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Zitat von Schwarzes_Klee:
Ich hatte da schon meine Diagnose. Als ich den Therapeuten gebeten habe meine Akte anzufordern, da sagte er nur, dass die Ergebnisse nichts beweisen. ...

Hat er deine Schilderungen zu deinen konkreten Problemen ebenfalls infrage gestellt? Aufgrund meiner bereits gemachten negativen Erfahrungen mit therapeutischer Unterstützung fällt es mir auch zunehmend schwer, mich erneut an einen Experten zu wenden, da ich mit einer gewissen Hemmung behaftet bin.

Zitat von Ja02:
Hat er deine Schilderungen zu deinen konkreten Problemen ebenfalls infrage gestellt? Aufgrund meiner bereits gemachten negativen Erfahrungen mit ...

Nö, er meinte nur, dass ADHS und Autismus gerade in Mode sind und er es als unnötig erachtet irgendwelche Akten anzufordern.

In Zukunft lüge ich die Leute an und sage, dass ich lediglich Depressionen habe, weil ich habe es schon so oft erlebt, dass sich keiner meine Akten durchliest und bei ADHS und Autismus sagen die einem, dass man zu schwer ist.

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ADHS bei Erwachsenen

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Zitat von Schwarzes_Klee:
Nö, er meinte nur, dass ADHS und Autismus gerade in Mode sind und er es als unnötig erachtet irgendwelche Akten anzufordern. In Zukunft lüge ich ...

Darf ich fragen, wie sich ADHS in deinem Fall bemerkbar macht? Besteht dabei möglicherweise ein Zusammenhang mit deinen Depressionen?

Zitat von Ja02:
Darf ich fragen, wie sich ADHS in deinem Fall bemerkbar macht? Besteht dabei möglicherweise ein Zusammenhang mit deinen Depressionen?

Ich werde gar nichts mehr schildern, weil ich die Schnauze voll davon habe, dass alles auf meine ADHS abgeschoben wird und meine Eltern mit als Ursache schön fein raus aus der Geschichte sind.

Außerdem bin ich sehr geübt darin im realen Leben den Normalo zu spielen und ich werde niemanden mehr blind vertrauen.

Zitat von Schwarzes_Klee:
Ich werde gar nichts mehr schildern, weil ich die Schnauze voll davon habe, dass alles auf meine ADHS abgeschoben wird und meine Eltern mit als ...

Mir geht es weniger darum, dich in irgendeiner Weise zu stigmatisieren, sondern vielmehr darum, aus den Erfahrungen anderer Erkenntnisse für mich selbst zu gewinnen. Es ist jedoch in jedem Fall hilfreich für mich zu wissen, dass selbst sogenannte Experten das Thema oftmals herunterspielen. Das genügt mir erstmal!

Ich bin übrigens auch der Ansicht, dass ADS nicht isoliert als alleinige Ursache für psychische Probleme betrachtet werden kann oder sollte.

Zitat von Ja02:
Mir geht es weniger darum, dich in irgendeiner Weise zu stigmatisieren, sondern vielmehr darum, aus den Erfahrungen anderer Erkenntnisse für mich ...

Nein, heißt nein. Punkt.

Zitat von Schwarzes_Klee:
Nein, heißt nein. Punkt.

Es steht dir nicht zu, mich auf diese Weise anzufahren. Ich habe keine weiteren Nachfragen gestellt, sondern lediglich mein Anliegen formuliert und dir daraufhin Verständnis entgegengebracht. Es wäre ratsam, meine Beiträge sorgfältiger zu lesen, bevor du reagierst.

Ich wünsche dir einen schönen Abend.

Zitat von Ja02:
Hat hier jemand Erfahrung mit der Diagnosestellung von ADHS im Erwachsenenalter?


Bei mir wurde es im, lass mich überlegen, Juni oder Juli diagnostiziert, nachdem der Psychiater nach mehreren Gesprächen stutzig wurde, dass die Ursache für mein Befinden keine normale Panikstörung oder Depression sein kann.

Zitat von Ja02:
Ich bin inzwischen 22 Jahre alt und wurde bereits im Kindesalter getestet. Damals lautete die Einschätzung, dass definitiv kein ADHS vorliege.


In welchem Alter war das ungefähr und warum wurdest du überhaupt getestet? Gab es Verdachtsmomente?

Zitat von Ja02:
Dennoch habe ich den Eindruck, dass es sinnvoll sein könnte, eine erneute Untersuchung in Betracht zu ziehen - auch wenn ich weiß, dass bei mir nicht alle klassischen Symptome vorliegen.


Das Problem dabei ist, dass AD(H)S als Spektrumsstörung keine klassischen Symptome hat, die a) ein Leben lang gleich bleiben und b) eindeutig sein müssen.

Wie in dem Video erklärt, das ich dir geschickt hatte, spricht man in der Behandlung von sogenannten externalisierten oder internalisierten Präsentationen, statt von klaren Typen, um die Vielfalt oder das Spektrum besser abbilden zu können.

Es gibt also nicht das typische AD(H)S, sondern es verhält sich, durch die neurobiologische Ähnlichkeit wie beim Autismus.

1000 Fälle - 1000 unterschiedliche Kompensationsverhalten (Präsentationen), die sich im Laufe eines Lebens verändern können.

Zitat von Ja02:
Wie habt ihr im Erwachsenenalter erkannt, dass ADHS möglicherweise eine Rolle spielt, und welche Erfahrungen habt ihr mit der Diagnostik gemacht?


