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Salve!

Gestern Abend sahen wir mal wieder einen ganz alten Derrick (Tod eines Trompeters von 1976). Ein Großteil spielte in einer der damals so zahlreichen Münchner Musikkneipen, wo zu Live-Musik getanzt wurde. Ich meinte zu meiner LP: Mei, schau - wie unschuldig die Leute damals waren. Sie darauf: Naja, soo unschuldig waren die damals auch nicht! Sie meinte das angesichts der seinerzeit viel praktizierten sexuellen Freizügigkeit (für damalige Verhältnisse).

Mir fiel dann auf, wie ich das eigentlich gemeint hatte: Mir ging weder das Sexualverhalten noch unterschwellige Kriminalität durch den Kopf, sondern ich fand dieses vorbehaltlose Leben im Augenblick so berührend. Wer damals abends ausging war wirklich draußen (aus dem Alltag).

Heute, so scheint mir, läuft immer eine Kommentarzeile, eine Bewertung, eine Situationsanalyse mit - entweder in Form des Smartphones oder generell, durch ein bereits stark verändertes Bewusstsein der Menschen. Sie sehen sich nicht mehr nur aus ihrer Sicht oder vielleicht noch der des Partners, sondern sie blicken quasi selbst und aus (Social-)Media-Sicht auf sich und die jeweilige Situation. Unser Ego (Ich-Erleben) ist sozusagen veröffentlicht und viele von uns kennen das gar nicht mehr anders.

Warum verband ich das dann mit Schuld oder zumindest Verantwortung? Mir kam dieser Begriff vielleicht auch nur unbewusst - aus der Hüfte. Da ich meiner Hüfte (Bauch!) idR ziemlich vertraue, möchte ich nun der Frage nachgehen, inwieweit wir vielleicht schuldig geworden sind, indem wir uns veröffentlich(t)en. Noch habe ich keine Antwort darauf. Und vielleicht ist die Frage auch verstiegen oder gar belanglos.

Vielleicht mag jemand helfen?

05.07.2023 10:55 • 10.07.2023 x 5 #1


21 Antworten ↓


Ich weiß glaube ich, was Du meinst. Vom Gefühl würde ich unschuldig eher gegen unbeschwert tauschen. Obwohl das auch nicht so ganz passt.

Früher hatte man glaube ich ein festeres, klarer definiertes Bild davon, wer man sein und wie man auf andere wirken möchte. Heute habe ich das Gefühl, dass aufgrund der Masse von Eindrücken (weil sich nicht nur der nähere Umkreis sondern die ganze Welt vor einem nackig macht) das eigene Selbstbild immer wieder hinterfragt, geprüft, geändert und optimiert wird um nicht ins Hintertreffen zu geraten und weil man dies oder jenes grade gut findet.

A


Bewusstsein - damals und heute

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@Angstmaschine Also könnte man als mittelbare Ursache z. B. Orientierungslosigkeit nennen?

Seltsamerweise empfinde ich selber ja so etwas wie Schuld oder zumindest Scham oder Betroffenheit, wenn ich mir die Entwicklung so anschaue. Denn mir selber geht es ja ein Stück weit ähnlich. Zudem habe ich angesichts meines Alters auch einen Vergleich: Ich erleb(t)e den Unterschied.

Kürzlich erwähnte ich in meiner SH-Gruppe das Thema Geschwafel, also belangloses Geschwätz, das mir - gefühlt - derzeit überall um die Ohren pfeift. Es wird soviel gesprochen aber letztendlich nix wirklich (aus)gesagt. Ich komme mir vor, wie auf einem großen Allgemein-Marktplatz auf dem ich mir aussuchen darf, welcher Allgemeinheit ich heute zugeneigt sein soll. Je spezifischer sich die Menschen heutzutage um mich herum definieren (z. B. Genderwahn, Minderheitendiskussionen etc.) umso erbärmlicher wirkt das alles auf mich und ich schäme mich stellvertretend dafür. Ist man heute wirklich zufriedener durch Gendersternchen oder einen bunten Aufkleber auf der Heckklappe? Das jetzt nur als - sichtbares - Beispiel. Mir fallen da Dutzende zu ein.

Dies alles fällt bei mir unter veröffentlichtes Bewusstsein. Und ehrlich gesagt - ich habe Bauchweh dabei, dies an mir selber festzustellen...

Jo mei...wenn ich mich recht errinnere, zählte ich mich damals auch zu den unschuldigen....Obwohl die Unschuld mit Blick auf die damalige Zeit, habe ich sicher
sukzessiv verloren.
Gesehen aus heutiger Sicht war ich damals kaum zur einsichtigen Selbstreflektion in der Lage, auch war das auch damals eher befremdlich über seine Gefühle und Nöten offen zu sprechen. Das änderte sich bei mir, als ich 1975 ein Gruppendynamisches Marathon der Selbsterfahrung, das fast 20 Stunden am Stück dauerte, teilnahm.
Das hat mich sehr herausgefordert über mich zu reflektieren und über meine Gefühle zu sprechen. Lange darnach war ich innerlich sehr aufgewühlt und es wäre sinnvoll gewesen, weiter daran zu arbeiten.
Auch haben mich damals die Bücher von H.Hesse angeregt nach Innen zu schauen.
Das war ja ein Thema in allen seinen Büchern, über das Gute und Böse in jedem Menschen, in seinen Romanfiguren zu schreiben.

