Zitat von omegaman:Gäbe es denn ohne Jesus überhaupt eine Vorweihnachtszeit ?
Ich denke, es gäbe auch ohne Jesus irgendein Winterfest, auf das man sich freuen würde.
Der Winter ist eine dunkle und kalte Jahreszeit. Da rücken die Menschen näher zusammen, wollen es sich künstlich hell, bunt, fröhlich und warm machen, weil die Natur nix mehr her gibt.
Ich denke, darum gibt es auch die vielen Lichterketten, die Kerzen, den Baumschmuck und all das.
Die Menschen suchen einen künstlich erzeugten Ausgleich dazu, dass die Natur leblos und dunkel und kalt ist.
Feiern tun die Menschen eh gerne, und ich glaube, wenn der christliche Glaube nicht zur Weltreligion geworden wäre sondern irgendein anderer, dann würden wir trotzdem irgendwas im Winter feiern.
Egal mit welchem Hintergedanken, die Menschen würden trotzdem ein Fest haben wollen in dieser dunklen und kalten Jahreszeit.
Die Germanen haben z.B. im Winter auch ein Fest gefeiert, sie dachten nämlich, dass Odin im Winter eine riesen Jagd veranstaltet, und haben dann auch selbst gejagd und ein Fest gefeiert und die Tiere geschlachtet und gegessen, die sie auf der Jagd gefangen haben
Traditionell wurde damals in rot-weißer Bekleidung gefeiert und auch in diesen Farben dekoriert.
Weiß für den Schnee, Rot für das Blut der geschlachteten Tiere.
Später dachten die Germanen dann, dass Odin ein großes Pferd mit 8 Beinen reitet, das riesige Distanzen überwinden konnte.
Die Kinder haben ihre Stiefel vor die Tür gestellt und Karotten für das Pferd reingelegt, am Morgen hat Odin dann zum Dank irgendwas zu Essen hinterlassen und die Karotten waren weg.
Klingt irgendwie auch nicht neu, oder?
All die Geschichten, Traditionen, alles, was Weihnachten aus macht, das ist uralt. Weihnachten, wie wir es heute feiern, geht nicht auf das Christentum zurück und nicht auf Jesus, es ist viel älter, die Bräuche sind so alt, und aus so vielen Kulturen ineinander geflossen, dass man heute gar nicht mehr sagen kann, woher was genau eigentlich stammt, wer diese und jene Idee als erster hatte.
Zumindest in Deutschland gab es Weihnachten schon vor dem christlichen Glauben. Der Jesus kam dann dazu, und es wurde abgeändert und passend gemacht, angeglichen eben an die neuen Besatzer, an eine neue Weltreligion; aber alte Bräuche und Traditionen blieben gleichzeitig erhalten.
Ich denke, in 100 Jahren wird kaum einer mehr wissen, wieso wir Weihnachten überhaupt feiern. Der Nikolaus/Weihnachtsmann wird immer populärer, und er verändert sich auch mit der Zeit.
Die Menschen machen ihn so, wie sie ihn sich vorstellen.
Als die katholische Kiche noch mehr Einfluss hatte, da war der Weihnachtsmann ein Kerl mit ner Rute, der die bösen Kinder in Ketten geworfen und mit in den Wald genommen und sie ausgepeitscht hat.
(Getreu dem Erziehungsgedanken der damaligen Zeit.)
Im 19ten Jahrhundert zum Beispiel war der Weihnachtsmann noch ein alter Mann mit Rauschebart und Pfeife; heute gilt das Rauchen als gesundheitsgefährdend, also gibt man ihm eben eine goldene Brille und Pausbacken, damit er wie ein lieber netter Opa ausschaut
Früher hatte er noch eine gewisse Glaubensrichtung, hatte eine religiöse Bedeutung. Heute, in einer Zeit, in der Religion an Wert verliert, wird auch der Weihnachtsmann immer neutraler, seine religiöse Bedeutung verschwindet, er wird zu einem Allrounder, an den jedes Kind glauben kann. Ein ökomenischer Weihnachtsmann quasi.
Interessant ist und bleibt aber die Gotthaftigkeit vom Weihnachtsmann.
Er weiß von jedem Kind, was es das Jahr über getan hat, weiß, wer gut und wer böse war. (Wie der allwissende Gott, der um unsere Sünden und Tugenden weiß, der uns immer beobachtet und alles sieht und weiß.)
Damit er weiß, was man von ihm will, schickt man ihm einen Brief.
(Botschaften werden übermittelt, ähnlich wie beim Gebet zu Gott.)
Und damit man sicher sein kann, dass er auch gerne kommt, lässt man einen Teller voll Plätzchen oder ein Glas Milch über Nacht stehen, das den Weihnachtsmann anlocken soll.
(Früher hat man übrigens Alk. stehen lassen, aber auch der ist jetzt unpopulär; also ist es brave und kindgerechte Milch geworden.) Ich geb dir Milch und Plätzchen, du gibst mir, was ich will.
Und der Weihnachtsmann hat übermenschliche Fähigkeiten, denn er kann in einer Nacht um die ganze Welt reißen, sich durch jeden Schornstein quetschen. Er hat auch eine Vielzahl von Helfern. (Wie Jesu Jünger.)
Das finde ich sehr interessant, dieser Gedanke:
Ich geb dem Weihnachtsmann was, dann krieg ich Geschenke, und ich bin immer brav, dann werde ich belohnt.
Das ist 1 zu 1 der Gedanke, der jeder Religion zu Grunde liegt.
Sei nett, lebe nach Gottes Gesetzen, und du wirst belohnt werden.
Bringe Opfer, und deine Gebete werden gehört.
Die Menschen schaffen sich den Weihnachtsmann so, wie sie ihn gerne haben wollen. Er verändert sich und er wandelt sich im Laufe der Zeit, wie auch wir uns wandeln.
Der Mensch schuf sich den Weihnachtsmann, wie er ihn passend fand, und der Mensch schuf auch Gott nach seinem Bilde
Jesus war trotzdem ein toller Mann, der viel Mut und viel Zivilcourage besaß. Aber an Weihnachten denke ich nicht an ihn, und ich finde es interessant, zu beobachten, wie sich die Bräuche vermischen, wie Weihnachten in den einzelnen Ländern immer ähnlicher wird; wie die Figur des Weihnachtsmannes sich mit jeder Generation etwas mehr verändert.
Bei uns in Bayern glauben wir übrigens daran, dass das christkind, ein großer Engel, die Geschenke bringt.
Das hat mich als kleines Kind immer schon stutzig gemacht:
Wir feiern die Geburt des Christuskindes, das ist der Jesus.
Und zu Weihnachten bringt uns das Christkind, eine Frau, Geschenke.
Woher kommt dieser Widerspruch?
Leider weiß ich das bis heute noch nicht so genau, und die Thesen, die ich zu dem Thema schon gelesen habe, sind auch zum Teil widersprüchlich und der Ursprung des Christkindes ist unklar.