Ich hatte es selbst schon seit locker 20 Jahren im Verdacht, aber hatte es durch Betäubungmittel (Cann abis, Am phetamine, Alk ohol) selbst behandelt wie man so schön sagt. Zudem wurde mir wie dir auch immerwieder gesagt, dass AD(H)S keine echte Sache sei und da ich ja so ruhig wirke, es nicht sein könnte. Ich sei kein Zappelphilipp und deshalb hätte ich auch keines. Logisch...

Bemerkbar hat es sich erst dann richtig gemacht, als diese Coping-Strategiem weggefallen sind, und ich ohne diese Strategie einen Weg finden musste - den es nicht gab. Gelernt war gelernt. Man ändert keine 20 Jahre alte Strategie mal eben alleine, sondern im dümmsten Fall - und das war bei mir der Fall - läuft der Topf durch fehlende Kompensation über, und die Neurodivergenz zeigt einem mal, was sie alles kann.

Nämlich absolutes Chaos im Kopf. Keine ruhige Minute mehr. Getrieben, Rastlos, Verwirrt, Desorientiert, Strukturlos, Antriebslos, Müdigkeit, Emotionale Instabilität, Gedankenrasen, Gedankenabbrüche, Gedankenkreisen, kein Hungergefühl mehr usw usf.

Einfachste Aufgaben, wie sich die Zähne zu putzen, aufzuräumen, wäre nicht mehr möglich, weil mich alles, also jeder Reiz überfordert hat. Sei es optisch, akustisch, haptisch oder olfaktorisch.

Es ist eine Qual gewesen und ist es teilweise immernoch, wenn auch langsam etwas besser.

Daran hatte ich dann erkannt, dass der Arzt Recht hatte. Das war keine Panikstörung oder agitierte Depression, sondern AD(H)S ohne Coping-Strategie durch BTM.

Die Diagnostik (dh Zeugnisse, Lebenslauf, Fragebögen und Gespräche) ging bei mir zügig.

Beide - anweisender Facharzt und Psychologe - waren sich, nachdem ich es dann mal ausgeführt hatte, so schnell sicher, dass der Rest eigtl. nur noch für die Unterlagen war, um es für die Rentenkasse usw abzusichern.

Ja. Soweit dazu.
Natürlich gab es auch gleich den Rezeptblock. Ritalin. Nur...das ist ein anderes Thema.

Zitat von illum:
Bei mir wurde es im, lass mich überlegen, Juni oder Juli diagnostiziert, nachdem der Psychiater nach mehreren Gesprächen stutzig wurde, dass die Ursache für mein Befinden keine normale Panikstörung oder Depression sein kann.

Welche Faktoren führten bei deinem Psychiater zu der Annahme? Hatte er bereits von Anfang an einen gewissen Verdacht?

Zitat von illum:
In welchem Alter war das ungefähr und warum wurdest du überhaupt getestet? Gab es Verdachtsmomente?

Im Alter von fünf Jahren wurde bei mir eine umfassende Diagnostik durchgeführt, einschließlich Tests auf Autismus, die jedoch ebenfalls nicht bestätigt wurden. Ansonsten hatte ich einfach immer schon einen recht ausgeprägten Bewegungs- und Tatendrang.

Zitat von illum:
Das Problem dabei ist, dass AD(H)S als Spektrumsstörung keine klassischen Symptome hat, die a) ein Leben lang gleich bleiben und b) eindeutig sein müssen.

Wie in dem Video erklärt, das ich dir geschickt hatte, spricht man in der Behandlung von sogenannten externalisierten oder internalisierten Präsentationen, statt von klaren Typen, um die Vielfalt oder das Spektrum besser abbilden zu können.

Es gibt also nicht das typische AD(H)S, sondern es verhält sich, durch die neurobiologische

Ich weiß, dass dies die Situation für mich besonders komplex macht, da es mir schwerfällt, mich eindeutig in diesem Spektrum einzuordnen. In der Tat neige ich zu einer gewissen inneren Unruhe, fühle mich oft getrieben und verspüre den Drang, mich sowohl geistig als auch körperlich ständig zu beschäftigen. Ich bin dazu geneigt, Dinge zu verlegen, die Bahn zu verpassen, bin nicht besonders ordentlich und leidenschaftlich ungeduldig.

Dennoch gab es bei mir keinen nennenswerten Leistungsabfall, weder in der Schule noch in der Universität. Natürlich kam es vor, dass ich mich in der Schule mal ablenken ließ oder meine Aufmerksamkeit anderweitig richtete - dennoch habe ich stets alles mitbekommen und ein sehr gutes Abitur abgelegt. Daher frage ich mich, ob sich diese Eigenschaften überhaupt mit ADS vereinbaren lassen.

Zitat von Ja02:
Im Alter von fünf Jahren wurde bei mir eine umfassende Diagnostik durchgeführt

Zwischen dem 8 und 10 Lebensjahr ist die Symptomatik am auffälligsten.
Bzw die Grundschulzeugnisse geben auch guten Aufschluss darüber.

Zitat von Dunkelbunte:
Zwischen dem 8 und 10 Lebensjahr ist die Symptomatik am auffälligsten. Bzw die Grundschulzeugnisse geben auch guten Aufschluss darüber.

Ich weiß, dass ich nicht so gut stillsitzen konnte und damals schon recht ungeduldig war. Allerdings habe ich die zweite Klasse übersprungen - war folglich auch in der Grundschule kein Underachiever.

Zitat von Ja02:
Ich weiß, dass ich nicht so gut stillsitzen konnte und damals schon recht ungeduldig war. Allerdings habe ich die zweite Klasse übersprungen - war ...