Ich befreundete mich mit einem (am Marathon) mitverantwwortlichen Diplompsychologen an,weil wir einige gleiche Interessen miteinander teilten,, wie Musizieren, Musikhören oder tagelangen Rucksackwanderungen, die wir gemeinsam in der Natur hatten.

Zu deiner Frage, weil ich bedingt durch mein Alter diese Bewußtseinsentwicklung seit den 60'iger Jahre miterlebt habe, kann ich deiner Sicht und auch das deiner LP sehr gut verstehen oder nachfühlen, weil ich das ja selbst an mir über die Jahre um mich herum erkannt hatte. Damals war der Gang für eine Psychotherapie im Gegensatz zu heute, etwas sehr seltenes.

Verantwortung kann ich nur für mich selbst und mein nahes Umfeld übernehmen.
Wer dies praktiziert, lebt, kann sich eigentlich nicht schuldig fühlen.

Das sich selbst veröffentlichen in Social-media, Kritik und Meinungen über Prominente oder Trashprominente auf Youtube, etc. hat für mich etwas zutiefst verstörendes, Toxisches und Narzistisches.
Ich weiß nicht, welcher Sinn dahinter steht.

Für mich selbst veröffentlicht zu sprechen, (wie hier in diesem wertvollen Forum ! )
gelingt mir gut, hat es für mich eine Neutrale Ebene, (weil anonym) wie z.B. eine Gesprächstherapie,
die ja nur dann gelingt, wenn ich offen und wahrhaftig über mich sprechen kann.

Zitat von moo:
Also könnte man als mittelbare Ursache z. B. Orientierungslosigkeit nennen?

So empfinde ich das etwas, ja.

Wenn man sich entwickelt, ist man ja ein bisschen wie ein Kind im Bonbonladen. Was nehme ich von anderen an, was kommt aus mir, was übernehme ich von meinen Eltern, den Freunden, meiner näheren Umgebung usw. und was mache ich aus dem allen.
Das ist die normale Entwicklung schon von jeher, nur ist das heute kein kleiner Laden mehr, sondern ein riesiger Markt (und es ist ja tatsächlich ein Markt!) und an jeder Ecke steht einer der Schreit, dass er die besten Kamellen hat.

Zitat von moo:
Ist man heute wirklich zufriedener durch Gendersternchen oder einen bunten Aufkleber auf der Heckklappe?

Sowas gab es früher natürlich auch, da waren die Themen aber gröber und somit auch die (Selbst-)darstellung des Einzelnen. In den 70er Jahren reichten - um bei dem Beispiel zu bleiben - 2 Aufkleber am richtigen Gefährt, um den Betreffenden als einen politisch links stehenden Lehrer mit einer Vorliebe für Pink Floyd oder einen Mittvierziger Buchhalter der CDU wählt zu identifizieren.

Natürlich sind diese Eckpunkte niemals (nur) das, was einen Menschen ausmacht, aber mehr wusste man oft nicht und das hat auch schon gereicht. Erst bei näherem Kennenlernen wurde das Bild vom Gegenüber dann immer feiner.

Heute haben dagegen viele panische Angst, in der Gesellschaft irgendwie und irgendwo falsch wahrgenommen zu werden und tragen (reden, schreien, brüllen) vorsichtshalber ein komplettes, fein ziseliertes Ich nach aussen. Sie vergessen aber manchmal, dass die Welt das teilweise gar nicht interessiert. Und manche eher zusätzlich verwirrt.

Ich stelle mir grade vor, wenn Social Media wirklich nur über Autoaufkleber laufen würde.
Und ja, (Auto-)Aufkleber sind eine alte und bewährte Social Media Variante.

Zitat:

Ich stelle mir grade vor, wenn Social Media wirklich nur über Autoaufkleber laufen würde.
Und ja, (Auto-)Aufkleber sind eine alte und bewährte Social Media Variante.

Dein Emotionsticker hat ja mit den Augen gezwingert...

Unter Social Media verstehe ich Digital vernetzte Technologie...dagegen ein Autoaufkleber ?
kann auch etwas witzig sein, z.B ein Spontispruch oder eine Partei, Glaubens, Regional , fußball-zugehörigkeit, und vieles mehr oder eine Lieblingsband...(auch ich hatte früher schon Aufkleber. (Einen habe ich sogar selbst gebastelt, als Anfangs der 70'iger die Autos Spike-Winterreifen hatten, Vorschriftsaufkleber war 100 kmh und ich 99daraus machte)
das alles und viel mehr ist höchstens eine Sympathie, eine Gruppenidentität oder gar
eifriger Glaube und dafür möchte ich missionarisch plakatieren So weiß ich, wenn ich so ein beklebtes Auto an der Ampel vor mir habe...
wessen Geistes Kind, oder Fan bin.

Zitat:
Heute haben dagegen viele panische Angst, in der Gesellschaft irgendwie und irgendwo falsch wahrgenommen zu werden und tragen (reden, schreien, brüllen) vorsichtshalber ein komplettes, fein ziseliertes Ich nach aussen. Sie vergessen aber manchmal, dass die Welt das teilweise gar nicht interessiert. Und manche eher zusätzlich verwirrt.


