Es gibt in diesem Sinne keine Therapiehunde. Das ist eine vollkommen falsche Vorstellung, die Ihr da alle habt und die in den Medien vermittelt wird.
Ich kann mit meinem Hund zusammen eine Ausbildung machen und dann zusammen im Team versuchen Kinder, alte, kranke und behinderte Menschen zu behandeln. Ein Therapiehund agiert nur im professionellen Team auf die Anweisung seines Halters. Und Menschen behandeln kann der Halter sowieso nur, wenn er dazu qualifiziert ist, das bedeutet selber einen helfenden oder sozialen Beruf hat. Der ganze Markt explodiert vor lauter Angeboten mit solchen Ausbildungen für Laien. Das ist die totale Modeerscheinung. Da schüttelt es mich.
Wenn man einen Handicaphund möchte oder Servicehund oder Behindertenbegleithund muss man zigtausend von Euros löhnen und lange warten. Das ist ne Ausbildung wie beim Blindenführhund. Und diese Hunde kann man nicht mal eben für für psychisch kranke Menschen ausbilden. Was sollte man ihm denn beibringen? Dass er alleine Gassi geht, wenn Frauchen eine PA hat?
Sich in einer akuten, unsicheren und ängstlichen Lebensphase mal eben einen Hund anzuschaffen, nur weil man gehört hat, der wirke als Therapeut, halte ich ebenso wie meine Vorrednerinnen für eine brisante Sache. Man kann Glück haben und einen Hund finden, der stabil und wesensfest ist und sozusagen in diese Schuhe oder Bürde hineinwächst. Doch genauso kann man an einen sensiblen unsicheren Hund geraten, den man nur zu nem Problemfall heranzieht.
Und nur weil ein Hunde einem gut tut, macht ihn das noch lange nicht zu einem Therapiehund.
Ich habe auch seit über 25 Jahren Hunde und alle haben mir auf ihre Art geholfen. Dennoch wächst mir das inzwischen über den Kopf, weil es mir ziemlich schlecht geht und ich kaum für mich selber sorgen kann. Die Hunde werden nämlich alt und gebrechlich, kosten immens Geld und brauchen viel Pflege und Hege. Wenn man da nicht fit ist, ist das kaum zu bewältigen.
Der Vergleich sich um Kinder in Heimen zu kümmern, statt sich einen Hund anzuschaffen, der hinkt aber kräftig. Wie soll das denn wohl funktionieren, wenn man selbst auf Hilfe angewiesen ist? Als ob man mal eben in so ein Heim hineinspazieren könnte .... Wenn man sich überhaupt psychisch dazu in der Lage fühlt, sich mit - in den meisten Fällen traumatisierten - Kindern auseinander zu setzen, sollte man dabei absolut sicher sein, ob man so ne Bindung dauerhaft eingehen will, damit die Kids am Ende nicht immer wieder die gleichen Erfahrungen machen: Nämlich, dass sie verlassen werden. Natürlich ist es schön anderen zu helfen, aber ein Heimkind als Therapeut zu sehen ... also ich halte den Gedanken für echte Illusion.
28.07.2012 23:52 •
#80