Was hat denn deine Diagnostik im Erwachsenenalter ergeben?
Also, sei doch froh wenn du kein ADHS hast. Ist nicht heilbar.

Zitat von Dunkelbunte:
Was hat denn deine Diagnostik im Erwachsenenalter ergeben? Also, sei doch froh wenn du kein ADHS hast. Ist nicht heilbar.

Bisher habe ich keine weiteren Untersuchungen durchführen lassen. Angesichts meiner psychischen Erkrankung und der damit verbundenen Rastlosigkeit habe ich jedoch zunehmend das Gefühl, dass ich mich dahingehend noch einmal untersuchen lassen sollte.

Zitat von Ja02:
Welche Faktoren führten bei deinem Psychiater zu der Annahme? Hatte er bereits von Anfang an einen gewissen Verdacht?


Nein. Am Anfang hieß es seinerseits nur Panikstörung und Depression, aber was ihn schlussendlich dazu bewogen hat mich zu fragen, ob ich mal diesbezüglich getestet wurde, kann ich dir nicht sagen.

Ich weiß nur, dass er, der Arzt, bekannt dafür war als Mensch sehr schwierig, aber als Arzt sehr gut zu sein.

Wenn ich mutmaßen müsste, waren es die Symptome, der Lebenslauf und die Tatsache, dass serotonerge Medikamente bei mir paradox wirken, dh dass ich durch die Rückkopplung auf den Dopaminspiegel emotional instabiler werde.

Zitat von Ja02:
Im Alter von fünf Jahren wurde bei mir eine umfassende Diagnostik durchgeführt, einschließlich Tests auf Autismus, die jedoch ebenfalls nicht bestätigt wurden. Ansonsten hatte ich einfach immer schon einen recht ausgeprägten Bewegungs- und Tatendrang.


Da bei meinem Kind eine ähnliche Problematik vorliegt, wurde uns von mehreren Fachärzten gesagt, dass eine Diagnostik von ADHS bei Kindern unter 6 schwierig bis nicht aussagefähig sei, weil die Indikatoren, um eine Diagnose stellen zu können, nicht wissenschaftlich falsifizierbar sind.

Da ADHS eine Spektrumstörung ist, und die Präsentationen vielfältig, würden damit nur die schweren bzw. stark externalisierten Fälle sicher diagnostiziert werden können.

Stilles ADHS - also ohne hyperkinetischen Teil - ist in der Diagnostik primär auf Selbstbeschreibungen angewiesen und da Kinder bekanntermaßen Schwierigkeiten damit haben exakte Lagebilder ihrer Selbst abzugeben, ist es selbsterklärend, warum gesagt wird: Lieber keine, statt die falsche Diagnose.

Zitat von Ja02:
Ich weiß, dass dies die Situation für mich besonders komplex macht, da es mir schwerfällt, mich eindeutig in diesem Spektrum einzuordnen. In der Tat neige ich zu einer gewissen inneren Unruhe, fühle mich oft getrieben und verspüre den Drang, mich sowohl geistig als auch körperlich ständig zu beschäftigen. Ich bin dazu geneigt, Dinge zu verlegen, die Bahn zu verpassen, bin nicht besonders ordentlich und leidenschaftlich ungeduldig.


Da ich dich da soweit kenne, um beurteilen zu können, dass du sehr präzise und detailliert beobachtest, würde ich schon sagen, dass selbiges (ADHS bedeutet sehr viel wahrzunehmen, während dieser kognitive Overload verhaltenstechnisch runterkompensiert wird) plus deine Beschreibungen für mich schon danach klingen, als hättest du zumindest einen gut begründeten Verdacht.

Zitat von Ja02:
Dennoch gab es bei mir keinen nennenswerten Leistungsabfall, weder in der Schule noch in der Universität. Natürlich kam es vor, dass ich mich in der Schule mal ablenken ließ oder meine Aufmerksamkeit anderweitig richtete - dennoch habe ich stets alles mitbekommen und ein sehr gutes Abitur abgelegt. Daher frage ich mich, ob sich diese Eigenschaften überhaupt mit ADS vereinbaren lassen.


Ob du es glaubst oder nicht. Es gibt Ärzte, Piloten, Ingenieure, Politiker, Rechtsanwälte, Astronauten und auch Astrophysiker, die trotz oder vielleicht auch wegen ihrer Neurodivergenz selbiges geworden sind, weil die Fähigkeit für das kritische Detail - wenn es richtig kompensiert wird - sehr vorteilhaft ist, wenn es um kognitive Aufgaben geht.

Sicher handelt es sich in den Fällen nicht um den altbekannten Suppenkasper, den man früher gerne als Stereotyp herangezogen hat, aber wie man heutzutage weiß, gibt es verschiedene Ausprägungen und verschiedene Bewältigungsstrategien.

Ein gutes Elternhaus kann ADHS oder ADS auch bis zu einem gewissen Grad abfangen und unauffällig machen. Zumindest für die Außenwelt.

Zitat von illum:
Bemerkbar hat es sich erst dann richtig gemacht, als diese Coping-Strategiem weggefallen sind, und ich ohne diese Strategie einen Weg finden musste - den es nicht gab. Gelernt war gelernt. Man ändert keine 20 Jahre alte Strategie mal eben alleine, sondern im dümmsten Fall - und das war bei mir der Fall - läuft der Topf durch fehlende Kompensation über, und die Neurodivergenz zeigt einem mal, was sie alles kann.

Nämlich absolutes Chaos im Kopf.