Diese Meinung macht mich nachdenklich und traurig, der Angst davor, vielleicht falsch wahrgenommen zu werdenund man deswegen eine Fassade vor sich her trägt.
Um Authentisch zu sein, dazu gehört viel Selbstvertrauen.
Ich gehöre auch zu denen, die intuitiv sehr schnell eine Situation einschätzen, welche meiner Seiten ich bereit bin, dies dem Gegenüber zu zeigen, oder gar meinen Schutzvisier herunterklappe

Wenn man wie ich schon lange Rentner ist und nicht im Berufsleben steht, kommt dies nicht sehr häufig bei mir vor.

Darf ich dich ein bisschen zerpflücken?

Zitat von moo:
Warum verband ich das dann mit Schuld oder zumindest Verantwortung?

Weil es deinem Gefühl entspricht?


Zitat von moo:
Wer damals abends ausging war wirklich draußen (aus dem Alltag).

Und das gelingt dir jetzt nicht mehr?
Und überhaupt, warum sollte man draußen sein wollen? Ist der Alltag denn nur voller Sorgen und Problemen?

Mir gefällt die Smartphon Nutzung und Möglichkeiten.... auch überhaupt nicht, aber die, die heute so aufwachsen, für die ist das normal. Vielleicht empfinden die das auch als draußen sein?

Ich für meinen Teil war noch nie wirklich viel draußen, so kann ich jetzt auch nur vermuten. Aber war das damals nicht auch schon Geschwafel? Ich meine, damals war das sicherlich alles von Bedeutung und somit auch gut und richtig für einen selbst, aber so rückblickend betrachtet, war es wirklich von Bedeutung?


Zitat von moo:
Ich erleb(t)e den Unterschied.

Kann es sein, dass du damals noch nicht über dein Ego nachgedacht hast? Dass du einfach gelebt hast, einfach warst?
Und jetzt, wo du die Zusammenhänge eigentlich erkennst, schaffst du es nicht mehr? Jetzt, wo das Wissen da ist, kannst du nicht mehr sein? Immer bist du am bewerten, am nachdenken, am einordnen?

Zitat von moo:
Dies alles fällt bei mir unter veröffentlichtes Bewusstsein. Und ehrlich gesagt - ich habe Bauchweh dabei, dies an mir selber festzustellen...

Kann es sein, dass du hin und wieder Lust hast oder auch irgendwas nur nutzen möchtest, wo du eigentlich der Auffassung bist, dass man es nicht sollte, weil.....?
Und weil du so dagegen bist, dich aber hin und wieder selbst erwischt es zu tun, kommt das schlechte Gewissen?

Mille grazie erstmal!

Ich bin immer noch an der Schuldfrage dran und so langsam finde ich wohl die halbwegs passende Analogie dafür: Das Bild von Adam und Eva, dem Apfel, dem Baum der Erkenntnis und die Rechnung für ihre Vermessenheit: die Vertreibung aus dem Paradies.

Ich will nicht behaupten, dass früher paradiesisch gelebt wurde, aber zumindest wurde in irgendeiner Weise nach dem Paradies gesucht. Das spiegelt z. B. die Musik vieler vergangener Epochen wider. Mein Thema Ist Musik eine Sprache? ging ja bereits in diese Richtung - das Unaussprechliche! Das Unsterbliche!

@superstes Als ich damals Hesses Werke las, war immer diese Sehnsucht danach zu spüren. Es ging in seinen Büchern niemals um weniger als ums Ganze. Und wenn ich so drüber nachdenke, lebte ich mein Leben bis in die letzten 90er ziemlich genau so - volle Pulle. Die selbe Anziehungskraft übte später Zen und heute das Dhamma auf mich aus - die Ahnung, dass es eine Befreiung von diesem allem gäbe - durch Erkenntnis.

Bestimmt dutzende Male am Tag, wenn ich nach irgendeinem Weg metagere, etwas im Netz bestelle, mich vor einem Anruf in Form einer SMS oder E-Mail drücke, flackert die vertraute Scham der Verantwortungsübergabe, der Feigheit, des Rückzugs, der Resignation auf. Ich bediene mich eines Angebots, das als Preis nichts Geringeres als den allmählichen Verlust meiner geistigen Autonomie zur Folge hat.

Wissen ist heute zu einer Art Fast Food verkommen und wirkt schlechterdings ähnlich: Inhalt, Tiefe und Nutzen verlieren in unserer Wertschätzung zugunsten schneller Verfügbarkeit und Verdaubarkeit. Die Oberflächlichkeit erscheint uns nach und nach als ausreichend. Der Spirit fehlt und wird irgendwann auch gar nicht mehr als solcher gesucht, weil gar kein Bedürfnis mehr vorhanden ist. Es ist verloren gegangen. So lebt es sich praktischer.

Es gibt Augenblicke, da ist eine tiefe Zufriedenheit da: in der Meditation, bei guter Lektüre, beim Erkennen des Dhamma, bei gelebter Bescheidenheit, bei Demut und Dankbarkeit für kleine Dinge, für ein liebes Wort, für eine schmerzfreie Stunde, für die weitestgehende Abwesenheit von Leid. Diese Augenblicke haben nichts mit Informationen oder einer Selbstdarstellung zu tun. Sie finden vollumfänglich analog statt.

