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Ist ja schön, dass Neuro-Normalos uns stets diktieren möchten wie wir uns zu fühlen haben. Genau aus diesem Grund spare ich mir die Mühe alles zu erklären, weil die speziell Ausgebildeten doch viel besser Bescheid wissen als Betroffene selbst.

Zitat von Ja02:
Ich zweifle ebenfalls daran, dass ADS und HB dieselben biologischen Mechanismen zugrunde liegen, bzw. weiß eigentlich, dass dies gar nicht der Fall sein kann. Im Rahmen „intensiver“ Recherche bin ich lediglich auf einige Fälle gestoßen, in denen bei Kindern bereits im Grundschulalter sowohl ADS als auch HB diagnostiziert wurden. Das eine scheint das andere somit nicht auszuschließen.


Bei ADS ist es mWn die beeinträchtigte Regulation der Neurotransmitter (also Dopamin und Noradrenalin), die für die gestörte synaptische Signalweiterleitung verantwortlich ist, während bei ner HB die ungewöhnliche Plastizität des Gehirns ins Auge sticht wie Tabasco. Die statistisch ungleich stärkere Fähigkeit zur schnellen Anpassung und Bildung neuer neuronaler Verbindungen ist zumindest ein relevanter Anteil.

Deshalb kann letzteres durch ersteres hinsichtlich der Steuerung und Koordination beeinträchtigt werden, um die effektiven reproduktiven Ressourcen (Planung, Struktur, Arbeitsgedächtnis usw) abzusenken, aber ersteres führt nicht zu letzterem.

Zitat von Ja02:
Wäre es in diesen spezifischen Fällen nicht denkbar, dass das vorliegende Aufmerksamkeitsdefizit als ein hemmender Faktor wirkt, der die kognitiven Ressourcen der Betroffenen derart beansprucht, dass ihre Fähigkeit, hochkomplexe Lerninhalte zu erfassen und zu verarbeiten, lediglich beeinträchtigt wird, eine hohe Intelligenz also per se gegeben ist?


Hm. Ich würde die Annahme treffen, dass die beeinträchtigte Steuerung und Koordination nicht die kognitive Fähigkeit als solche beeinflusst, eingehende Informationen statistisch schneller zu adaptieren und strukturell ins neuronale Netzwerk zu integrieren.

Zitat von Ja02:
Das erscheint mir durchaus plausibel. Ich neige zunehmend dazu, in den nächsten Monaten eine Untersuchung in Erwägung zu ziehen, auch wenn es nicht ausgeschlossen ist, dass ich mich in das Thema gerade unnötig hineinsteigere und möglicherweise eine Überbewertung meiner Situation vornehme.


Du wolltest es ja hier auch erstmal nur theoretisch abklären, um eine Relevanz für dich zu bemessen.

Zitat von Ja02:
Warst du dir währenddessen der Tatsache bewusst, dass dein Verhalten in einem gewissen Maße selbstdestruktiv war, oder hatte es für dich zu jenem Zeitpunkt eher eine untergeordnete Bedeutung?


Ja, war es. Aber es war mir egal oder erschien mir irrelevant, etwas daran zu ändern. Für wen? Für mich selbst gab es keinen Grund irgendwas reißen zu wollen. Ich wollte einfach nur frei und glücklich sein.

Zitat von Ja02:
Wie haben deine Eltern in dieser Phase reagiert?


Meine Mutter hatte davon schon nichts mehr mitbekommen, weil ich bei meinem Vater geblieben bin, und dieser hatte keinerlei gesondertes Interesse daran, außer mich mit Floskeln abzuspeisen.

Entweder war er mir dankbar, dass nach diversen Dingen überhaupt jemand bei ihm geblieben ist oder das Interesse (menschlich) war generell nur oberflächlich bzw er unfähig es zu zeigen. Schwer zu sagen.

Zitat von Ja02:
Ich muss zudem sagen, dass ich es ausgesprochen beeindruckend finde, wie tiefgründig du in der Lage bist, dich und deine Handlungen selbst in dieser Hinsicht zu reflektieren.