Dennoch muss es doch bereits in deiner früheren Kindheit konkrete Anzeichen gegeben haben, welche auf entsprechende Herausforderungen hingewiesen haben, oder nicht? Es liegt nahe, dass du schon damals gezwungen warst, Mechanismen zu entwickeln, um dich selbst zu regulieren und innere Spannungen zu bewältigen. Womöglich sind Kindern, welche an stillem ADS leiden, ihre eigenen Kompensationsstrategien gar nicht immer so bewusst.

In meinem Fall stellt sich mir die Frage, welche Coping-Strategien ich mir angeeignet haben könnte, um ähnlich mit belastenden Situationen umzugehen. Könnte meine übertriebene Hinwendung zu sportlicher Betätigung eine potentielle Coping-Strategie sein?

Zitat von illum:
Wenn ich mutmaßen müsste, waren es die Symptome, der Lebenslauf und die Tatsache, dass serotonerge Medikamente bei mir paradox wirken, dh dass ich durch die Rückkopplung auf den Dopaminspiegel emotional instabiler werde.

Wie haben sich die Medikamente auf dich und deine Stimmung ausgewirkt? Hast du bei der Einnahme von SSRI’s ebenfalls starke Erstverschlimmerungssymptome erlebt, oder war der Übergang eher mild? Ich frage, weil ich nach dem ersten Horrortrip selbst bislang keinen spürbaren Effekt wahrnehme, weiterhin unter Depressionen leide und mich frage, ob dies normal ist.

Zitat von illum:
Da ich dich da soweit kenne, um beurteilen zu können, dass du sehr präzise und detailliert beobachtest, würde ich schon sagen, dass selbiges (ADHS bedeutet sehr viel wahrzunehmen, während dieser kognitive Overload verhaltenstechnisch runterkompensiert wird) plus deine Beschreibungen für mich schon danach klingen, als hättest du zumindest einen gut begründeten Verdacht.

Einen nicht unerheblichen Anteil an diesem kognitiven Overload trage ich jedoch selbst bei, indem ich mich fortwährend mit einer nahezu endlosen Flut an Informationen konfrontiere. Dabei setze ich mich, selbst in den vermeintlich ruhigsten Momenten, wie etwa in meiner eigenen Wohnung und trotz der Abwesenheit anderer Menschen, einer Vielzahl von Reizen aus, die meine mentale Kapazität offenbar überfordern und meine Fähigkeit zu innerer Ruhe erheblich beeinträchtigen. Dieses ständige Überstimulieren meiner Sinne scheint sich in einem Teufelskreis zu manifestieren, in dem ich den Drang verspüre, immer mehr zu konsumieren: Handy und Laptop als Informationsquelle, zum Schachspielen, gelegentlich auch zum Zocken. Nebenbei wird eine Serie geguckt oder ein Buch gelesen. Dann bin ich hier im Forum aktiv, höre zeitgleich Musik, rechne, lese noch ein weiteres Buch, bearbeite meine Duolingo-App,…

Zitat von illum:
Sicher handelt es sich in den Fällen nicht um den altbekannten Suppenkasper, den man früher gerne als Stereotyp herangezogen hat, aber wie man heutzutage weiß, gibt es verschiedene Ausprägungen und verschiedene Bewältigungsstrategien.

Ein gutes Elternhaus kann ADHS oder ADS auch bis zu einem gewissen Grad abfangen und unauffällig machen. Zumindest für die Außenwelt

Abgesehen von der frühkindlichen Manifestation von leichter Ungeduld und latenter motorischer Unruhe in der Grundschule, müsste ich die meisten Symptome weitgehend kompensiert haben.

Angesichts der Informationen, welche du über mich und meine Schilderungen hast, würdest du eine Zuordnung meiner Eigenschaften in den Bereich der Neurodiversität in Erwägung ziehen? Ich finde es persönlich halt schwierig, eine adäquate Selbsteinschätzung vorzunehmen, insbesondere im Hinblick auf mögliche subklinische Erscheinungen oder Kompensationsmechanismen.

Zitat von Ja02:
Dennoch muss es doch bereits in deiner früheren Kindheit konkrete Anzeichen gegeben haben, welche auf entsprechende Herausforderungen hingewiesen haben, oder nicht?


Hm. Ja, schon, aber eher subtiler Art. Die Emotionsregulierung war schon immer recht auffällig, dh dass ich sehr sensibel war, leicht von Klassenkameraden provoziert werden konnte und zB beim Fußball ein sehr schlechter Verlierer war - im Sinne von 120% gespielt und trotzdem verloren = sehr traurig und wütend auf mich selbst.

Dass ich diese, von anderen ausgemachte Schwäche irgendwann - glaub es war die 5. oder 6. Klasse auf dem Gymnasium - mit gewalttätigen Gegenreaktionen kompensiert habe (also mich so gewehrt hab, dass es sich nicht mehr getraut wurde) war dann vermutlich der pubertierende Wandel durch Testosteron, zumal ich durch die 120%-Einstellung auch nicht von mehreren Mitschülern kleinzukriegen war.

Aber ansonsten: Nein. Mir persönlich ist nur in Erinnerung, dass ich die 3. Klasse überspringen sollte, aber meine Mutter - die übrigens auch Pädagogin ist - Angst hatte, dass ich den älteren Mitschülern dann ausgeliefert sei, weshalb das nicht erfolgt ist.

In den Zeugnissen stand von Klasse 1 bis 4 bzgl. ADHS nur, dass ich sehr verträumt, zurückhaltend und schüchtern sei, bei gleichzeitiger emotionaler Labilität für Misserfolge und Streitigkeiten mit Mitschülern. Ansonsten nichts konkretes.

