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Zitat von moo:
Das war die Intention hinter diesem Faden - mit unserem Dialekt in einen tieferen Dialog zu gehen (sofern man einen Dialekt spricht).

Ahso?

Also, ich als 'norddeutsch- gebürtig-und-Aufgewachsener' hätte ja das norddeutsche Platt sehr gern gelernt und könnte mich damit auch wirklich gut 'identifizieren' .. hätte eben schon so ein bisschen 'was von 'Heimat', insbesondere, wenn die Kommunikation mit anderen Menschen dort dann auf diesem Wege läuft. (Wenn ich mal mit dem Zug von hier in Richtung Norddeutschland gefahren bin und dann ein bisschen mit einem 'älteren' Menschen gesmalltalkt habe, der Platt gesprochen hat, hatte diese Person immer schon irgendwie automatisch einen kleinen 'Sympathie-Bonus'. )

Ganz anders hingegen ist es bei diesem 'Singsang' (Akzentuierung, die Art und Weise, wie Dinge ausgesprochen werden, eben der 'Klang' allgemein), wenn dann ansonsten Hochdeutsch gesprochen wird. Insbesondere bei den Menschen aus meiner 'Heimat-Region' finde ich das eher unangenehm. Bei Menschen, die schneller sprechen oder eine härtere Aussprache haben, klingt das für mich schon ein bisschen 'befehlend', ja fast schon leicht aggressiv, bei Menschen, die eher eine weiche Aussprache haben, durch die üblicherweise eher lang-gezogenen Vokale ziiiemlich 'leierig'.

Als ich damals dann nach BaWü gezogen bin, habe ich die erste Zeit relativ viel Augenmerk darauf gerichtet, mir diese Sprechweise gezielt abzugewöhnen, weil ich mich ihrer schlichtweg geschämt habe.
Naja, keine Ahnung, wie 'erfolgreich' ich dabei letztendlich war, aber da Dialekte oder sprachliche 'Akzentuierungen' von Natur aus relativ schnell auf mich 'abfärben' und ich in dieser 'umgewöhn-Phase' viel Zeit mit Menschen aus den unterschiedlichsten Regionen dieses Landes verbracht habe, denke ich, dass ich mir schon - wenn schon kein 'neutrales' - ein Hochdeutsch angewöhnen konnte, das zumindest keine eindeutigen Rückschlüsse auf meine regionale Herkunft zulässt.

Merkt man ja selbst u.U. auch nicht immer so, bis man vielleicht mal eigene Sprachaufnahmen hört.
*gnihi* .. kurz in diesem Zusammenhang:
Als wir uns in diesem oben erwähnten 'bunt zusammen-gewürfelten Haufen' auch mal einfach so über Dialekte und Umgangssprache / umgangssprechliche Besonderheiten und sowas unterhalten haben, meinte eines der Mädels dann irgendwann mal im Verlauf dieser Unterhaltung knochentrocken und todernst: Och!.. ig wusste jarnich', datt datt, watt wi-e sprech'n Sleng is'!

(Also, nur mal so viel zum Thema 'Identifikation mit dem Heimatdialekt und so' ..)

Ich weiß nicht, in wie weit es in einer Großstadt wie z.B. Ingolstadt war @moo aber auf dem Land (gerade in deinem neuem Zuhause und Umgebung) aber gerade in diesem Zusammenhang lieber @luicid war man schon fast dazu gezwungen Dialekt reden zu müssen, weil vielleicht 1 von 100 herumlief, der Hochdeutsch redete.

So musste ich mir damals auch den Dialekt aneigenen, weil ich ja gebürtig aus Köln komme, dann 4 Jahre nahe München gewohnt habe und erst dann ins hinterste tiefe Bayern mit 'verschleppt' wurde.
Klar als Kind, durch Kindergarten und Schule, lernt man solche Dinge bestimmt um ein vielfaches einfacher. Aber auch später, war es eigentlich immer üblich, ob in Behörden, Geschäften oder auch Bildungseinrichtungen - direkt an Anlaufstellen, ein einvernehmliches Hochdeutsch an den Tag zu legen, aber sobald die Türen geschlossen wurden und man in die hinteren Zimmer verschwand, war der Dialekt ein muss oder ein sehr gern wahrgenommener Einstand, zwischen den Personen die sich unterhielten.