Mjo. Danke und Dito ^^
Vieles schreibe ich aber auch absichtlich nicht, um mich hier nicht mit den Details meiner Gedanken dazu angreifbar zu machen. Übrigens auch ein Grund, warum ich kein Tagebuch schreibe. Meine exakten Gedanken über dieses oder jenes behalte ich gerne für mich.

Zitat von Ja02:
Stimmt, die Angst vor dem Scheitern kann in der Tat aus verschiedenen Quellen stammen, insbesondere auch aus sozialisationstheoretischen Prozessen. Ich würde sagen, dass Erfahrungen wie übermäßige Leistungsanforderungen während der früheren Entwicklungsphasen bei mir vielleicht zu einer gewissen internalisierten Misserfolgsangst geführt haben.


Diese Selbsterkenntnis würde ich, soweit es meine Wahrnehmung durch deine Schilderungen betrifft, als durchaus gegeben einräumen.

Selbiges halte ich übrigens für einen oder den Grund, warum es hier hin und wieder zu Reibungen im Forum kommt - weil das Verständnis dafür fehlt, was es bedeutet, diese internalisierte Erwartungshaltung an sich selbst nicht einfach ablegen zu können, als wäre es nur eine Jacke.

Zitat von Ja02:
Da ich mich seit meinem Therapieabbruch bislang nicht erneut in therapeutische Behandlung begeben habe, gar nichts. Abgesehen von einem kurzen Austausch mit meinem Bruder habe ich mit niemandem über dieses Thema gesprochen. Meine Eltern würden mich in dieser Hinsicht vermutlich weder ernst nehmen noch unterstützen, sondern stattdessen darauf verweisen, dass ja bereits die Untersuchung vor etwa 17 Jahren keine relevanten Ergebnisse erbracht habe.


Dass du dort keinerlei nennenswerte Unterstützung erfährst, halte ich persönlich für sehr schade, weil es dich als Mensch meiner Ansicht nach übergeht, auch wenn ich diese Haltung wie w.o.g. nicht anders erwartet hätte - weil es bedeutet wirklich zu verstehen, dass es nicht nur eine unschöne Jacke ist, die sich angezogen wurde, sondern eine, nein, deine Herausforderung ist, die, um sie zu lösen, mehr als weiße Farbe braucht, um den vermeintlichen Makel nur zu kaschieren, statt ihn auch zu akzeptieren.

A


ADHS bei Erwachsenen

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Zitat von Ja02:
Dabei setze ich mich, selbst in den vermeintlich ruhigsten Momenten, wie etwa in meiner eigenen Wohnung und trotz der Abwesenheit anderer Menschen, einer Vielzahl von Reizen aus, die meine mentale Kapazität offenbar überfordern und meine Fähigkeit zu innerer Ruhe erheblich beeinträchtigen. Dieses ständige Überstimulieren meiner Sinne scheint sich in einem Teufelskreis zu manifestieren, in dem ich den Drang verspüre, immer mehr zu konsumieren: Handy und Laptop als Informationsquelle, zum Schachspielen, gelegentlich auch zum Zocken. Nebenbei wird eine Serie geguckt oder ein Buch gelesen. Dann bin ich hier im Forum aktiv, höre zeitgleich Musik, rechne, lese noch ein weiteres Buch, bearbeite meine Duolingo-App,…

Ich grätsch mal rein: Hast Du eigentlich mal versucht zu meditieren?
Ohne App und sonstiges, einfach nur Stille, Sitzen, Atem.
Falls ja, wie oft, wie lange und mit welchem Erfolg bzw, innerem Erleben?

@Ja02 und @illum

Danke Euch, spannend wie ein Krimi, habe gerade viel gelernt.
Etwas habe ich auch davon, aber zu wenig um mich wirklich im Verdacht zu haben, meine Freundin ist aber dafür etwas mehr ins Fadenkreuz gerückt.

Was Therapie angeht, @Ja02, wirf die Flinte nicht ins Korn, hier sind wir ja recht privat, VT kann wirklich die letzte Sch.eiße sein, mir ging es danach schlechter als vorher, alberner Machtkampf mit dem Psychotherapeuten - hatte ich sonst nie - es gibt Besseres, versuch es.




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