Eine freiwillige Beschränkung der Sinneseindrücke, der geistigen Ein- und Ausflüsse... Hier fehlt dann die Scham, hier fühle ich mich stets frei von Schuld.

Zitat von superstes:
Obwohl - die Unschuld mit Blick auf die damalige Zeit, habe ich sicher sukzessiv verloren.

Magst Du näher erklären, wie Du das meinst? Was genau hast Du verloren und kannst Du sagen, warum? Fühlst Du Dich schuldig geworden oder kam Dir nur die Unschuld abhanden?

Zitat von superstes:
Zu deiner Frage, weil ich bedingt durch mein Alter diese Bewußtseinsentwicklung seit den 60'iger Jahre miterlebt habe, kann ich deiner Sicht und auch das deiner LP sehr gut verstehen oder nachfühlen, weil ich das ja selbst an mir über die Jahre um mich herum erkannt hatte.

Joan Baez sagte mal in einem Interview: Viele (Künstler), die damals nicht in Woodstock dabei waren, sagten viele Jahre später, dass der Spirit dieses Konzerts überbewertet wurde, dass es letztendlich nichts außergewöhnliches war. Ich bin heute mehr denn je überzeugt, dass es weniger besseres in meinem Leben gab als Woodstock und die Tatsache, dass ich an dieser Mind Change mitwirken durfte. Mir tun diese Kollegen leid, die heute nichts mehr von diesem Spirit in sich tragen.

Wir beide sprachen ja schon öfter über unsere Lieblingsbands und stets war mir bewusst, dass ich im Vergleich zu Dir lediglich die Konserve zu hören bekam. Du warst live dabei - und damit meine ich nicht nur die Konzerte sondern Dein vollumfängliches Lebensgefühl damals, was ja für Dich die vitale Gegenwart war. Und trotzdem sehe ich mich diesbezüglich nicht minder on tune, bin fest davon überzeugt, dass ich auf meine Art, verstanden habe. Damit meine ich nicht etwas, das man kapieren, lernen kann.

Zitat von Angstmaschine:
Sowas gab es früher natürlich auch, da waren die Themen aber gröber und somit auch die (Selbst-)darstellung des Einzelnen. In den 70er Jahren reichten - um bei dem Beispiel zu bleiben - 2 Aufkleber am richtigen Gefährt, um den Betreffenden als einen politisch links stehenden Lehrer mit einer Vorliebe für Pink Floyd oder einen Mittvierziger Buchhalter der CDU wählt zu identifizieren.

Richtig - und das genügte auch. Es musste nicht bis ins kleinste Fitzelchen ausdividiert und entsprechend kommuniziert werden. Man hatte so etwas wie einen Spürsinn, eine Witterung für das Gegenüber. Diese war weitgehend vom eigenen Ich-Gefühl durchwirkt. Unsere Wahrnehmung hatte unseren Stallgeruch. Heute riecht gar nichts mehr - die Einflüsse sind beliebig, kommen aus allen Richtungen und werden nahezu ungefiltert, unbewusst in unsere Sicht integriert. Sogar unsere Fragen, unsere Sehnsüchte, so behaupte ich, sind - sofern überhaupt vorhanden - undefinierter, beliebiger, leichter zu befriedigen...um zeitnah ein nächstes search reach zu generieren. Wie bei einem Geldspielautomat - alle 45 Sekunden ein Adrenalin-Kick. Und irgendwann ist der Strom weg und wir schauen dumm.

Zitat von Angstmaschine:
Heute haben dagegen viele panische Angst, in der Gesellschaft irgendwie und irgendwo falsch wahrgenommen zu werden und tragen (reden, schreien, brüllen) vorsichtshalber ein komplettes, fein ziseliertes Ich nach aussen. Sie vergessen aber manchmal, dass die Welt das teilweise gar nicht interessiert. Und manche eher zusätzlich verwirrt.

Sehr gut formuliert. Ich finde auch, dass immer mehr gesendet wird und fast nicht mehr empfangen. Und oft denke ich, es wird gar nicht mehr vorausgesetzt, dass überhaupt jemand wirklich zuhört - denn man hört ja selber eher ungern zu...

Zitat von moo:
dass immer mehr gesendet wird und fast nicht mehr empfangen

Weil der Empfangskanal einfach voll und verstopft ist.

Ich schaue mir gerne auf den entsprechenden Kanälen andere Kunsthandwerker oder ähnliches an oder Leute, die alte Sachen wieder in Ordnung bringen.

Manches davon bringt mich auf neue Ideen oder zeigt mir, dass andere bessere oder schlechtere Lösungen für ihre Arbeit haben. Aber das alles ist nicht ungefährlich, weil es durch die Masse an verfügbaren Videos ganz schnell dazu führen kann, die Erwartungen die ich an mich stelle in unerreichbare Höhen schnellen zu lassen. Manche dieser Videos haben streng genommen eine lebenslange Vorarbeit - weil es manchmal so lange dauert das gezeigte zu lernen und zu perfektionieren.

