Nyan
Zitat von Lilly42:Der Vergleich sich um Kinder in Heimen zu kümmern, statt sich einen Hund anzuschaffen, der hinkt aber kräftig. Wie soll das denn wohl funktionieren, wenn man selbst auf Hilfe angewiesen ist? Als ob man mal eben in so ein Heim hineinspazieren könnte .... Wenn man sich überhaupt psychisch dazu in der Lage fühlt, sich mit - in den meisten Fällen traumatisierten - Kindern auseinander zu setzen, sollte man dabei absolut sicher sein, ob man so ne Bindung dauerhaft eingehen will, damit die Kids am Ende nicht immer wieder die gleichen Erfahrungen machen: Nämlich, dass sie verlassen werden. Natürlich ist es schön anderen zu helfen, aber ein Heimkind als Therapeut zu sehen ... also ich halte den Gedanken für echte Illusion.
In kinderheimen sind nur geld- und sachspenden bzw. ehrenamtliche arbeit möglich. aus gründen, die du beschrieben hast. natürlich kann man sich kein traumatisiertes kind ausleihen, damit es einem besser geht. und wenn man das mit einem hund so machen würde, wäre das auch nicht richtig. der hund leidet womöglich mehr als ich - die käfige der tierheime bedeuten jedenfalls keine übermäßige lebensqualität für das tier. so eine kreatur kann ich also kaum dafür benutzen, meinen gesundheitlichen zustand zu verbessern.
ein anderer aspekt ist gegenseitige hilfe. der hund darf gassi gehen, und man selbst freut sich über seine freude über die zeitweilige freiheit. anhand der tatsache, dass man in einer ähnlichen art in den kinderheimen nicht mitwirken kann, wird die defizitäre lage der gesellschaft sichtbar: einem hund wird gut getan, bei einem kind droht jedoch die gefahr, dass es von erwachsenen enttäuscht, misshandelt oder gar sexuell missbraucht wird, die statistischen zahlen kennen wir ja alle. aber ist die vermeintliche macht über tiere im grunde nicht irgendwann mal der auslöser solcher degenerativen einstellungen gewesen? das tier wie das kind - beide sind dem erwachsenen menschen schutzlos ausgeliefert.
was ist eine therapie? ein genesungsprozess. eine therapie bedeutet nicht, dass ich andere lebewesen instrumentalisiere um meine eigene genesung zu bewirken.
ein genesungsprozess ist die frage der eigenen einstellung, und ein resultat der resonanz auf das soziale umfeld. was ist eine angsterkrankung? eine abkapselung von diesem umfeld bzw. eine verzerrte wahrnehmung der interaktion, und damit das fehlen der resonanz.
eine therapiemaßnahme, d. h. ein faktor, der in dem sinne eine heilende wirkung hat, dass ich die möglichkeit habe, meine innere ausrichtung zu ändern, kann außer der kommunikation mit einem ausgebildeten psychologen auch ein anderes erlebnis sein, ein buch, ein hund, ein käfer auf der wiese. es kann auch die kommunikation mit dem eigenen kind oder mit einem kind, das man zufällig trifft, sein. ein therapeut in dem sinne kann auch ein kind sein, das ich gar nicht kenne und finanziell unterstütze, weil es bei einer therapie primär um die eigene innere ausrichtung geht, sekundär um die folgen dieser einstellungen, die das gesamte soziale umfeld betreffen. und hier bedarf es einer ausgeglichenheit, eines gleichgewichts zwischen der einstellung zu sich selbst und zu den anderen.
von der reinen instrumentalisierung der tiere in den therapien halte ich nichts. tiere sind schon immer durch menschen ausgebeutet worden, ob als opfer sinnloser rituale, als arbeitstiere in der landwirtschaft, lebende schutzschilder bei der kriegsführung, als eine unter qualvollen bedingungen gehaltene nahrungsgrundlage, und neuerdings als therapeuten und als ein weit verbreiteter spaßfaktor. sie werden geritten, obwohl sie davon nachweislich gesundheitliche schäden tragen, in glas- und gitterkäfigen, in wohnungen oder delphinarien eingesperrt. solche einstellungen und handlungen sind doch kein schritt in richtung genesung, sondern eher ein ausdruck der mißachtung anderer lebewesen, der man den scheinheiligen siegel 'tierliebe' gibt und die eigentlich nur unterschwellig weitere innere konflikte bedingt.
die beste therapie für den menschen ist doch - andere leben lassen, frei sein lassen, helfen und unterstützen, was nicht unbedingt bedeutet ein tier gefangen zu halten und zu füttern, sondern eben vordergründlich: es gar nicht erst einzusperren und seine lebensbedingungen in der freien laufbahn zu verbessern. und womöglich keine tierarten als lebende spielsachen heranzüchten, deren bestände dann einem auch noch über den kopf wachsen.
ich hatte früher auf dem land einige katzen, zum schluss dann nur noch kater. wir sind freunde gewesen, und sie haben mäuse gefangen. das fand ich so vertretbar. im alten ägypten wurden sie auch aus dem grund gehalten und verehrt. und ich kannte auch einen schäfer, der mit seiner schafsherde von frühjahr bis zum herbst unterwegs war, immer ein paar hunde dabei. das team war echt super anzusehen. eine echte therapiemanahme für alle anwesenden.
29.07.2012 09:59 • #81