Das ist eine Sache die beileibe nicht auf Betroffene wie uns hier betrifft, sondern allerorts gern gesehen ist, darüber kann man sich im kleinem Kreise immer einig sein, es schweißt zusammen und gibt einem sozusagen ganz allgemein Recht. Im Grunde also was ganz normales, nur dass bei Menschen mit psychischen Störungen so gut wie nichts harmlos ist, was damit zusammenhängt. So kann der negative Glaubenssatz über die Gesellschaft durchaus mit dazu führen dass Selbstheilungs Kräfte blockiert werden und die Motivation produktiver Teil dieser Gesellschaft zu sein sinkt. Zudem finde ich jedes negative Denken sinnlos, für uns Betroffene besonders.
Es wird auch im Extremfall eine ungute gedachte Front aufgemacht zwischen der Gesellschaft (das schlechte, Täter) und wir Betroffenen (die Guten, oder die Opfer) Zumindest geht es in diese Richtung.
Dabei gehe ich davon aus, dass Wir, also die Betroffenen und die Foren User, nicht außerhalb der Gesellschaft stehen und leben, selbst wenn wir stark isoliert leben. Ich zumindest möchte mich nicht als Betroffener dafür vereinnahmen lassen eine Front gegen die Gesellschaft aufzumachen.
Ich frage mich auch wie man Menschen dazu motivieren möchte sich aus der Isolation heraus und ins Leben hinein zu bewegen, wenn man ihnen erzählt, dass sie da draußen auf intolerante und feindlich gesonnene Mit Menschen treffen würden, womit ja unterschwellig die Aussage verbunden ist, intelligenter wäre es doch wohl für sich alleine zu bleiben. Nicht zu vergessen dürfte jeder von uns in irgendeiner Form von der Gesellschaft leben, z.B wenn er Therapie macht, die die Gesellschaft zur Verfügung stellt und bezahlt. Oder man erhält Sozialleistungen oder andere Hilfen. und auch dieses kostenlose Forum ist Teil der Gesellschaft und befindet sich in der Gesellschaft.
Meines Erachtens dient die Wut auf die Gesellschaft als eine Art Ventil und das nutzen viele Menschen aller Art, Tag für Tag. Die Politik, die Gesellschaft, die Mächtigen usw. Daran ist zunächst nichts krankes. Das war schon immer das Ventil derer die es nach eigene Definition schwerer oder schlechter hatten. Die sich benachteiligt fühlen. Und ja, es kann ab und zu auch helfen so ein Ventil zu haben, das ist nicht perse falsch oder dumm. Nur wenn es sich zum Dauer Thema chronifiziert und zu einem Mantra wird, dann sehe ich es als Betroffener kritisch, wenn man es zu hinterfragen darin stecken bleibt, ja es zum täglichen Gebet macht, sozusagen.
Ich würde als Betroffener immer frage, was mir nachhaltig gut tut und was mich weiter bringt und mit was ich Akzeptanz bei meinen Mitmenschen auslösen könnte. Oder eben Ablehnung. Oft heißt es die Wertungen der Gesellschaft machen einem zu schaffe, aber dass man dabei selber wertet wie ein Weltmeister, das geht einem dabei verloren. Der blinde Fleck.
Mir gehts darum, dass solcherlei Denken zur Chronifizierung dessen führen kann und wie eine selbst erfüllende Prophezeiung wirken kann, das ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen. Keine Meinung von irgendjemand. Natürlich hat jeder das Recht zu schimpfen und zu jammern, das machen ja alle irgendwie. Ab und an und im rechten Maße kann es entlasten und einem ein wenig dass Gefühl von Stärke verleihen, nur nachhaltig wirkt es eher negativ, wenns übertrieben wird.
Nun kann man ja hier darüber diskutieren was für jeden von uns diese Gesellschaft bedeutet, über das hinaus, was wir ihr regelmäßig vorwerfen. Immerhin hält diese Solidar-Gesellschaft u.a. Menschen am Leben, die das aus eigener Kraft eigentlich nicht mehr können. Das sollte man nicht vergessen. Und ich möchte den sehen, der hier schreibt, er wäre nicht Teil dieser Gesellschaft. Das würde mich dann doch brennend interessieren wie man das macht, wenn man mitten darin lebt. Und auch davon lebt, was wir alle tun, so oder so.
22.11.2022 06:29 • • 23.11.2022 x 6 #1