Innerhalb einer Stunde kann man sich so die Lebenserfahrung (zumindest einen Teil davon) ganzer Generationen in die Birne bimsen und sich am Ende völlig unzulänglich fühlen, weil man selbst vergessen hat dass man ja nur ein Mensch ist. Ich selbst kann das ganz gut auseinanderhalten, aber manchmal muss ich mich doch bremsen wenn ich etwas sehe was ich auch machen / können möchte, mir aber eingestehen muss dass ich es einfach nicht so gut oder so schnell oder überhaupt nicht kann.

Überträgt man das auf sämtliche in den Social Media vertretenen Themen und Kanälen, muss das schon bei einigen zu Überlastung führen. Meiner Meinung nach kann (und muss) man jedenfalls nicht perfekt trainieren, sich perfekt Ernähren, perfekt aussehen, perfekt gesund sein, perfekt meditieren, perfekt Auto fahren, perfekt schmücken, perfekt Weihnachten feiern, perfekt Haare schneiden, perfekt einkaufen, perfekt verhandeln .........


Als Kontrast dazu schaue ich gerne alte Dokumentationen (auf YT gibt es einen schönen Kanal Alltagskulturen im Rheinland), wo mir in etwa einer Stunde ganz ruhig und schlüssig erklärt wird, dass Familie Luft seit Generationen vom Besen binden lebt, warum das so ist und wie das eigentlich geht.

@hereingeschneit Danke für Deine Gedanken! Teilweise habe ich wohl schon mit meinem (zeitlich etwas überschnittenen) Post geantwortet. Du sprichst m. E. eine tiefere Ebene an, wo ich eigentlich innerhalb dieses Themas gar nicht hinwollte. Es geht auch nicht um Hilfe für meine Bewusstseinssituation, sondern ich wollte wissen, ob andere für sich ähnliche Gedanken bzgl. der verlorenen Unschuld hegen.

Weder möchte ich wieder dahin zurück noch würde ich damals als illusionsfrei bezeichnen. Verblendet sind und waren wir alle, nur eben anders. Mich interessiert die im Thementitel genannte gesellschaftliche Bewusstseinsveränderung, die m. E. wesentlich auf der Digitaltechnik und deren medialen Ein- und Ausflüssen beruht.

Zitat von hereingeschneit:
Kann es sein, dass du hin und wieder Lust hast oder auch irgendwas nur nutzen möchtest, wo du eigentlich der Auffassung bist, dass man es nicht sollte, weil.....?

Ich komme um manche Nutzung nicht rum aber im Vergleich zur Masse bin ich eher ein digitaler Asket. Sowas wie z. B. dieses Forum fördert m. E. eine Fokussierung, wenn man (noch) die Fähigkeit besitzt, sich selektiv auf für einen selbst relevante Themen zu bescheiden.

Zitat von moo:
ob andere für sich ähnliche Gedanken bzgl. der verlorenen Unschuld hegen.

Also ich nicht.


Zitat von moo:
Mich interessiert die im Thementitel genannte gesellschaftliche Bewusstseinsveränderung, die m. E. wesentlich auf der Digitaltechnik und deren medialen Ein- und Ausflüssen beruht.

Meine Bewusstseinsveränderung ist, dass ich merke, dass der zu viele Input, einen ausbrennen, überfordern kann. Dass es oft schwierig ist, das für sich zu finden, was man meint zu brauchen. Dass es eine Suche im außen fördert, statt nach innen zu gehen.
Meinem Gefühl nach fördert es ein Gegeneinander anstatt ein Miteinander, weil Vergleiche viel vielschichtiger sind und man somit immer irgendwie schlecht abschneidet und wenn man aber jetzt jemand sein möchte......

Aber mit Schuld verbinde ich da gar nichts. Es ist wie es ist. Man kann beobachten und seine Schlüsse daraus ziehen.


Zitat von moo:
Teilweise habe ich wohl schon mit meinem (zeitlich etwas überschnittenen) Post geantwortet. Du sprichst m. E. eine tiefere Ebene an, wo ich eigentlich innerhalb dieses Themas gar nicht hinwollte.

Ja, das habe ich herausgelesen, dass du diesbezüglich schon auf der Fährte bist. Aber bist du dir sicher, dass du da nicht hin wolltest?
Warum fragst du dann nicht wie wir die neue Technologie so empfinden, sondern ob jemand auch dabei Schuld empfindet? Und warum führst du deine Untersuchung über deine Schuld öffentlich aus, wenn du doch darüber gar nicht reden möchtest?

Zitat von moo:
Ich bin immer noch an der Schuldfrage dran

Willst du unbewusst was anderes, wie offiziell?

Zitat von hereingeschneit:
Ja, das habe ich herausgelesen, dass du diesbezüglich schon auf der Fährte bist. Aber bist du dir sicher, dass du da nicht hin wolltest?

Vorerst jedenfalls nicht - aber wer weiß? Letztendlich lande ich ja sowieso immer wieder dort...
Zitat von hereingeschneit:
Warum fragst du dann nicht wie wir die neue Technologie so empfinden, sondern ob jemand auch dabei Schuld empfindet?