Zitat von Ja02:
Womöglich sind Kindern, welche an stillem ADS leiden, ihre eigenen Kompensationsstrategien gar nicht immer so bewusst.


Richtig. Als kleines Kind kapiert man ja nicht, dass das was man gerne macht - bei halt extrem viel Sport, von 6 bis 6 toben, ohne Mittag zu essen, abends 4 Stunden malen oder Klavier spielen, Theaterstücke mit Indianer-Figuren proben usw - alles schon kleine Bewältigungsstrategien waren, um die kognitive Überlastung durch körperliche oder geistige Überbeschäftigung abzulassen.

Ich hab's gemacht, weil ich mich dann besser gefühlt habe, nicht weil ich wusste, ich mache das, weil mein geringer Dopaminspiegel nach neuen Abenteuern schreit.

Zitat von Ja02:
In meinem Fall stellt sich mir die Frage, welche Coping-Strategien ich mir angeeignet haben könnte, um ähnlich mit belastenden Situationen umzugehen. Könnte meine übertriebene Hinwendung zu sportlicher Betätigung eine potentielle Coping-Strategie sein?


Ja. Exzessiver Sport ist so eine typische Sache, aber auch eine extrem hohe Kreativität, die sich auch in sehr abstrakten Gedankenkonstrukten oder eine sehr schrägen Humor zeigen kann.

Im Grunde kann man es darauf runterbrechen, was im Gehirn neurologisch passiert, um darüber die Konsequenzen und verhaltenstechnischen Gegenreaktionen zu schlussfolgern.

Das chronische Ungleichgewicht der Neurotransmitter sorgt dafür, dass das Gehirn immer beschäftigt werden will, um keinen Leerlauf zu haben, der sich wie eine Qual anfühlt. Das heißt, alles was Futter für das Gehirn ist (dH was die Synthese von Dopamin und Noradrenalin organisch durch die Selbstbeschäftigung anfeuert) ist bei ADHS auffällig exzessiv. Sport, Kunst, Wissen, Musik, Abenteuerlust, Neugierde. Nicht zwingend alles zusammen, aber in jedem Fall auffällig viel.

Zitat von Ja02:
Wie haben sich die Medikamente auf dich und deine Stimmung ausgewirkt?


Nicht gut. Ich wurde davon extrem agitiert. Es hat nicht mehr viel gefehlt, und ich hätte *beep* und laut lachend auf dem Marktplatz getanzt. Hypomanisch.

Zitat von Ja02:
Hast du bei der Einnahme von SSRI’s ebenfalls starke Erstverschlimmerungssymptome erlebt, oder war der Übergang eher mild?


Ich hab gedacht, ich hätte D rogen genommen oder 3 Kaffee auf Ex getrunken.

Zitat von Ja02:
Ich frage, weil ich nach dem ersten Horrortrip selbst bislang keinen spürbaren Effekt wahrnehme, weiterhin unter Depressionen leide und mich frage, ob dies normal ist.


Du bist immernoch bei Esci auf 10 oder hat sich an der Dosis mittlerweile was geändert?

Ich glaub wir hatten auch mal über nen Wechsel zu Duloxetin geschrieben oder?

Es gibt halt Patienten, die ADHS und Depressionen haben, bei denen funktioniert die Kombination mit Noradrenalin besser, weil das Dopamin kontern will, aber normalerweise sind die typischem Medikamente nur für ADHS reine Noradrenalin- und Dopamin-Modulatoren, was eben dann sehr beruhigend, fast sedierend wirkt, wenn das Rauschen plötzlich still ist.

Zitat von Ja02:
Einen nicht unerheblichen Anteil an diesem kognitiven Overload trage ich jedoch selbst bei, indem ich mich fortwährend mit einer nahezu endlosen Flut an Informationen konfrontiere. Dabei setze ich mich, selbst in den vermeintlich ruhigsten Momenten, wie etwa in meiner eigenen Wohnung und trotz der Abwesenheit anderer Menschen, einer Vielzahl von Reizen aus, die meine mentale Kapazität offenbar überfordern und meine Fähigkeit zu innerer Ruhe erheblich beeinträchtigen. Dieses ständige Überstimulieren meiner Sinne scheint sich in einem Teufelskreis zu manifestieren, in dem ich den Drang verspüre, immer mehr zu konsumieren: Handy und Laptop als Informationsquelle, zum Schachspielen, gelegentlich auch zum Zocken. Nebenbei wird eine Serie geguckt oder ein Buch gelesen. Dann bin ich hier im Forum aktiv, höre zeitgleich Musik, rechne, lese noch ein weiteres Buch, bearbeite meine Duolingo-App,…


Mjo. Das ist so ein typischer ADHS-Move, sag ich mal so. 5 Baustellen gleichzeitig. Oder wie ich immer sage: Ein Zirkusjongleur in Shorts - weil vorher die Hose anzuziehen halt nicht so wichtig ist, wenn man eine neue, gute Idee hat, die sofort umgesetzt werden muss️

Zitat von Ja02:
Angesichts der Informationen, welche du über mich und meine Schilderungen hast, würdest du eine Zuordnung meiner Eigenschaften in den Bereich der Neurodiversität in Erwägung ziehen?


Zumindest würde ich dir raten, es mal richtig abklären zu lassen, denn wenn es nicht so ist, dann hast du eine mögliche Ursache ausgeschlossen und wenn so ist, kann man dir dabei helfen, diesen inneren Druck abzukühlen.

