Zitat von Williams:bist du ein schüchterner Mensch und wie hast du es bemerkt dass Du an soziale phobie leidest?
Das ist bei mir eine kompliziertere Geschichte. Als Kind bis ca. 11 Jahren war ich genau das Gegenteil. Ich stand gern im Mittelpunkt, habe mich gern produziert und bei Aufführungen von der Schule mitgemacht und hatte ein großes Selbstbewusstsein.
Ich war aber immer schon pummelig und als Teenager wurde mir das bewusst, zumal meine Mutter mich ständig auf Diät setzen wollte. Ich fing an, Hemmungen zu haben, dachte, dass ich meinen Eltern durch mein Aussehen Schande mache usw. Von da an, habe ich mich immer mehr im Hintergrund gehalten, zumindest mal körperlich. Es machte mir in der Schule nichts aus, aus meiner Bank heraus, mitzuarbeiten, vorzulesen usw., aber es war mir sehr unanganehm, z.B. an die Tafel zu gehen und etwas anzuschreiben. Zum Glück war es zu meiner Schulzeit eher unüblich so etwas zu machen oder sich z.B. vorne hinzustellen und Referate zu halten und Präsentationen zu machen, das gab es gar nicht.
An der Uni war es so ähnlich. Referate habe ich so weit es ging vermieden und wenn man welche halten musste, konnte man an seinem Platz sitzen bleiben und einfach vorlesen, was man geschrieben hat.
Einen kleinen Freundeskreis hatte ich trotzdem immer und war damit glücklich. So einfach auf Fremde zugehen und schnell Freundschaften schließen konnte ich nie. Durch sehr viele Umzüge und Schulwechsel (ich war auf fünf verschiedenen Grundschulen in drei verschiedenen Ländern und später habe ich 4 Mal das Gymnasium wechsen müssen), war ich sehr oft in der Situation, mich neu einleben zu müssen. Es hat hat immer Monate gedauert, aber ich habe es immer geschafft, mich mit einigen anzufreunden.
Richtig schlimm wurde es erst, als ich meine erste Stelle als Lehrerin antrat. Im Referandariat, ging es noch ganz gut, weil ich mich im Schutz meiner Ausbilder fühlte, aber als ich dann mit der ersten Stelle auf mich allein gestellt und allein verantwortlich war, wurde es immer schlimmer und es hat mich so krank und depressiv, gemacht, dass ich nach 20 Jahren den Beruf aufgeben musste. Ich hatte dir ja schon davon geschrieben.
Die Diagnose soziale Phobie bekam ich erst 2009, als ich in der Reha war. Und dann in der ambulanten Therapie, die ich 2011 anfing, bekam ich noch die Diagnose ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung. Das ist eine erweiterte Form von sozialer Phobie.