Ich glaube, die Einschätzung der neuen Technologie dürfte hier im Forum weitgehend ähnlich sein. Wie jedoch wir unseren Umgang damit und somit unsere Verantwortung für die etwaige Bewusstseinsveränderung sehen und einschätzen - das ist es, was ich gerne abgleichen würde.
Es ist sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich, das Bewusstsein eines Anderen nachzuempfinden. Darum helfen konkrete Tipps diesbezüglich m. E. eher selten bis gar nicht. Wenn ich mir allerdings die Beschreibungen der anderen User anschaue, erkenne ich vielleicht die Antwort auf eine Frage, die sich mir bisher noch gar nicht stellte.
Zitat von hereingeschneit:
Und warum führst du deine Untersuchung über deine Schuld öffentlich aus, wenn du doch darüber gar nicht reden möchtest?

Das waren meine 5 Cent zu dem Thema. Ich möchte sie erstmal gar nicht verändern. Ich brauche wie gesagt lediglich keine Analyse oder weiterführende Fragen dazu sondern einfach die Äußerungen Anderer, wie sie das für sich empfinden:
Zitat von hereingeschneit:
Meine Bewusstseinsveränderung ist, dass ich merke, dass der zu viele Input einen ausbrennen, überfordern kann. Dass es oft schwierig ist, das für sich zu finden, was man meint zu brauchen. Dass es eine Suche im Außen fördert, statt nach innen zu gehen. Meinem Gefühl nach fördert es ein Gegeneinander anstatt ein Miteinander, weil Vergleiche viel vielschichtiger sind und man somit immer irgendwie schlecht abschneidet und wenn man aber jetzt jemand sein möchte...... Aber mit Schuld verbinde ich da gar nichts. Es ist wie es ist. Man kann beobachten und seine Schlüsse daraus ziehen.

Und genau das bringt mich weiter! _()_

Danke lieber @moo für den langen Text und dem Zitat von J.Baez
Zitat:
Magst Du näher erklären, wie Du das meinst? Was genau hast Du verloren und kannst Du sagen, warum? Fühlst Du Dich schuldig geworden oder kam Dir nur die Unschuld abhanden?

Der Begriff Unschuld verlieren ist nicht so einfach zu erklären, weil dieser Begriff ganz unterschiedlichste Bedeutungen hat.
Mein Denkansatz ist etwas verquer weil ich weiter ausholen muß.
Meine Kindheit und heranwachsende Jugend ist geprägt von meiner streng pietistischen Erziehung ( Pietkong) . meine tägliche Innenwelt war geprägt von Sünde und dem Strafegott, (nach der kirchlichen Lehre werden wir ja schon als schuldhafte Sünder geboren)
Und ich hatte viiiel (harmlos lächerliche) Schuld auf mich geladen

Jetzt kommts...als dann Anfang der 60'iger der Blues, die Rolling Stones, Dylan und viele mehr...,
Durch den Textinhalt dieser Songs erkannte ich meine bewiesene Unschuld, (jetzt im rechtlichen Sinne) die wurde dann mit der Zeit unwichtig. Es war natürlich ein Aufbegehren gegen das Elternhaus.

ich hatte nie eine Schuld !

Hesse, dem es ähnlich in seiner Kindheit der frommen Eltern (pietistische Missionare) erging, hat gesagt...
ein Faustschlag in das Gesicht der Pietät, gehört zu den Taten, ohne welche man nicht von der Schürze der Mutter loskommt

Der Begriff Unschuld verlieren ist nicht so einfach zu erklären, weil dieser Begriff ganz unterschiedliche Bedeutungen hat.
Mein Denkansatz ist etwas verquer weil ich weiter ausholen muß.
Meine Kindheit und heranwachsende Jugend ist geprägt von meiner streng pietistischen Erziehung ( Pietkong) . meine tägliche Innenwelt war geprägt von Sünde und dem Strafegott, (nach der kirchlichen Lehre werden wir ja schon als schuldhafte Sünder geboren)
Und ich hatte damals viiiel (harmlos lächerliche) Schuld auf mich geladen
(arme unschuldige Kinderseele)

Jetzt kommts...als dann Anfang der 60'iger der Blues, die Rolling Stones, Dylan und viele mehr...,
Durch den Textinhalt dieser Songs erkannte ich meine bewiesene Unschuld, (jetzt im rechtlichen Sinne) die wurde dann mit der Zeit unwichtig. Es war natürlich ein Aufbegehren gegen das Elternhaus.

ich hatte nie eine Schuld !

Hesse, dem es ähnlich in seiner Kindheit der frommen Eltern erging hat gesagt...
ein Faustschlag in das Gesicht der Pietät, gehört zu den Taten, ohne welche man nicht von der Schürze der Mutter loskommt

Natürlich mußte ich damals meine spirituelle Seele mit anderen Inhalten nähren, das gelang mir durch Literatur, jack Kerouac, Hesse und viele mehr.
Heute würde man sagen, das war der damalige Mainstream.

Bewußtsein - damals und heute ? Das bringt mich mit meinen fast 75 Jahren ins Grübeln
Manches kam...und ging, wurde ersetzt von Neuem es gab viele Brüche in meinem Leben, immerwieder, rappelte ich mich auf, wie auch jetzt, mußte ich eine neue, unbekannte Leiter mühsamst von unten an gehen. Die Welt dreht sich weiter und vieles wichtige wird unwichtig.

Daß ich eine tief religiöse Seele in mir trage, erlebe ich sehr beim Hören von Musik von Bach, Arvo Part und viele mehr.