Es gibt uA sehr viele medikamentöse Varianten - von stimulierend bis nicht-stimulierend oder atypisch, aber auch spezielle Mediationsübungen, Körpertherapie, Ernährungsratschläge (Essen bzw. Gluten, Zuckerarten, Fette, Alk. usw spielt auch ne wichtige Rolle) und Verhaltenstherapien, die konkret auf ADHS zugeschnitten sind.

Nur muss man dafür erstmal die Diagnose haben.

Zitat von illum:
Das chronische Ungleichgewicht der Neurotransmitter sorgt dafür, dass das Gehirn immer beschäftigt werden will, um keinen Leerlauf zu haben, der sich wie eine Qual anfühlt. Das heißt, alles was Futter für das Gehirn ist (dH was die Synthese von Dopamin und Noradrenalin organisch durch die Selbstbeschäftigung anfeuert) ist bei ADHS auffällig exzessiv. Sport, Kunst, Wissen, Musik, Abenteuerlust, Neugierde. Nicht zwingend alles zusammen, aber in jedem Fall auffällig viel.

Ich zögere, dieses Thema hier öffentlich anzusprechen, aber würdest du grundsätzlich einen signifikanten Zusammenhang zwischen ADS und HB annehmen? Es scheint, dass sowohl bei ADS als auch bei HB der Mangel an kognitivem Input und die Unerträglichkeit von Leerlauf zu Frust und letztlich tiefgreifenden psychischen Problemen führen können.

Auch ich merke, wie mein Körper nach Dopamin verlangt, obwohl mein Bedürfnis nicht unbedingt durch Erfolg oder Anerkennung befriedigt werden sollte (was aktuell der Fall ist), sondern auf andere Weise. Und vermutlich erklärt sich die Wahl von Sport als weitere Maßnahme durch die Tatsache, dass körperliche Aktivität nachweislich die Dopaminrezeptoren aktiviert und somit eine unmittelbare Möglichkeit bietet, dieses neurochemische Defizit zu adressieren.

Zitat von illum:
Du bist immernoch bei Esci auf 10 oder hat sich an der Dosis mittlerweile was geändert?

Ich glaub wir hatten auch mal über nen Wechsel zu Duloxetin geschrieben oder?

Es gibt halt Patienten, die ADHS und Depressionen haben, bei denen funktioniert die Kombination mit Noradrenalin besser, weil das Dopamin kontern will, aber normalerweise sind die typischem Medikamente nur für ADHS reine Noradrenalin- und Dopamin-Modulatoren, was eben dann sehr beruhigend, fast sedierend wirkt, wenn das Rauschen plötzlich still is

Das ist korrekt; mein Arzt möchte die Dosis nicht verringern.

Darüber hatten wir uns ausgetauscht, ja.

Ist das so, weil die typischen ADHS-Medikamente primär als Modulatoren der Dopamin- und Noradrenalin-Rezeptoren wirken und die Wiederaufnahme dieser Neurotransmitter hemmen oder ihre Freisetzung verstärken? Aber könnte nicht die plötzliche und starke Erhöhung der synaptischen Konzentration von Dopamin und Noradrenalin zu einer Überstimulation führen, welche zwar das (quasi) „Rauschen“ dämpft, jedoch auch zu einer kognitiven Dämpfung führt, welche dann in eine gewisse geistige Trägheit mündet?

Zitat von illum:
Ja, schon, aber eher subtiler Art. Die Emotionsregulierung war schon immer recht auffällig, dh dass ich sehr sensibel war, leicht von Klassenkameraden provoziert werden konnte und zB beim Fußball ein sehr schlechter Verlierer war - im Sinne von 120% gespielt und trotzdem verloren = sehr traurig und wütend auf mich selbst.

Demnach hattest auch du ein nennenswertes Problem damit, mit Niederlagen umzugehen. Wie lange hielt der daraus resultierende Frust bei dir in der Regel an?

Wie du weißt, plagt auch mich eine tief verwurzelte Angst vor dem Versagen oder Unvermögen, etwas in perfekter Weise zu vollbringen. Rückblickend betrachtet, haben mich bereits geringfügige Misserfolge in meiner Vergangenheit, sei es im Bereich der Leichtathletik oder beim Klavierspielen, enorm belastet - z.B. die Momente, in denen ich mich beim Vorspielen verspielte, hinterließen bei mir einen wirklich bleibenden Eindruck der Unzulänglichkeit.
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Zitat von Ja02:

...

Zitat von Ja02:
Ich zögere, dieses Thema hier öffentlich anzusprechen, aber würdest du grundsätzlich einen signifikanten Zusammenhang zwischen ADS und HB annehmen?


Hm, schwierig. Grundsätzlich würde ich sagen, das ADS durch die Eigenschaft der hohen Reizaufnahme förderlich ist, um einen aufgeweckten Menschen zu formen und ein kognitives Potential optimaler auszureizen, aber ob damit zwingend eine manifestierte HB einhergeht, ist mAn anatomisch fraglich.

Ich habe ja bedingt durch das Milieu der Selbstmedikation viele AD(H)Sler kennengelernt - zumindest war es mMn sehr auffällig - die, obschon sie sehr effektiv und geistig wach waren, im Vergleich zu ihren Artgenossen nicht unbedingt als HB einzuschätzen wären.

Es war immer spannend den stark assoziativen Inhalten zu folgen, ja, aber was die allgemeine Auffassungsgabe bzw. Lernfähigkeit betrifft, nicht unbedingt immer the yellow of the egg, um dort HB anzunehmen.

Zitat von Ja02:
Es scheint, dass sowohl bei ADS als auch bei HB der Mangel an kognitivem Input und die Unerträglichkeit von Leerlauf zu Frust und letztlich tiefgreifenden psychischen Problemen führen können.


