Hallo,
ich komme aus Bielefeld. Bin erst seit einigen Tagen in diesem Forum. Einer Selbsthilfegruppe würde ich auch gerne beitreten.
Seit Ende Februar diesen Jahres leide ich unter ständigen, sehr starken Panikattacken.
Bei mir fing alles bei der Arbeit an. Ich ging eine Woche lang morgens mit Bauchschmerzen und Schwindel zur Arbeit. Während der Arbeitszeit aß ich nichts und konnte mich auch nicht auf meine Arbeit konzentrieren. Ich war mit mir selbst und meinen körperlichen Symptomen, sowie meinen komischen Gedanken beschäftigt, das mir etwas passieren könne. Nach dieser Woche suchte ich meinen Hausarzt auf. Ich war am Boden zerstört. Dieser schickte mich zu einem Psychologen. Ab dann verschlechterte sich mein Zustand total. Ich konnte nichts mehr alleine machen. Ich hatte Angst zu sterben. Meine körperlichen Symptome waren: Bauchschmerzen, Schwindel, Atemnot, Herzrasen, absolutes Unwohlsein. Ich lag nur noch im Bett, aß nichts (habe 8kg abgenommen und sah auch keinen Sinn mehr im Leben).
Ich war nicht mehr in der Lage nur einen Fuß alleine vor die Tür zu setzen. Mein zu Hause gab und gibt mir ein Gefühl der Sicherheit. Mein Psychologe meint, dass ich unter schweren Depressionen leide. Ich wurde krankgeschrieben. Außerdem schlug mein Psychologe vor, mich einweisen zu lassen. Doch dies wollte ich nicht. Ich hatte Angst davor. Ich bin doch eigentlich ein normaler Mensch. Außerdem dachte ich, dass ich es dort auch nicht aushalten würde. Ich muss nach Hause und zu meiner Freundin, mit der ich zusammmen wohne.
Durch Gespräche wurde geklärt, dass ich Angst vor der Angst habe und das meine Probleme hausgemacht sind.
Natürlich, ich rede sie mir ja auch ein. Aber warum?!
Mittlerweile bin ich soweit, dass ich eine Wiedereingliederung mache. Allerdings verläuft dies mit Höhen und Tiefen. Mal geht es gut und ich halte es bei der Arbeit aus und mal schaffe ich es überhaupt nicht (dann bekomme ich meist starke Panikattacken).
Wenn ich mich körperlich schon schlecht fühle und dann zur Arbeit fahre, dann wird es auch nicht besser und ich ergreife die Flucht, indem ich wieder nach Hause fahre. Erst wenn ich wieder zu Hause bin, geht es mir nach einiger Zeit besser. Hier hilft es dann auch nicht, wenn ich Entspannungsübungen mache, oder mir einrede, dass es egal ist, wenn ich z.B. umkippe.
Wenn allerdings etwas mit meiner Freundin unternehme, was in der Nähe unseres zu Hauses ist, so halte ich dies meistens ohne Probleme aus, solange es keine geschlossenen Räume sind und ich immer weiß, das ich flüchten kann.
Wie es wahrscheinlich zu meiner Angst kam:
Ich habe Mathematik studiert. Dort habe ich auch meine jetzige Freundin kennengelernt, mit der ich zusammenlebe. Als Student hat man seine Pflichten (Lernen, Prüfungen, etc.), aber auch seine Freiheiten (viel Freizeit). Ohne Zweifel, dies war eine wunderschöne Zeit. Nun ja.
Im Oktober 2006 habe ich mein Diplom erfolgreich bestanden. Ich habe die Diplomarbeit in einer Firma geschrieben, in der ich mich sehr wohl fühle und auch mit allen Kollegen klar komme. Während der Diplomphase war ich 2x in der Woche beim Arbeitgeber und den Rest von zu Hause aus erledigt. Dies hat alles super funktioniert.
Seit November 2006 arbeite ich in der Firma, in der ich meine Diplomarbeit schrieb. Sie haben mich übernommen. Seitdem fahre ich jeden Tag 30 km hin und 30 zurück bei einer 37,5 Std.woche.
Jeden Tag sitze ich nun im Büro und arbeite. Mal habe ich zu tun und der Tag geht schnell rum und mal ist absolut nichts los und ich langweile mich 8 Stunden lang. Diese Zeit ist fürchterlich für mich. Ich weiß nicht recht, was ich machen soll. Dies belastet mich schon.
Sicherlich, das ist erstmal ne Umgewöhnung.
Jedoch treibe ich auch viel Sport. Ich gehe 6x die Woche ins Fitnessstudio und stemme Gewichte. Dies mache ich schon seit 5 Jahren. Das tut gut. Das will ich auch nicht missen. Natürlich fällt einem das Training nach einem harten, langweiligen Tag schwerer als üblich, aber es ist ok.
Ich brauche etwas Bewegung und den ganzen Tag nur im Büro zu setzen...(nicht gut, wenn man nichts zu tun hat)
Dann ist es abend und ich sehe meine Freundin. Wir essen, unterhalten uns, gucken fern und dann gehen wir schlafen.
Und täglich grüßt das Murmeltier...(der nächste Tag läuft genauso ab)
Hier vermisse ich, dass ich kaum noch Zeit mit meiner Freundin verbringen kann (da war die Studienzeit doch das wahre Paradies).
An manchen Tagen kam es mir vor, als ob ich nicht alles unter den Hut kriegen würde: Arbeit, Fitness, Freundin. Damit meine ich, dass ich alles zeitlich nicht schaffe.
Das hat mich ehrlich gesagt ein wenig belastet.
Diesen Tagesablauf habe ich bis Ende Februar 2007 ausgehalten bzw. erlebt, bis es dann zu meiner Krankheit kam.
Noch ein paar Worte zu meiner Freundin:
Sie versteht meine Krankheit nicht wirklich. Das kann ich aber auch verstehen. Hätte mir jemand seinen Zustand geschildert, wenn ich Gesund wäre, ich hätte vielleicht auch nicht ganz dran geglaubt, ihn aber trotzdem unterstützt.
Hierbei belastet mich aber, dass ich mit meiner Freundin nicht ganz offen reden kann und das ich sie in mancher hinsicht belügen muss. Sie sagt immer, reiß dich zusammen, du hast doch nichts....
Mit der Wiedereingliederung meint sie, ach komm arbeite wieder normal, ist doch alles gut, dabei ist überhaupt nichts gut. Ich sage ihr, das ich bei der Arbeit war, obwohl das gar nicht stimmt etc.
Manchmal droht sie mir, dass sie mit mir Schluß machen würde, wenn nicht bald alles wieder normal sei und ich regelmäßig arbeiten gehen...
Au man, das tut schon weh.
........
Gruß
ulrich
08.08.2007 10:19 •
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