Zitat von superstes:
Meine Kindheit und heranwachsende Jugend ist geprägt von meiner streng pietistischen Erziehung (Pietkong). Meine tägliche Innenwelt war geprägt von Sünde und dem Strafegott (nach der kirchlichen Lehre werden wir ja schon als schuldhafte Sünder geboren).
Und ich hatte viiiel (harmlos lächerliche) Schuld auf mich geladen

Da haben wir ganz viel gemeinsam. Ich war auch viel mit dem Pietkong (klasse Ausdruck! ) konfrontiert.
Zitat von superstes:
Hesse, dem es ähnlich in seiner Kindheit der frommen Eltern (pietistische Missionare) erging, hat gesagt...
Ein Faustschlag in das Gesicht der Pietät, gehört zu den Taten, ohne welche man nicht von der Schürze der Mutter loskommt

Besonders, wenn man u. U. erkennt, dass die Eltern vielleicht gar nicht soo pietistisch waren, wie sie selber glaubten bzw. vorgaben.

Zitat von superstes:
Daß ich eine tief religiöse Seele in mir trage, erlebe ich sehr beim Hören von Musik von Bach, Arvo Pärt und viele mehr.

Obwohl es vielleicht etwas parallel zum Thema läuft, würde es mich hier interessieren, ob Du damit auch die Stücke meinst, die abseits des liturgischen Kontextes angesiedelt sind (also z. B. rein Instrumentales, insbesondere bei Pärt). Mir geht es z. B. so, dass Textliches mich eher intellektuell bzw. ideologisch anspricht, Instrumentales jedoch eher spirituell. Pink Floyd indes lieferte in meinem Fall beides.

Das ewige schlechte Gewissen,(hängt in jedem pietistischen Haushalt) vom richtigen Pfad abgewichen zu sein...bildlich vor Augen.

Zitat:
Besonders, wenn man u. U. erkennt, dass die Eltern vielleicht gar nicht soo pietistisch waren, wie sie selber glaubten bzw. vorgaben.

das würde ich über meine Eltern nicht sagen, dennoch konnte ich eines Tages stillschweigend meinen Frieden damit schließen, auch weil ich (ohne daß sie es je erfuhren, mit 20 Jahren (heimlich, ich wohnte in einer anderen Stadt) aus der Kirche ausgetreten bin.

Zitat:
Zitat von hereingeschneit:

Meine Bewusstseinsveränderung ist, dass ich merke, dass der zu viele Input einen ausbrennen, überfordern kann. Dass es oft schwierig ist, das für sich zu finden, was man meint zu brauchen. Dass es eine Suche im Außen fördert, statt nach innen zu gehen. Meinem Gefühl nach fördert es ein Gegeneinander anstatt ein Miteinander, weil Vergleiche viel vielschichtiger sind und man somit immer irgendwie schlecht abschneidet und wenn man aber jetzt jemand sein möchte...... Aber mit Schuld verbinde ich da gar nichts. Es ist wie es ist. Man kann beobachten und seine Schlüsse daraus ziehen.


Danke, so halte ich es auch !

Zitat:
Zitat von @moo
Obwohl es vielleicht etwas parallel zum Thema läuft, würde es mich hier interessieren, ob Du damit auch die Stücke meinst, die abseits des liturgischen Kontextes angesiedelt sind (also z. B. rein Instrumentales, insbesondere bei Pärt). Mir geht es z. B. so, dass Textliches mich eher intellektuell bzw. ideologisch anspricht, Instrumentales jedoch eher spirituell. Pink Floyd indes lieferte in meinem Fall beides.

Für mich kommt zuallererst das Instrumentale (Die Liturgie eher später) Weil ich Instrumente spielen gelernt habe, war für mich die Bach'sche Musik zu verstehen und erarbeiten, spannend und voller Freude.
Auch konnte ich hauptsächlich über die Musik mit meiner durch die Demenz sprachlos gewordenen Frau
dann jahrelang kommunizieren.
Das passt auch zum Thema
Was bleibt uns, wenn wir kein Bewußtsein = Demenz mehr haben ?
Um Musik zu empfinden ist Sprache nicht umbedingt notwendig


Natürlich Pink floyd und ähnliches, vor allem in den 70'igern.
Zu dem spirituellen Ansprechen kommt für mich auch das Bauchgefühl. Wenn ich beim Hören sagte.:
Das ist es bekam die Musik, der Komponist in mir einen festen Platz. Viel gelernt habe ich durch das Radiohören mit Sendungen im SWF2, (heute SWR2). Dafür bin ich dankbar,

Zitat von moo:
sondern einfach die Äußerungen Anderer, wie sie das für sich empfinden:

Mir kommt es auch so vor, als ob man immer weniger aushält und sich eher mehr auf die anderen verlässt und wehe, wenn die nicht erreichbar sind.

Zu der Zeit, wo man nicht die Möglichkeit hatte immer den anderen zu kontaktieren, da musste man noch selbst Entscheidungen treffen und/oder Unwissenheit aushalten, das war einem eben bewusst. Man ging erst mal davon aus, dass es harmlose Gründe hat, weil es für einen dann leichter war.
Heute schreibt man schnell, hey, was ist los, oder wo bist du, oder soll ich lieber das oder das mitbringen?
Ich komme später.....