Das ist richtig. Kompliziert wird es, wenn beides aufeinander trifft.

Meiner Meinung nach ist das entscheidende Stichwort: Exekutivfunktionen.

HB - isoliert - kann normgerecht planen, strukturieren und organisieren.

AD(H)S - isoliert - hat genau damit Probleme.

Beides zusammen potenziert den Leidensdruck mMn enorm, weil der hohe Input + hohe Auffassungsgabe + Störung der exekutiven Funktionen dreifach belastet.

Zitat von Ja02:
Auch ich merke, wie mein Körper nach Dopamin verlangt, obwohl mein Bedürfnis nicht unbedingt durch Erfolg oder Anerkennung befriedigt werden sollte (was aktuell der Fall ist), sondern auf andere Weise. Und vermutlich erklärt sich die Wahl von Sport als weitere Maßnahme durch die Tatsache, dass körperliche Aktivität nachweislich die Dopaminrezeptoren aktiviert und somit eine unmittelbare Möglichkeit bietet, dieses neurochemische Defizit zu adressieren.


Jo. Das Belohnungszentrum wird ständig gefordert, um die Synthese von Dopamin und Noradrenalin zu befördern. Sport ist dafür mMn die beste, weil vielleicht auch natürlichste und gesündeste Wahl für den geborenen Marathonläufer Mensch.

Zitat von Ja02:
Ist das so, weil die typischen ADHS-Medikamente primär als Modulatoren der Dopamin- und Noradrenalin-Rezeptoren wirken und die Wiederaufnahme dieser Neurotransmitter hemmen oder ihre Freisetzung verstärken?


Richtig.

Zitat von Ja02:
Aber könnte nicht die plötzliche und starke Erhöhung der synaptischen Konzentration von Dopamin und Noradrenalin zu einer Überstimulation führen, welche zwar das (quasi) „Rauschen“ dämpft, jedoch auch zu einer kognitiven Dämpfung führt, welche dann in eine gewisse geistige Trägheit mündet?


Hmnö. Eher das Gegenteil. Die Fähigkeit ohne Hintergrundrauschen denken zu können, macht die Gedanken bzw. den Kopf noch klarer. Während der Eindosierung (ähnlich wie bei ADs) kann es aber schon zu einer vorrübergehenden Beeinträchtigung kommen, aber die ist nicht schwerwiegend und auch nicht nachhaltig. Es ist nur, hm, ungewöhnlich, dass es so leise ist und daran muss sich gewöhnt werden.

Einzig problematisch ist uA bei den stimulierenden Medikamenten wie Ritalin - und das kann ich bestätigen - die Eigenschaft, die emotionale Regulierung zu dämpfen.

Das heißt: Ja, man ist nicht mehr so frustriert, aber ja, man fühlt die positiven Spitzen auch nicht mehr in gleichen Maße. Aber das ist natürlich ein höchst subjektiver Punkt und zudem gibt es wiegesagt eine breite Palette an Wirkstoffen, die denkbar sind und die diese mögliche NW nicht oder nur minimal haben.

Zitat von Ja02:
Demnach hattest auch du ein nennenswertes Problem damit, mit Niederlagen umzugehen. Wie lange hielt der daraus resultierende Frust bei dir in der Regel an?


Pff, schwierig das pauschal zu sagen, aber es kann auch mal mehrere Tage angehalten haben, bis ich mich wieder richtig beruhigt hatte. Meistens ging es schneller, aber die Ausnahmen waren vorhanden.

Bin ja später vom Gymnasium geflogen, weil ich bedingt durch die Scheidung meiner Eltern komplett abgedriftet bin, und quasi gar nicht mehr da oder nur noch angetrunken, bek ifft oder auf Sp eed. Ich war letztlich nur noch zu den Arbeiten da, hab die schnell abgegeben, mir den Rucksack geschnappt und bin wieder los.

Tja. Und dann hieß es natürlich: Leistungen sind gut, aber er ist ja nie da und wenn dann nur angetrunken. Verweis 1, Verweis 2, Elterngespräch: Kann aufgrund von Fehlzeiten nicht versetzt werden + Schulausschluss. Versuchen sie es mal auf der Nachbarschule. Joar. Da hab ich mich dann aber auch nur durch die Mädchenumkleide gev ögelt und ansonsten die Zeit wie im Knast abgesessen, mit Kopfhörern im Ohr und Graffitis. Aber ich war oft genug da, um nicht wieder rausfliegen zu können️

Zitat von Ja02:
Wie du weißt, plagt auch mich eine tief verwurzelte Angst vor dem Versagen oder Unvermögen, etwas in perfekter Weise zu vollbringen.


Genau. Das kenne ich auch. Aber ich hatte dann irgendwann angefangen dieses Gefühl loszulassen. Manchmal sticht es mich noch, aber dann lässt es auch wieder nach, weil ich merke, dass ich mich andernfalls zu sehr aufreibe. Vielleicht ein Selbstschutzmechanismus. Bin nicht ganz sicher.

Zitat von Ja02:
Rückblickend betrachtet, haben mich bereits geringfügige Misserfolge in meiner Vergangenheit, sei es im Bereich der Leichtathletik oder beim Klavierspielen, enorm belastet - z.B. die Momente, in denen ich mich beim Vorspielen verspielte, hinterließen bei mir einen wirklich bleibenden Eindruck der Unzulänglichkeit.


