@Kummerherz
Es gab damals in Schleswig-Holstein Anfang der 90er-Jahre nur zwei Jugendpsychiatrien, in denen man als Patient frei war, ansonsten war man faktisch eingesperrt, als ob man ein Verbrechen begangen hätte. Hinzu kam, dass bei der einen Klinik die Patienten so vollgepumpt wurden mit Medikamenten, dass sie praktisch bettlägerig waren.
Derart blieb meinen Eltern und mir nur abzuwarten, bis ein Platz frei wurde, wobei unsere Pastorin geholfen hat, dass die Wartezeit für mich verkürzt wurde. Trotz allem hat jenes meine Krankheit wiederum dermaßen verstärkt, dass ich heute noch darunter leide, indem man nie mehr gesund werden kann.
Die Klinik war dafür herrlich, man konnte in seiner Freizeit überall in der Stadt etwas unternehmen. Das Bemerkenswerte war dabei, dass sie komplett Medikamente abgelehnt hatten und für den Patienten sich viel Zeit nahmen. Außerdem war jede Kraft, ob Psychiater, Psychologen, Krankenpflegepersonal, Lehrer usw., leger angezogen und mit einbezogen in die Therapie eines jeden Einzelnen.
Viele von uns hatten eine oder zwei Bezugspersonen, die nur für ein Kind da waren. So hatte ich gerade in schwierigen Zeiten am Tage eine Rundumbetreuung, wenn ich darum bat. Jenes empfand ich als wunderschön und heilsam. So konnte ich in allerlei stundenlangen Marathongesprächen viel Ballast abwerfen. Es war die Therapie, die den besten Erfolg hatte. Alle anderen außer eine zweite waren leider für die Katz, weil mir hauptsächlich die Gesprächstherapie hilft, und jene ist meist Mangelware in der Therapie.
27.08.2024 03:58 •
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