Einerseits ist das gut zu wissen und sich absprechen zu können, aber andererseits gewöhnt man sich so daran, dass wenn das dann mal nicht möglich ist (z. B. weil Akku leer), dann dreht man schon halb im Kreise. Man geht oft gleich von etwas Schlimmeren aus.

Ich denke, dass das früher sozusagen eine gute Übung war, Unwissenheit auszuhalten, wenn sich mal jemand z B. verspätet hat. So war man bei schwerwiegenderen Situationen schon eher vorbereitet.

Hoffe man versteht was ich meine, weiß grad nicht wie ich es besser beschreiben soll.

Zitat von moo:
Heute, so scheint mir, läuft immer eine Kommentarzeile, eine Bewertung, eine Situationsanalyse mit - entweder in Form des Smartphones oder generell, durch ein bereits stark verändertes Bewusstsein der Menschen.


Ob man den Mist mitmacht oder nicht kann jeder für sich entscheiden.....

Wobei bei den Meisten eher Jüngeren vermutlich schon eher ein Druck da ist präsent zu sein immer und überall und der Hype nach Likes

Ich will nicht alles schlecht reden und eine ganze Generation verteufeln. Die neue Technologie hat auch ihr gutes. Und viele Jungen leben gesünder und setzen sich eher für die Umwelt ein.

Und früher war auch nicht alles besser und heute ist alles Schlechter, so ist es ja auch nicht....
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Donnervogel:
Wobei bei den Meisten eher Jüngeren vermutlich schon eher ein Druck da ist präsent zu sein immer und überall und der Hype nach Likes

Ja, ich denke auch, dass bei den Jüngeren die Entscheidung, da nicht so mitzumachen, viel schwerer ist, als bei uns, wo noch ohne Handy aufgewachsen sind.
Die Jüngeren sind dann mehr oder weniger Sonderlinge in ihrem Alter und werden somit zum Außenseiter. Bei uns gibt es eben noch zwei Seiten, die, die da fleißig mitmachen und die, die es so wenig wie möglich nutzen. Man findet noch Gleichgesinnte.

Zitat von hereingeschneit:

Ich denke, dass das früher sozusagen eine gute Übung war, Unwissenheit auszuhalten, wenn sich mal jemand z B. verspätet hat. So war man bei schwerwiegenderen Situationen schon eher vorbereitet.

Ich möchte ein paar Worte hier lassen, weil mich der Thread interessiert.
Bewusstsein damalig und heute kann man das überhaupt noch vergleichen ?

Es war doch eine ganz andere Zeit, wir wurden auch anders erzogen, ich gehe auch mal nur von Kirche aus, meine Urgroßoma war sehr christlich, zu christlich, wenn in der Religion keine eins im Zeugnis war, dann..............
Ebenso haben wir auch ein Kloster im Ort, wenn wir damaliger Zeit die Klosterschwestern nicht grüßten, war schon wieder etwas im Gange.

Kann man es wirklich noch vergleichen ? damalig und heute
wollen oder möchten wir es vergleichen ?

Ob es eine gute Übung war, zwischen damals und heute, ich weis nicht, es war eine andere Zeit,
es gab für viele nicht die Möglichkeiten, das zu tun was man gerne möchte.
Je nach Elternlage.
Mann musste mehr, man traute sich nicht zu widersprechen, geschweige denn nein zu sagen.
es wurden Lügen / Notlügen erfunden um aus diversen Situationen rauszukommen

War das nicht schon die erste Formung für manche von uns ?

Zitat von boomerine:
Ich denke, dass das früher sozusagen eine gute Übung war, Unwissenheit auszuhalten

Ein schöner Satz, den man für die heutige Zeit auch auf links ziehen kann:
Heute ist es manchmal schwer, Wissen auszuhalten.

Die Bestrebungen der Menschen Wissen zu haben und Wissen zu übermitteln ist von jeher da. Angefangen mit berittenen Boten und Bänkelsängern, über einfache Nachrichtenübermittlung mit Signalbäumen, Telegrafie, Zeitung- und Buchdruck, Telefon, Fernsehen, Fax.

Aber die bisheriges Spitze, die wirklich alles vergangene in den Schatten stellt erleben wir heute, und ein Steigerung der Geschwindigkeit, Menge und Verfügbarkeit mit denen Nachrichten (womit ich alles meine, was irgendwie in Bild, Ton und Schrift ausgedrückt werden kann) übermittelt werden, scheint kaum möglich.

Wir machen heute gar nicht so viel anders als früher, nur schaut die ganze Welt uns dabei zu. Und wir schauen der ganzen Welt zu. Die Menschen haben auch früher schon Urlaub gemacht, Kommoden restauriert, Bilder gemalt, Eisen geschmiedet, Kuchen gebacken, Häuser renoviert, Pferde gezüchtet, ihre Meinung gehabt und auch sich selbst dargestellt. Die Welt und ihre Menschen waren vor 30 Jahren genau so vielfältig, kreativ, gut und schlecht wie heute - wir haben es nur gewusst. Vor allem nicht von so vielen.

Und dieses Wissen kann auf beiden Seiten Erwartungen, Begehrlichkeiten, Neid und Frustration wecken - oder Verständnis, Kreativität, Freude und Zusammenhalt fördern.

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