahmen es nicht krumm.
Es war so eine schöne Zeit mit Hansi und hat richtig Spaß gemacht, aber wir wussten, das spätestens dann, wenn die Partnersuche ansteht, er uns irgendwann verlassen wird.
Und so war es dann auch, irgendwann kam er von seinen immer länger werdenen Ausflügen nicht mehr wieder, aber wir waren deswegen nicht traurig, denn wir waren uns sicher, dass er sein Glück gefunden hatte.