@afuman
Danke, das bedeutet mir viel aus deinem Mund bzw. über deine Tastatur. Ich schätz deine Beiträge nämlich auch sehr!
@Lila
Klar ist das Telefongespräch erst mal komisch. Man redet ja mit einem völlig Fremden oder eigentlich nur mit dem Anrufbeantworter über seine Probleme. Das fühlt sich sehr seltsam an. Und vor Allem spricht man zum ersten Mal auch aus, was wirklich los ist. Schreiben, Denken und Sprechen sind dreierlei ganz verschiedene Dinge. Sobald ausgesprochen bekommen die Probleme ein richtiges Gesicht, finde ich.
Aber du siehst ja selbst: So wie es jetzt ist kann es nicht bleiben. Aber alleine schaffst du es nicht, auch wenn du schon sehr aktiv bist und viel probierst - was sehr gut ist! Aber der Therapeut hat studiert und gelernt, mit kranken Menschen zu arbeiten. Du brauchst dir keine Gedanken machen, dass er dich komisch finden wird oder dass du dich blamieren kannst. Der hat wahrscheinlich schon weitaus Schlimmeres erlebt als dich
Ich hab etwa eine Tante, die ist schizophren, und wenn die Krankheit sie einholt kommt sie in die Geschlossene, aus der sie regelmäßig versucht auszubrechen. Ihre Tarnung beim letzten Mal: Ein weißer Pelzmantel. Sie dachte das wär unauffällig.
Nervenärzte kennen so ziemlich jede Form psychischer Krankheiten mit allen ihren Facetten. Und es sind ja auch Ärzte. Beim Frauenarzt muss einem auch nix peinlich sein, dann muss man sich beim Nervenarzt auch nicht schämen.
Ich rate dir dennoch dazu, dir vorher grob zu überlegen was du sagen willst und dir kurze Notizen zu machen und die in der Reihenfolge beim Anruf abzuarbeiten. Auch ohne Angst ist man da einfach total nervös, ich weiß noch wie lange ich mich seelisch darauf vorbereiten musste mal zum Hörer zu greifen. Wenn du keine Diagnose hast bisher, zähl kurz und knapp deine Symptome auf, also das woran du derzeit leidest. Du kannst auch ruhig etwas übertreiben. Du kannst alternativ auch sagen, woran du fürchtest zu leiden. Also: Ich fürchte ich leide an Depressionen. Mach ruhig klar, dass es dir dringend und dein Leidendruck sehr groß ist.
Ich hab mir damals auch vorher überlegt was ich sagen will und Stichpunkte gemacht damit ich in der Nervosität nichts vergesse. Meine Ansage war immer in etwa so: Guten Tag, mein Name ist Bianca XY, ich leide seit dem Tod meines Vaters unter Panikattacken und bräuchte dringend ärztliche Hilfe, da in 4 Monaten mein Abitur ansteht und ich im Moment nicht weiß wie ich damit umgehen soll. Bitte rufen Sie mich doch zurück, falls sie in nächster Zeit fortlaufende Termine anbieten können. Meine Nummer ist: blablabla . Vielen Dank und einen schönen Tag noch.
Nachdem ich das dann 30 mal gesagt hatte, ging's mir komischerweise echt gut. Weil ich selber erkannt hatte, dass ich Probleme hab, aber dann wusste, dass ich erste Schritte in richtung Hilfe und Heilung gemacht hab. Und das war wichtig.
Der Therapeut, der dann als erster angerufen hat und bei dem ich auch die Therapie hatte hat selber seine Frau verloren und gestand mir später, dass ich ihn in meiner höflichen aber verzweifelten Art sehr an seine Tochter erinnert hab, die auch kurz vor dem Abi war als ihre Mutter starb. Er konnte sich wirklich gut in mich hinein versetzen, und ich war echt froh, dass ich direkt bei dem gelandet bin.
Mir geht's im Moment wie du richtig sagst blendend
In letzter Zeit schau ich oft in den kristallklaren blauen Himmel hoch oder schau den *beep* bei ihren Flugübungen zu und denk mir: Das Leben ist schön.
Ich studiere übrigens Psychologie mit schulpsychologischem Schwerpunkt und Englisch. Das ist also auch in die pädagogische Richtung. Und es macht mir total viel Spaß. Ich weiß nicht ob du es gelesen hattest, aber ich war vor einigen Wochen mit einer Schulklasse als Begleitperson in England, und da hab ich gemerkt dass es mir wirklich liegt mit den Kids zu arbeiten und mich um sie zu kümmern. Ich kann das kaum beschreiben, aber ich hab so eine Art Schäferhund-Liebe gespürt, ich wusste ich bin für die Kinder verantwortlich und muss dafür sorgen dass ihnen nichts passiert und sie sich wohl fühlen. Als ich diesen Donnerstag im Zug Heim gefahren bin war auch eine Schulklasse im selben Abteil, aus der 7ten waren die alle, und plötzlich bekam ein Junge richtig heftiges Nasenbluten wegen der Hitze. Die Lehrer haben sich beide versucht um ihn zu kümmern, und weil ich selber früher schlimm Nasenbluten hatte wusste ich, dass man die Vene zudrücken muss und den Kopf eben nicht in den Nacken legen darf sondern ganz normal lassen soll. Als ich mich dann eingemischt und dem Jungen gesagt hab was er machen soll hat der ältere Lehrer mich ganz dankbar angeschaut und gemeint: Sie sind wohl Ärztin? Vielen Dank!
Ich bin 22! So schnell wird keiner Ärztin. (Ich hoff ich schau net so uralt aus!) Aber ich hab wohl eine sehr kompetente Ausstrahlung gehabt in dem Moment. Wie Kinder halt so sind haben dem armen Kerl dann zwei Jungs ein Tampon gebracht zum in-die-Nase-stecken.
Achja. Kinder sind klasse.
Wenigstens warst du überhaupt am Bürgerfest und draußen, das ist doch klasse! Du kannst echt stolz auf dich sein, dass du dich noch immer so aufraffst und raus gehst. Ich glaub sobald man sich in seine Krankenrolle fügt und inaktiv wird geht's bergab.
Ich war heut auch am Bürgerfest, danach bei meiner Oma zum Schnitzelessen. Meine Großeltern haben einen neuen Wohnzimmerschrank bekommen und hatten alte Kinderspiele und Kinderbücher im Wohnzimmer rumkullern. Dann haben wir gemeinsam Quicks gespielt, ein Spiel für Kinder ab 3 *g* DAS war lustig.
Liebe Grüße,
Bianca