Zitat von GastB:Zitat von Pilongo:Er wollte mich auch dazu bringen, über die Frage nachzudenken, wer ich bin, wo ich bin, und vor Allem: Ob ich eine Seele habe oder eine Seele bin.
Das ist allerdings wirklich eine sehr wichtige Frage.
Es eröffnet einem einen ganz neuen Blick auf alles, was mit Leben, Tod, Existenz, Ewigkeit usw. zu tun hat, wenn man von der - m.E. albernen - Formulierung der christlichen Kirchen (oder ist es nur die katholische?) abgeht. Wenn man eine Seele hat:
Wer ist dann das Ich, das diese Seele hat?
Wer oder was ist der
Mensch, wenn er eine Seele hat?
Kannst ja mal in ner stillen Stunde - so zwischen Weihnachten und Neujahr vielleicht - darüber nachdenken ...
Also ich persönlich finde die Frage für mein Leben überhaupt nicht wichtig. Ob ich eine Seele bin oder eine Seele habe -solche spirituelle Fragen machen für mich wenig Sinn.
Vielleicht kommt das mal, wenn ich älter bin, aber im Moment kann ich damit rein überhaupt nichts anfangen.
Ich finde weder Trost noch Halt in Religion, und auch nicht in spirituellen Weisheiten und Fragestellungen bzw. Antwortmöglichkeiten.
Ich denke zwar viel und gerne über das Leben und die Menschen nach -aber solche Fragen finde ich nicht praktisch, sie sind zu abgehoben, gehen für mich am Leben vorbei.
Sind wir eine Seele? Haben wir eine Seele?
Vielleicht gibt es die Seele gar nicht?
Vielleicht ist das nur ein gedankliches Konstrukt, das der Mensch sich erschaffen hat, um irgendwie die unbegreifliche Begrifflichkeit des Lebens begreifbar zu machen. Um etwas zu erklären, das so unsicher und ungewiss ist, dass man es gar nicht erklären kann.
Um irgendwie der Gewissheit des Todes und Nichtseins zu entgehen, um nicht mehr Angst zu haben, dass man endlich ist. Denn der Gedanke ist ja, dass die Seele vom Körper getrennt ist, und damit wurde etwas geschaffen, das weiter lebt, das besteht, auch, wenn der Körper stirbt.
Religion und Spiritualität bieten einen Anker für Menschen.
Aber ich brauch so einen Anker nicht.
Ich steh mitten im Leben, und mein Anker sind Menschen, die mir wichtig sind, Hobbies, die ich mag, Dinge, die ich gerne tue, Dinge, die mir Spaß machen. Das Leben an sich ist so ein großes Wunder -man braucht nicht mehr, um es zu begreifen oder zu beschreiben, finde ich.
Man kann sich einfach hinein stürzen und sehen, was passiert.
Es muss meiner Meinung nach keinen Ort geben, von dem wir kommen und an den wir zurück kehren. Vielleicht kommt man nach dem Tod in den Himmel, aber sehr wahrscheinlich hört man einfach auf, zu denken, und stirbt.
Mehr nicht.
Ich weiß es nicht -und das Tolle ist: Ich muss solche Dinge auch nicht wissen, um trotzdem zufrieden mit meinem Leben zu sein
Ich brauche kein Gedankenkonstrukt, das mir Gewissheit gibt.
Mir macht die Ungewissheit nichts aus, sie macht mir keine Angst.
Von daher werde ich bestimmt auch niemals über diese Frage nachdenken, die der junge Mann mir gestellt hat.
Einfach, weil ich auch gut ohne die Antwort darauf auskomme.
(Und das weiß ich schon lange, nicht erst, seitdem ich den Kerl getroffen habe.)
Ich mach mein Ding, wie ich denke, dass es richtig ist, studiere, kümmere mich um Beziehung, Freunde und Familie, und genieße einfach mein Leben -und das kann ich auch, ohne zu wissen, ob ich eine Seele habe oder eine bin.
Getreu dem pragmatischen Zitat aus einem Buch, das ich mal gelesen hab: Things just happen. What the hell.
Oder getreu dem Motto unseres sehr klugen Physiklehrers: Es gibt Menschen, die denken, dass sie nach dem Tod an einen besseren Ort kommen, oder glauben, dass wir aus dem Paradies verjagt worden sind. Leute, ich sag euch eines: Es ist so unglaublich unwahrscheinlich, dass es unsere Erde überhaupt gibt, dass wir hier entstanden sind -DAS ist ein Wunder. Dass es irgendwo im Weltall einen Planeten gibt, auf dem wir leben können, einfach so, ohne viel dafür zu tun. Wenn es ein Paradies gibt, dann ist es unsere Erde. Und jetzt raus mit euch ihr kleinen Plagen, ich will euch nicht mehr sehen!