Hatte selbst zwei Erlebnisse in München, bei Vorstellungsgesprächen, bei denen gleich die erste Frage des Interviewers war, ob ich dialekt verstehen würde, weil ja in meinem Lebenslauf stand, dass ich ja in Köln geboren sei.

Und wenn du in Dörfern herumgelaufen bist und in vielen ist es üblich, dass man sich grüßt und wenn dann ne merkwürdige (falsche) Grußformel verwendet wurde, dann haben gerade die Alten Generationen sich daraus noch einen Spaß gemacht, auf den Kosten derer, die fremd waren.

Und selbst jetzt, da ich ja jetzt in Thüringen wohne, kann ich das bairisch nicht mehr wirklich ablegen. Man hat gelernt in dem Dialekt zu denken und wenn mir ein Wort nicht gleich einfällt, dann überleg ich kurz wie man es im Dialekt sagt und suche hierauf das 'hochdeutsche' Wort, bzw. eine ähnliche Umschreibung, weil einiges - und ich glaube das betrifft alle Dialekte - nicht alles kann 1:1 übersetzt werden.

A


Dialekt-Wörterbuch mit Herkunftsangabe

x 3


grantig - verärgert
ziagad - langwierig
doagad - eher langsam, träge
babbad - aufgeschwollen (meist das Gesicht betreffend)
an Glangara hom - nach etwas gelüstig sein (meist in kulinarischer Hinsicht)
Bapp´m - Mund / Gesicht
Noagal - Getränkerest im Glas/Becher
Auszong´ne - puh...wie soll das übersetzen? @Idefix13, hilf!
oh´grend - wo dagegen gelaufen, sich wo angehauen (auch im Wienerischen als bescheuert verwendbar)
oh´drialld - sich mit etwas bekleckert
o´zapft - das, glaube ich, braucht man nicht übersetzen...ist inzwischen international
an Blärra doah - schreien
d´renterhoib - drüben, dahinter, daneben

Ois aus Owabaian

Zitat von moo:
grantig - verärgert

Gips genau so sogar auch im Norddütsch'n.

Zitat von moo:
Bapp´m - Mund / Gesicht

.. gibt's auch im Norddeutschen, bedeutet dort aber 'Kleben' oder 'Kleistern'.
(btw. auch im übertragenen Sinne, wie etwa: jemandem eine bapp'm = jemandem eine kleben = jemandem eine Ohrfeige / Maulschelle verpassen)

Zitat von moo:
oh´grend - wo dagegen gelaufen, sich wo angehauen

.. eines der seeehr wenigen Sachen aus der Liste, die ich tatsächlich auch mal verstanden hätte.
(.. auch, wenn sich da bei mir - in 'grammatikalischer' Hinsicht - irgendwie echt! die Zehennägel hochrollen. )

Zitat von Idefix13:
.. war der Dialekt .. ein sehr gern wahrgenommener Einstand

Ja, das ist mir auch im Zusammenhang mit Fremdsprachen schon häufig aufgefallen.
Selbst, wenn man vielleicht nur ein paar Phrasen drauf hat (und die u.U. vielleicht auch noch in mäßig guter Aussprache kommen), scheint es wohl allgemein als eine Art von 'Entgegenkommen' oder 'Interesse', entweder an der entsprechenden Person (oder eben auch einfach 'ganz-allgemein-gern-mit-dazu-gehören-zu-wollen') interpretiert oder gewertet zu werden.

Zitat von moo:
Auszong´ne - puh...wie soll das übersetzen? , hilf!


damals als wir 2, 3Jahre alt waren und zum nächsten Weiher gefahren (mit Eltern und Anhängen) sind und in jenen gegangen sind, waren wir das vermutlich alle, aber das ist vermutlich nicht die Erklärung die du haben wolltest.

