Huhu Capricorn
Meine verwunderte Frage, die du dankenderweise noch einmal in roter
Schrift hervorgehoben hast, stelle ich mir schon sehr lange Zeit. Nicht
nur hier im Forum, sondern auch in den wenigen Teilen der realen Welt,
die ich trotz meiner eigenen Ängste noch gut beobachten kann.
Natürlich ist das hier ein medizinisches Forum für Ängste, Depressionen
und Begleitprobleme, und kein sozialpolitisches Diskussionsforum.
Aber ich denke gerade desshalb, dass solche Themen hier hereingehören.
Jeder Mensch bekommt die globale Entwicklung um ihn herum ja irgendwie
mit, selbst wenn er alle Informationen dazu sofort wieder verdrängt.
Und ich bin der festen Überzeugung, dass viele Ängste, denen kein persön-
liches und benennbares Trauma zugrunde liegt, die Folge solcher Informat-
ionen und Weltzustände sind.
Das grosse Geschehen in unserer Welt ist heute für viele nicht mehr greifbar,
aber es löst zurecht vielschichtige Ängste aus. Diese subtilen Ängste werden
nun in einen greifbaren Nahbereich übertragen, um sie auslebbar machen zu
können.
Aus Informationen über Umwelt, Resurcen oder bevorstehenden politischen
und militärischen Konflikten, wird eine Angst vor einer möglichen Krankheit.
Aus Informationen über Wirtschaft und Soziales, wird die Angst der Einsam-
keit, dem Allem nicht mehr gewachsen zu sein ...
Und so wie bei allen Ängsten und Problemen, ist Konfrontation plus kognitiver
Auseinandersetzung mit den Ängsten, ein guter Weg sie besser zu verstehen,
und so etwas eigene Macht und Kontrolle über sie zurückzugewinnen.
Wenn Naturkatastrophen, Hungersnöte, Armut und Bürgerkriege vor der Tür
stehen, dann ist es natürlich immer einfacher Angst vor der Schweinegrippe
zu haben. Aber ob man sich selber und der Welt damit wirklich einen Gefallen
tut, ist eine völlig andere Frage.
Ganz liebe Grüsse, Der Beobachter
14.09.2012 12:26 •
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