L.
vor ein paar Wochen habe ich diese Seite entdeckt und dachte, daß es mir gut tun würde, eure Beiträge zu lesen....Leider hat es mich ein wenig runtergezogen, weil es soviel Menschen gibt, die solange etwas gegen ihre Beschwerden suchen und plötzlich hatte ich furchtbare Angst, daß ich mein Leben lang mit der Symptomatik mit dieser Intensität leben muß.
Ich habe seit 4 Jahren starke Beschwerden, was meinen Reizmagen angeht. 3 Magenspiegelungen, 1 Aufenthalt in einer psychosomatischen Abteilung, seit 2 1/2 Jahren Gesprächstherapie, Akupunktur, Homöphatie, diverse Medikamente und zwischendurch auch mal für 8 Monate das Antidepressivum Cepramil....Ich war zwischenzeitlich sogar für 1 Jahr krankgeschrieben, weil ich nichts mehr machen konnte...nicht mehr arbeiten, nicht mehr bahn fahren, nicht mehr ausgehen, ich konnte noch nicht einmal mehr menschen in meine wohnung lassen, weil ich immer angst hatte, daß ich mich gleich übergeben muß.Es ist ein einziges Auf und Ab. Zurzeit versuche ich es mit einer Hypnosetherapie nach Milton-Erickson und Shiatsu.
Das was mir scheinbar am meisten geholfen hat, war wenn ich ernst genommen wurde und leider das Antidepressivum, was mich nach einem halben Jahr Krankschreibung aus meinem Loch herausgeholt hat. Ich habe mir alles in harter arbeit zurückeroberte: ich bin wieder bahn gefahren, bus, ich bin wieder ausgegangen, habe sogar wieder eine beziehung begonnen und bin auch wieder arbeiten gegangen.... Ich wollte es nur gerne ohne schaffen und habe es relativ schnell wieder abgesetzt (8 Monate). Nach nun 1 1/2 Jahren bin ich wieder realtiv weit unten angekommen, obwohl ich dachte, daß ich die beschwerden zumindest meistens im Griff habe....Aber scheinbar ist das so, daß es sofort wieder losgeht, wenn Themen berührt werden (z.B. im Privatleben), die hinter diesem Symptom stehen. Denn ich denke, bei der Reizdarm-, magen-problematik geht es ausschließlich um die Psyche. Nur scheinbar ist auch bei Euch wie bei mir das Symptom oft so übermächtig, daß man sich gar nicht, um das Dahinter kümmern kann. Ich bin mittlerweile ziemlich verwirrt, durch die Dinge, die meine Therapeutin sagt, wie ich z.B. vielleicht handeln sollte und mit meinen Gefühlen umgehen sollte, damit das Symptom vielleicht besser wird. Freunde versuchen mir zu helfen und sprechen immer davon, daß man das akzeptieren muß und versuchen muß, trotzdem damit sein Leben zu leben....Da werde ich manchmal richtig wütend. Es ist so schwer mit ständiger Übelkeit, Sodbrennen, Magenschmerzen alles zu machen, was man gerne machen möchte...Was ich aber interessant finde, ist das ich scheinbar einen Einfluß auf mein Symptom habe...Geht euch das auch so? Z.B. heute sitze ich im Büro und bin froh, daß ich den Tag gleich irgendwie überstanden habe. Habe kaum gegessen, kaum getrunken...Aber wenn ich gleich nach Hause fahre, wird es sich etwas besseren das Symptom....So geht es mir öfter...Wenn ich irgendwo bin und ich das Gefühl habe, ich muß jetzt nach hause, weil mein Magen zu blöd ist und ich gehe dann, wird es in dem Augenblick etwas besser....Beobachtet das von Euch auch Jemand?
Ich könnte noch soviel erzählen, denn jeder von uns hier hat seine ganz persönliche Odysee hinter sich oder steckt mittendrin - wie ich. Vor allen Dingen von den Ängsten, die sich irgendwann an das Symptom koppeln...Ich weiß nicht genau, ob ich froh bin, daß ich diese Seite gefunden habe oder ob ich jetzt noch mehr Angst habe....
Viele Grüße aus Hamburg, L.
29.11.2001 17:18 • • 09.01.2022 #1