Das hatten wir hier oben selber vor kurzem, da ich ja mit den Damen vom Physiotherapie-Haus viel in Kontakt bin, wenn die meine Beine (Haxn) lymphen.
Und wenn man das in Google eingibt, dann kommt dabei folgendes heraus:
Knieküchle oder Kirchweihnudeln

Weil die eine erzählte davon dass sie sich zwei Pfannkuchen mitgenommen hätte in der Früh in der Firma und in dem einen Senf gewesen sei.
Also wenn jemand von Pfannkuchen spricht, dann denke ich dabei an Eierpfannkuchen oder Palatschinken oder wie ich auch lesen durfte: Crepes!
Und so sagte ich zu ihr, ob er gerollt war, weil sie den Senf nicht gesehen hat.
Das verwirrte sie total. *
Um noch ein wenig weiter auszuholen, hier im Lidl wird das Produkt um das es hier geht als Berliner bezeichnet, in Bayern als Krapfen, aber in Thüringen als Pfannkuchen.

Und so kommt es doch immer wieder zu herzhaften Lachern der besonderen Art.

Auch erst heute morgen, da sagte die Caro plötzlich das Wort Aufwaschlappen so beiläufig.
Klar kein wirklich schwieriges Wort und eigentlich auch vollkommen logisch, doch wenn man sowas noch nie so gehört hat, dann ist man erst mal verwundert.
Da es einfach ein Spüllappen oder ein Hadern (und Nein!, das hat nichts mit dem Stadtbezirk in München zu tun, obwohl dort bestimmt viele jenes Produkt in ihren Schränken haben..) ist.

Oh @Idefix13 - wie ich Deinen Humor mag...merci!

Um die Auszong´nen (und ja, der Vergleich mit den Nackert´n drängte sich mir auch auf) noch vollends auszuteutschen - hier Bild und Rezept:

https://www.bayerische-spezialitaeten.n...rapfen.php

Bzgl. Kiachal - da dachte ich als Kind immer an kleine Kirchen...

Hä lo = er da
Et lo = Sie da
Sei lo = die da
Schur = hallo
Nodda = Tschüß

Und als Zugabe mein Lieblingswort
Magolves = Eichelhäher

Siegerländer Platt

[norddeutsches Platt / umgangssprachlich]

Hie is up Dörbie.
= Er ist unterwegs / 'auf der Rolle' .. i.S.v. 'umtriebig' (.. ohne eindeutig bekanntes Ziel)

Biet'n di dej Meueflöh?
= wörtlich: Beißen dich die Müdigkeitsflöhe? Im süddeutschen Raum würde man es manchenorts vielleicht mit Büscht mied? übersetzen .. und ganz schlicht verhochdeut(sch)licht: Bist du müde?


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(Nachtijall, ick hör' dir trapsen .. )

Ein guter Bekannter hatte Besuch aus den Niederlanden und wollte auf Hochdeutsch erklären, dass er noch schnell Grünfutter für die Kühe mähen müsse. Dazu müsste er de leidn niedamahn, also den Hang niedermähen.
Er sagte : I komm glei wieda, i geh nur schnell die Leute niedermähen. und wunderte sich, dass seine Bekannten etwas überstürzt aufbrachen.

Keulschap = Kühlschrank
Schrubentrecker = Schraubenzieher (.. daher auch der Name 'Trecker' = 'Zieher' für das üblicherweise landwirtschaftlich genutzte Zuggefährt ..)

Husch .. als Bezeichnung für einen kurzen, aber heftigen Regenschauer
.. wobei ich ja vermute, dass dies eher umgangssprachlich, als Dialekt ist. Übrigens scheint es diese Bezeichnung tatsächlich auch NUR als Substantiv für die Sache an sich zu geben, denn danach findet für gewöhnlich das auch ansonsten übliche It häd rääch'nd. (Es hat geregnet.) Anwendung. Naja, zumindest kann ich mich nicht erinnern, dass mal jemand Es hat gehuscht. oder Heute war's aber echt mal sowas von huschig! hätte verlauten lassen ..

(norddeutsches Platt)

Zitat von IllIlIlII:
Husch .. als Bezeichnung für einen kurzen, aber heftigen Regenschauer

A Weda = Allgemein das Wetter
A Sauweda = Ein beschi**enes Wetter
An Duscherer = kurzer heftiger Regenguss / Regenschauer
Wobei eine Abwandlung des dritten Wortes man auch schon benutzt in einem Wortlaut:
Die (möglicherweise ein Gasthaus) ham duschdt auf'm Bod'n = Die haben ihren Boden nass herausgewischt.

