Seit ich denken kann,bin ich ein unschlüssiger Mensch, welcher nicht aus sich herauskommt. Ich bin artig und habe wenig Selbstvertrauen. Lange habe ich darüber nachgedacht, warum ich nicht aus mir herauskomme und vor Kurzem ist mir etwas aufgefallen. Ich habe einen älteren Bruder, welcher geistig schwer behindert ist, d.h. nicht ansprechbar und Pflegefall. Als ich klein war, erkannte ich schnell, dass mein Bruder die Vorbildfunktion nicht übernehmen konnte. Da ich Mitleid mit ihm hatte, habe ich wahrscheinlich gedacht, wenn mein Bruder nicht glücklich ist (er vegetiert vor sich hin), dann darf ich auch nicht glücklich sein. So gab es viele Momente in meiner Kindheit, in welchen ich bspw. gleichaltrige Jungen und Mädchen freundlich abgewiesen habe, welche sich mit mir anfreunden wollten. Ich war stets en gutmütiger Einzelgänger, aber von meiner Umgebung gemocht.
Vor kurzem erst schaute ich mir alte Fotoalben von meinem Bruder auf Klassenfahrten mit seiner Förderschule an. Auch, wenn man aus den Bildern schliessen konnte, dass die Erzieher den Kindern Lebendfreude vermitteln wollten, konnte ich die Fotos mit den geistig Eingeschränkten nicht ertragen und musste heulen. Das ist so schon mehrmals vorgekommen. Wie kann ich mich damit abfinden, dass mein Bruder eingesperrt ist in seinem Körper, aufhören, mir Sorgen zu machen und glücklich werden?
Ich bedanke mich für jede Antwort.
26.11.2016 00:55 • • 03.12.2016 #1