Verstehe ich absolut. Ob das jetzt zwingend mit direkt mit ADS als Verdacht zusammenhinge ist mMn fraglich, aber die charakterlichen Komorbiditäten von ADS sind halt sehr, sehr komplex und die Coping-Strategie von Kontrolle kann sowohl dadurch kommen, als auch eine andere Ursache haben.

Was sagt denn dein Therapeut zu dem ganzen Thema?

Zitat von illum:
Hm, schwierig. Grundsätzlich würde ich sagen, das ADS durch die Eigenschaft der hohen Reizaufnahme förderlich ist, um einen aufgeweckten Menschen zu formen und ein kognitives Potential optimaler auszureizen, aber ob damit zwingend eine manifestierte HB einhergeht, ist mAn anatomisch fraglich.

Ich zweifle ebenfalls daran, dass ADS und HB dieselben biologischen Mechanismen zugrunde liegen, bzw. weiß eigentlich, dass dies gar nicht der Fall sein kann. Im Rahmen „intensiver“ Recherche bin ich lediglich auf einige Fälle gestoßen, in denen bei Kindern bereits im Grundschulalter sowohl ADS als auch HB diagnostiziert wurden. Das eine scheint das andere somit nicht auszuschließen.

Zitat von illum:
Es war immer spannend den stark assoziativen Inhalten zu folgen, ja, aber was die allgemeine Auffassungsgabe bzw. Lernfähigkeit betrifft, nicht unbedingt immer the yellow of the egg, um dort HB anzunehmen.

Wäre es in diesen spezifischen Fällen nicht denkbar, dass das vorliegende Aufmerksamkeitsdefizit als ein hemmender Faktor wirkt, der die kognitiven Ressourcen der Betroffenen derart beansprucht, dass ihre Fähigkeit, hochkomplexe Lerninhalte zu erfassen und zu verarbeiten, lediglich beeinträchtigt wird, eine hohe Intelligenz also per se gegeben ist?

Ich kann mich mit dem Aspekt irgendwie weniger identifizieren, da meine Auffassungsgabe grundsätzlich gut entwickelt ist und ich in der Regel schnell verstehe.

Zitat von illum:
HB - isoliert - kann normgerecht planen, strukturieren und organisieren.

AD(H)S - isoliert - hat genau damit Probleme.

Beides zusammen potenziert den Leidensdruck mMn enorm, weil der hohe Input + hohe Auffassungsgabe + Störung der exekutiven Funktionen dreifach belastet

Das erscheint mir durchaus plausibel. Ich neige zunehmend dazu, in den nächsten Monaten eine Untersuchung in Erwägung zu ziehen, auch wenn es nicht ausgeschlossen ist, dass ich mich in das Thema gerade unnötig hineinsteigere und möglicherweise eine Überbewertung meiner Situation vornehme.

Zitat von illum:
Bin ja später vom Gymnasium geflogen, weil ich bedingt durch die Scheidung meiner Eltern komplett abgedriftet bin, und quasi gar nicht mehr da oder nur noch angetrunken, bek ifft oder auf Sp eed. Ich war letztlich nur noch zu den Arbeiten da, hab die schnell abgegeben, mir den Rucksack geschnappt und bin wieder los.

Tja. Und dann hieß es natürlich: Leistungen sind gut, aber er ist ja nie da und wenn dann nur angetrunken. Verweis 1, Verweis 2, Elterngespräch: Kann aufgrund von Fehlzeiten nicht versetzt werden + Schulausschluss. Versuchen sie es mal auf der Nachbarschule. Joar. Da hab ich mich dann aber auch nur durch die Mädchenumkleide gev ögelt und ansonsten die Zeit wie im Knast abgesessen, mit Kopfhörern im Ohr und Graffitis. Aber ich war oft genug da, um nicht wieder rausfliegen zu können

Warst du dir währenddessen der Tatsache bewusst, dass dein Verhalten in einem gewissen Maße selbstdestruktiv war, oder hatte es für dich zu jenem Zeitpunkt eher eine untergeordnete Bedeutung? Wie haben deine Eltern in dieser Phase reagiert?

Ich muss zudem sagen, dass ich es ausgesprochen beeindruckend finde, wie tiefgründig du in der Lage bist, dich und deine Handlungen selbst in dieser Hinsicht zu reflektieren.

Zitat von illum:
Verstehe ich absolut. Ob das jetzt zwingend mit direkt mit ADS als Verdacht zusammenhinge ist mMn fraglich, aber die charakterlichen Komorbiditäten von ADS sind halt sehr, sehr komplex und die Coping-Strategie von Kontrolle kann sowohl dadurch kommen, als auch eine andere Ursache haben.

Stimmt, die Angst vor dem Scheitern kann in der Tat aus verschiedenen Quellen stammen, insbesondere auch aus sozialisationstheoretischen Prozessen. Ich würde sagen, dass Erfahrungen wie übermäßige Leistungsanforderungen während der früheren Entwicklungsphasen bei mir vielleicht zu einer gewissen internalisierten Misserfolgsangst geführt haben.

Zitat von illum:
Was sagt denn dein Therapeut zu dem ganzen Thema?

Da ich mich seit meinem Therapieabbruch bislang nicht erneut in therapeutische Behandlung begeben habe, gar nichts. Abgesehen von einem kurzen Austausch mit meinem Bruder habe ich mit niemandem über dieses Thema gesprochen. Meine Eltern würden mich in dieser Hinsicht vermutlich weder ernst nehmen noch unterstützen, sondern stattdessen darauf verweisen, dass ja bereits die Untersuchung vor etwa 17 Jahren keine relevanten Ergebnisse erbracht habe.

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