Aber da bei mir nur ein wenig Sturm war, delaf i oiwa no = zerlaufe ich immer noch (vor Hitze)
(Bairisch, Südbayern)

Zitat von Idefix13:
delaf i oiwa no = zerlaufe ich immer noch (vor Hitze)

Jup, ig wür ook drieben-natt. = Ja, ich war auch trief(end)nass (i.S.v.: 'verschwitzt').

Hascherl - jemand mit empfindsamem Wesen
Nerverl - jemand, der einen nervt
Kraudara - jemand, in seiner eigenen Welt dahinwurschdlnd
Dahinwurschdln - in einem sehr speziellen, eigenen Rahmen vor sich hin arbeiten
Schbrichmacha - jemand, der sich gern verbal in Szene setzt
G´schafdigga - jemand, der sich gern per Aktionismus hervor tut
Hanfling - körperlich schwächlich wirkender Mensch (idR für Mannsbilder verwendet)
Doagada - kann bedeuten: optisch (körperlich) teigig, schwammig bzw. jemand, der für alles etwas mehr Zeit benötigt (von Teig gehen...)

Ois Obabayrisch...

Ig glöw, ig häf mie 'n bätt'n verküllt. ~ Ich glaube, ich habe mich ein bisschen verkühlt (= erkältet).

Änd watt häd hei noch sächt? ~ Und was hat er noch gesagt?

Hie häd all wedder nix in'n Keulschap. ~ Er hatte schon wieder nichts im Kühlschrank.


(norddeutsches Platt)

kieken ~ gucken / schauen
Kiek!.. so gajt datt! ~ Guck!.. so geht das!

Ig häf Döst! ~ Ich habe Durst!
Ig häf Brand! ~ Ich habe (starken!) Durst!

Nu is wedder wech! ~ Jetzt ist es wieder weg!


(norddeutsches Platt)

Zitat von IllIlIlII:
kieken ~ gucken / schauen
Kiek!.. so gajt datt! ~ Guck!.. so geht das!
Ig häf Döst! ~ Ich habe Durst!
Ig häf Brand! ~ Ich habe (starken!) Durst!
Nu is wedder wech! ~ Jetzt ist es wieder weg!

Auf guad oba-boarisch:
Do schau!
Do schaugst!..so laffd des!
An Duaschd hob e!
An Brand hob e!
Etz iss fuadt!
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von moo:
An Brand hob e!

Interessant, dass 'Brand' hier auch gebräuchlich ist! Hätte ich in diesem Zusammenhang gar nicht vermutet.

Lieber @moo
ich hoffe, dass das was ich gefunden habe, auch hier rein passt.

Heute kurz nach dem Aufstehen, gerade mal einen Schluck Kaffee getrunken, entdeckte ich in meinen Nachrichten folgendes:
(Hoffentlich funktioniert der Link. Damit hab ich es nicht so. )

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-...-li.315183

Mein Morgen war gerettet. Ich habe so gelacht.

Im Laufe des Tages kam mir das noch in den Sinn:

Work - Life - Balance = Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben.
Ich sage, wenn es zu viel Arbeit ist: Ich brauche mal ne Pause.

Vieles haben wir selbstverständlich übernommen. Ich auch. Aber es war hervorragend geschrieben.

Ich bin jetzt easy.

Danke - sehr netter (und wahrer!) Beitrag! Max Goldts Bezeichnung trifft es auch wirklich (wie viele seiner Äußerungen ins Schwarze treffen).

Die Dialekte bilden da manchmal eine beruhigende Gegenoffensive. So wie am Flughafen, wo der Schwabe zufällig einen alten Freund trifft, der grad einem USA-Flieger entsteigt. Nach dessen umfangreichen Wichtig-Kauderwelsch meint der Daheimgebliebene nur: Noih! D´woonsch ez´n Dämpfrr? (Nein! Du wohnst jetzt in Denver?)...

Thx, @Tautropfen - Du machtest meinen Tag

A


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